[BS] Motion betreffend neue BVB-Trams für die Zukunft von Basel

  • Aktuell fahren diverse Tramtypen der Basler Verkehrsbetriebe auf dem Schienennetz der Region. Es stehen Ersatzbeschaffungen des Tram-Rollmaterials an, die mit Einlösen eines Beschaffungs-Optionsloses des neusten Tramtypes (Flexity) oder aber einer Ausschreibung eines neuen Tramtypes erfolgen könnten, der den basel-städtischen Bedürfnissen Rechnung trägt.

    Das Einlösen der Optionsloses verlängert die Neuordnung der Tramtypen bzgl. der Tramnetz-Kompatibilität im schlimmsten Fall bis fast 2060. Bundesrechtlich ist nach einer Übergangsfrist von 20 Jahren bis Ende 2023 eine autonome Zugänglichkeit zum öffentlichen Verkehr zu gewährleisten (Behindertengleichstellungsgesetz BehiG). Diese Vorgabe wird schon jetzt klar um mindestens 10 bis 15 Jahre nicht erreicht.

    Der Kanton bemüht sich, die Vorschriften des Bundesrechts im Rahmen des öffentlichen Verkehrs umzusetzen. So wurden auf Grund des aktuellen Rollmaterials Tramhaltestellen so umgebaut, dass sie Sicherheitsprobleme für die Velofahrenden (Kap-Haltestellen) darstellen. Ein Zielkonflikt zwischen Menschen mit Behinderung und Velofahrenden kann aber unter keinen Umständen im Sinