VBZ: Beschaffung neue Trams

  • Nicht so tragisch.

    Wie ich die Sache sehe, wird das ganze wohl noch ein Weilchen dauern. Die VBZ haben beim RR Beschwerde eingelegt. Möglicherweise wird ja dann alles neu ausgeschrieben werden müssen. Für die Eröffnung der Verlängerung des 8ers über die Hardbrücke sind die neuen Fahrzeuge jedenfalls nicht verfügbar. Obwohl die Direktion meint, das habe keine Auswirkungen, wage ich das zu bezweifeln.

    Denn man muss immer mit Unfällen à la GTB rechnen oder dass da ein Saubannerzug aus dem besetzten Kochareal heraus ein Tram abfackelt. Das Depot Kalkbreite wäre da schön in Reichweite. Hoffentlich wird das gut bewacht. Aber der abgefackelte Cobra vor einiger Zeit sollte Warnung genug sein.

  • Massive Vorwürfe bei Zürcher Tram-Kauf

    Der geplante Kauf von 70 Zürcher Trams droht zu entgleisen. Ein geheimer Untersuchungsbericht, der der «Rundschau» vorliegt, kritisiert die Zürcher Verkehrsbetriebe hart: Deren Vorgehensweise bei der Trambeschaffung sei «nicht nachvollziehbar». Nun drohen Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe.

    Die Stadt Zürich braucht 70 neue Trams. Vier Anbieter haben für den 280 bis 350 Millionen teuren Auftrag offeriert: Bombardier, Siemens, CAF und Stadler Rail. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) will die Trams des kanadischen Bombardier-Konzerns kaufen. Dies bestätigen mehrere mit dem Geschäft Vertraute.

    Nun kritisiert ein der «Rundschau» vorliegender, geheimer Untersuchungsbericht die Vergabe der VBZ hart. Unter dem Titel «Trambeschaffung VBZ, Zweitmeinung», hat das renommierte Winterthurer Ingenieurbüro Molinari Rail das Auswahlverfahren untersucht. Es hatte Einblick in interne Ausschreibungs-Unterlagen der VBZ.

    Anforderungen nicht erfüllt
    Die Experten stellen der VBZ ein vernichtendes Zeugnis aus: «Die Vorgehensweise in der Beurteilung und Bewertung (der Anbieter, Anm. d. Red.) ist nicht einheitlich und teilweise nicht nachvollziehbar.» Offenbar erfüllt kein Hersteller die Anforderungen der VBZ: «Alle Anbieter müssten wegen Nicht-Erfüllung der Muss-Kriterien ausgeschlossen werden», hält der Bericht fest.

    Brisant: In Auftrag gegeben wurde der Untersuchungsbericht vom Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) – also vom Kanton, der den Millionen-Tramkauf der Stadt mitfinanzieren sollte.

    Unabhängiger Experte: «Bombardier wurde bevorzugt»
    Einblick in den Geheimbericht hatte auch Martin Weis. Der unabhängige Ingenieur führte früher in Deutschland selbst Ausschreibungen für Tramkäufe durch und berät heute Verkehrsbetriebe. Im Interview sagt Weis: «Bombardier wurde von den Verkehrsbetrieben Zürich bevorzugt. Wenn ich den Untersuchungsbericht lese, drängt sich der Gedanke auf, dass bereits vor der Ausschreibung klar war, dass Bombardier den Tramauftrag erhalten soll.»

    Der vertrauliche Bericht dokumentiert an mehreren Stellen, dass Anbieter Bombardier bei gleicher Bewertung wie die Konkurrenz eine bessere Punktzahl erhalten hat als die Konkurrenz. Experte Weis: «Ich bin entsetzt.»

    «Schadenersatz-Forderungen in Millionenhöhe»
    Ausschreibungs-Experte Weis rechnet damit, dass Schadenersatz-Forderungen auf die VBZ und damit die Steuerzahler zukommen. Weis: «Jeder Anbieter hatte zwischen 300‘000 und 500‘000 Euro Kosten für die Ausschreibung. Ich rechne mit hohen Schadenersatz-Forderungen von unterlegenen Anbietern an die Stadt Zürich.»

    Zurzeit liegt der Bericht beim gesamten Zürcher Regierungsrat um Ernst Stocker. Dieser entscheidet, ob er den geplanten Tram-Kauf stoppt. Stocker, die VBZ und der zuständige Stadtrat Andres Türler schweigen gegenüber der «Rundschau» zum neuen Untersuchungsbericht.

    Quelle: http://www.srf.ch/news/schweiz/m…her-tram-kauf-2

  • das wird wohl noch eine lange, spannende Geschichte.


    warum denke ich gerade an den Spontanwechsel vom Tango zum Flexity???

  • Ich kann Dome in dem Punkt zustimmen, dass dies wohl eine spannende und lange (darum auch teure) Geschichte werden wird.

    Die Vorwürfe im Rundschau-Beitrag sind in der Tat recht happig und scheinen durch den Zwischenbericht von Molinari auch durchaus eine fundierte Basis zu haben. Allerdings finde ich, dass man vorsichtig sein sollte, alleine auf Basis eines Beitrages aus einem TV-Format, das meiner Meinung nach in den letzten Jahren hauptsächlich tendenziöse und reißerische Berichterstattungen produziert hat, nun schon irgendwelche Unterstellungen und Anschuldigungen in den Raum zu stellen. In den vorherigen Beiträgen wird nämlich nichts anderes suggeriert, als dass die Firma BT hauptsächlich durch Vetternwirtschaft an ihre Aufträge kommen würde. Erstmals sollte man abwarten und schauen, wie sich die Beteiligten resp. die hauptsächlich angegriffenen VBZ dazu äußern. So viel Fairness sollte sein!

  • Erstmals sollte man abwarten und schauen, wie sich die Beteiligten resp. die hauptsächlich angegriffenen VBZ dazu äußern. So viel Fairness sollte sein!


    Danke für das Votum! In der Tat ist es so, dass (analog zum Strafrecht) die "Unschuldsvermutung", bzw. die "Korrektheitvermutung" gilt, bis zum Beweis des Gegenteils. Deshalb plädiere ich, wie schon mehrmals hier im Forum darauf hingewiesen, auf eine sachliche und fundierte Diskussion. Ich bin, aufgrund meines beruflichen Umfeldes, inzwischen ebenfalls sehr allergisch auf diese Art von Journalismus (siehe BaZ!). Der Korrektheit und Vollständigkeit halber muss gesagt werden, dass die VBZ die Möglichkeit erhielten sich zu äussern, diese jedoch (mit Hinweis auf das laufende Verfahren) nicht genutzt haben. Ein Entscheid, der die zukünftige Kommunikation zu diesem Thema nicht einfacher macht.

  • Noch ein Nachtrag, aus einem anderen Forum:

    «Schadenersatz-Forderungen in Millionenhöhe»
    Ausschreibungs-Experte Weis rechnet damit, dass Schadenersatz-Forderungen auf die VBZ und damit die Steuerzahler zukommen. Weis: «Jeder Anbieter hatte zwischen 300‘000 und 500‘000 Euro Kosten für die Ausschreibung. Ich rechne mit hohen Schadenersatz-Forderungen von unterlegenen Anbietern an die Stadt Zürich.»

    "Ausgerechnet Martin Weis, der in Potsdam als Chef mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert wurde, die er jetzt so "selbstlos" anprangert. Vielleicht wird ja publik, in wessen Auftrag er in Zürich unterwegs ist ..."

    und weiter noch:

    Michele Molinari, CEO der Molinari Rail, kommentiert die Vereinbarung mit Take Five wie folgt: „Ich freue mich sehr, mit Martin Weis und seinen Freunden zusammenzuarbeiten. Gegenseitig runden wir unser Portfolio ab und können damit den Kunden noch umfassendere Dienstleistungen anbieten.“

    Soviel zum Thema "Experten" und "unabhängig/unvoreingenommen" ...

    Quelle: drehscheibe-online.de

  • Im Fernsehbeitrag SRF war klar zu erkennen, bei der Durchsicht der Dokumente, dass beim Vergleich eindeutig mit verschiedenen Ellen - zu Gunsten von Bombardier - gemessen wurde!
    Bewertungspunke zu einzelnen Forderungen aus dem Pflichtenheft waren eindeutig so gewählt, dass die Wertung nicht nachvollziehbar war.

    Wie der Experte auf Anfrage auch sagte: "Dies würde eigentlich auf Manipulation zu Gunsten eines Anbieters deuten".

  • Ihr habt zweifelsohne recht.
    Ich will auch gar keine Anschuldigungen machen, sondern habe nur erwähnt, dass mir da quasi diese Situation in Sinn kommt.

    Was ich noch spannend finde, ist, dass man hundertmal erwähnt, dass es ein vertrauliches Dokument ist, und es man dann einfach so vor die Kamera nimmt.

    Mal schauen, was da so weiter geht.

  • Vielleicht sind die Anforderungen so hoch das man sie gar nicht erfüllen kann mit den vorhandenen Fahrzeugangebot der Herstellerfirmen ?

    Aber war das nicht schon immer so?
    Die Hersteller versuchen mit allen Tricks und viel bunten Überzeugungsscheinchen ihre eigentlich schlechten Produkte an den Mann zu bringen.
    Ich darf da nur die Firma Siemens in Erinnerung bringen, da gab es einen regelrechten Bestechungsskandal.
    Das war übrigens genau in der Zeit als die Combinos bestellt wurden...

  • Im Fernsehbeitrag SRF war klar zu erkennen, bei der Durchsicht der Dokumente, dass beim Vergleich eindeutig mit verschiedenen Ellen - zu Gunsten von Bombardier - gemessen wurde!
    Bewertungspunke zu einzelnen Forderungen aus dem Pflichtenheft waren eindeutig so gewählt, dass die Wertung nicht nachvollziehbar war.

    Wie der Experte auf Anfrage auch sagte: "Dies würde eigentlich auf Manipulation zu Gunsten eines Anbieters deuten".

    Da Du den Fernsehbeitrag ja so genau studiert hast, wird Dir sicher auch das Folgende aufgefallen sein: Beim zweiten Beispiel für die angebliche Bevorzugung von Bombardier wird eine Zeile (resp. ein Unfallszenario) aus einer Tabelle mit den Chrashkonzepten der verschiedenen Anbieter herausgepickt und dabei die Lösungen von STAR und BT verglichen. Wie im Beitrag jedoch klar zu erkennen ist, wurde die Bewertung durch die VBZ für das komplette Konzept vorgenommen. Da stellt sich mir die Frage: Wenn die Bevorzugung von BT durch die VBZ im Bericht so deutlich aufgezeigt wird, warum hat man kein anderes Beispiel gewählt, sondern musste mit diesem (ziemlich konstruiert wirkenden) Beispiel Vorlieb nehmen? Genau solche Sachen - sowie die Wahl des äußerst umstrittenen Herr Weis als "Experten" - stören mich dann schon sehr an diesem Beitrag...

    Wie schon gesagt: Dass bei diesem Thema irgendetwas massiv schief läuft, ist inzwischen ja offensichtlich. Ich denke jedoch nicht, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt als Außenstehende schon beurteilen können, wer von den sehr vielen Beteiligten nun tatsächlich dafür verantwortlich ist...

  • Stadler-Rail-Chef hält die Tram-Ausschreibung für skandalös

    Bei der Ausschreibung von 70 Trams für die Stadt Zürich geht der Schweizer Anbieter Stadler Rail leer aus. Deren Chef Peter Spuhler äussert sich nun erstmals. Er ist über den Entscheid der Verkehrsbetriebe VBZ nicht nur enttäuscht – «das ist man immer, wenn man verliert». Spuhler ist vielmehr «schockiert», und zwar über die Art und Weise, wie Stadler Rail ausgebootet worden sei. Der siegreiche Konkurrent Bombardier sei «hochgepunktet» worden, während die anderen Anbieter, insbesondere Stadler Rail, «weggepunktet» worden seien.

    Die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens zitierte aus einem Untersuchungsbericht, der die Trambeschaffung durch die VBZ als «nicht nachvollziehbar» kritisierte. «Wenn das stimmt, ist das ein Skandal, wie ich ihn in 26 Jahren im Bahngeschäft noch nie erlebt habe», sagt Spuhler. Als Arbeitgeber mit 3000 Mitarbeitern in der Schweiz so etwas im eigenen Land zu erleben, sei unglaublich, sagt Spuhler und fordert: «Es braucht jetzt ein unabhängiges Gremium oder eine PUK, welche diese Ausschreibung untersucht und aufzeigt, was geschehen ist.» Sollte die Punktevergabe an die Anbieter tatsächlich den effektiven Evaluationen zuwiderlaufen, müssten «bei den Verantwortlichen der VBZ Köpfe rollen». Ähnliche Vorgänge habe er nicht einmal in Ländern der ehemaligen Sowjetunion erlebt.

    Für den Thurgauer Unternehmer steht fest, dass es zu einer Neuausschreibung kommen muss. Sie sei zwingend, weil alle Anbieter gemäss dem Bericht Muss-Kriterien verletzt hätten, was ihren Ausschluss zur Folge haben müsse. «Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen», sagt er. Bei einem zweiten Anlauf würde Stadler Rail «sicher wieder anbieten». Stadler Rail habe beim Preis aufgrund des starken Frankens einen Nachteil gehabt, und «wir hatten aufgrund der fehlerhaften Evaluation nicht die Chance, diesen Nachteil durch unsere technischen Stärken zu kompensieren».

    Quelle: schweizamsonntag.ch

  • SRG-Ombudsmann beanstandet «Rundschau»-Beitrag zu Tram-Deal

    Der «Rundschau»-Beitrag «Tram-Deal in Zürich» vom 25. Februar hat nach Ansicht von SRG-Ombudsmann Achille Casanova das Sachgerechtigkeitsgebot verletzt. Aus einem vertraulichen Bericht zu zitieren, sei jedoch zulässig gewesen.

    Das Publikum habe sich aufgrund des TV-Beitrags nur ungenügend eine eigene Meinung bilden können. Es seien wichtige Informationen unterschlagen worden. Zudem sei über die Schlussfolgerungen der als "vertraulich" klassifizierten Expertise "sehr plakativ und wenig differenziert berichtet" worden, schreibt Casanova in seinem Schlussbericht.

    Ein Fernsehzuschauer hatte in seiner Beanstandung an die SRG-Ombudsstelle kritisiert, die "Rundschau" habe aufgrund eines geheimen Berichtes eine "hochgradig unqualifizierte Sendung zur Trambeschaffung" ausgestrahlt. Das Zitieren aus einem Geheimpapier sei "medienethisch und strafrechtlich nicht zu verantworten".

    Der Ombudsmann teilt diese Meinung nicht. Seines Erachtens ist "das Interesse der Öffentlichkeit an der Information grösser zu gewichten als das Interesse der Behörden an der Geheimhaltung des Berichtes". Die "Rundschau" habe ihre Rolle "als Wächter der Demokratie" wahrgenommen.

    Die Trambeschaffung sei für Zürich "ein durchaus bedeutsames Vorhaben, bei dem es um Investitionen in der Höhe von 280 bis 350 Millionen Franken gehe. Der Entscheid habe Konsequenzen für die nächsten 40 Jahre.

    Im Bericht mit dem Titel "Trambeschaffung VBZ. Zweitmeinung" heisst es gemäss der "Rundschau", die Beurteilung der Offerten sei "nicht ausreichend nachvollziehbar" und alle vier Tram-Anbieter hätten die "Muss-Kriterien nicht erfüllt".

    Der TV-Bericht hat laut Ombudsmann jedoch wichtige Informationen ausgeklammert. Nicht erwähnt worden sei beispielsweise, dass im vertraulichen Bericht wiederholt darauf hingewiesen wurde, dass eine abschliessende Beurteilung noch gar nicht möglich sei, weil die Autoren der Expertise nur begrenzten Zugang zu den Dokumenten erhalten hätten.

    Insgesamt beurteilte Casanova die Beanstandung des Fernsehzuschauers als "teilweise berechtigt". Er betrachte die Veröffentlichung des vertraulichen Berichts zwar als zulässig, die Art und Weise wie dies geschehen sie, erachte er aber als "zu wenig präzis".


    Quelle: Limmattaler Zeitung online, 15.04.15, https://www.tramforum-basel.ch/www.limmattale…-deal-129040380


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    Wie man sieht hatten also auch noch andere Leute Mühe mit der Darstellung des Sachverhaltes im besagten Rundschau-Beitrag. Offensichtlich nicht ganz zu unrecht... :thumbdown:

  • Die neuen Zürcher Trams werden in den Kurven lauter sein als das Cobra, weil ihre Räder anders funktionieren. Das weiss niemand, weil die Beschaffung in Zürich hinter verschlossenen Türen stattfindet.

    Beschafft eine Stadt ein neues Tram, so geht man im Allgemeinen davon aus, dass es besser ist als das alte. In Zürich gilt das aber nicht, wenigstens nicht in jeder Hinsicht, wie der Experte Markus Hecht anmerkt. Der Professor für Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin verfolgt die Zürcher Trambeschaffung aus der Distanz. Dabei wundert ihn vor allem eines: wie intransparent das Ganze abläuft und wie wenig in der Öffentlichkeit über die Anforderungen an neue Trams diskutiert wird. Auf Anfrage nennt der Deutsche einen Punkt, von dem erglaubt, dass er für die Bevölkerung von grossem Interesse ist: der Lärm, den die nächste Tramgeneration verursachen wird.

    Mehr Lärm in den Kurven
    Alle Trams, die als Nachfolger für das Tram 2000 im Rennen sind, quietschten in den Kurven nämlich deutlich lauter quietschen als die Cobras, sagt Hecht. Dies habe einen einfachen Grund. Die VBZ wollten das Tram 2000 nämlich durch ein Tram mit starr geführten Einzelrädern ersetzen. Das bedeutet, dass die Räder sich nur im Radlager drehen können, eine Lenkbewegung aber nicht möglich ist. Hecht ist der Meinung, dass sogar das Tram 2000 und dessen Vorgänger Mirage diesbezüglich besser waren, da diese noch nicht mit Einzelrädern, sondern mit Radsätzen ausgerüstet waren. Bei diesem System drehen die Achsen mit, was dazu führt, dass beim Quergleiten in der Kurve auch ein Längsgleiten stattfindet, wie Hecht ausführt. Somit werde Energie, die sonst zum Quietschen führen würde, weggeführt, was das Tram in der Kurve leiser mache. Zudem sei die
    Radlast beim neuen Tram in jedem Fall sehr hoch gegenüber den Cobra-Vorgängern, was das Kurvenkreischen verschärfe. Das Cobra-Tram wiederum sei ausgesprochen leise, weil es radial einstellende Achsen habe. Diese könnten in der Kurve einzeln auf das Gleis ausgerichtet werden, was in der Geraden und im Bogen eine perfekte Einstellung ergebe. Nur bei der Kurveneinfahrt und -ausfahrt komme es zu einem leichten und kurzen Quietschen.

    Die Cobra ist abgehakt
    Da Zürich bekannt sei für seine hohen Ansprüche an die Trams, wundere es ihn etwas, dass eine Weiterentwicklung der Cobras nicht in Betracht gezogen worden sei, sagt Hecht. Stationäre Schmieranlagen könnten das Problem nur lindern, aber nicht beseitigen, wie die Erfahrung zeige. Ausserdem werde damit Schmutz produziert.

    Andreas Uhl, der Mediensprecher der VBZ, räumt auf Anfrage ein, dass das Cobra in den Kurven ausserordentlich leise sei und die neuen Trams wohl mehr quietschen würden. «Wir sprechen hier aber von Nuancen», wehrt er ab. Eine Weiterentwicklung des Cobra-Trams sei nie ein Thema gewesen. Das Cobra habe andere Nachteile wie Rad-Unebenheiten und starke Abnützungen an den Radkränzen. Uhl weist darauf hin, dass das Cobra-Tram vom Hersteller in keine andere Stadt verkauft wurde. Diese Art von Fahrwerk habe sich offenbar nicht durchsetzen können. Entwickelt wurde das Cobra als Sonderanfertigung für Zürich von der Firma Schindler, die später von Adtranz und schliesslich von Bombardier übernommen wurde. Bombardier hat sich nun mit seinem Flexity-Tram in Zürich beworben. Die Ausschreibung für die neuen Trams enthalte strenge Vorgaben, was den Lärm betrifft, hält Uhl weiter fest. Zudem gebe es beispielsweise am Paradeplatz und in den Wohnquartieren bereits Schmieranlagen, die das Quietschen eindämmten. Zudem könne man auch an den Fahrzeugen den Spurkranz schmieren, um die Geräusche einzudämmen.

    Keine Debatte
    Nicht einmal in der Verkehrskommission des Gemeinderats wurde über die Lärmfrage diskutiert. Das Kommissionsmitglied Markus Knauss (gp.) glaubt, eine Weiterentwicklung der Cobra-Trams sei auch deshalb kein Thema, weil dessen Einführung mit vielen Pannen und negativer Publicity behaftet gewesen sei: «Man will sich nicht mehr die Finger verbrennen
    und kauft lieber ein Tram ab der Stange.» In Zürich seien zwar diverse Trams in Probefahrten getestet worden. Er habe aber nie eine Evaluation gesehen, und die Ratskommission habe zur ganzen Beschaffungsfrage überhaupt nichts zu sagen gehabt.

    Quelle: NZZ-Online, 06.06.2015

    Kommentar zum letzten Satz von Herrn Knauss: Die Politik hat sich auch aus der Beschaffungsdiskussion herauszuhalten, da ansonsten jedes Ausschreibungsverfahren zur Farce wird. Andererseits führt auch ein korrekt durchgeführtes Ausschreibungsverfahrern nicht immer zur objektiv besten Lösung. Fast so schwierig wie die Quadratur des Kreises zu erreichen!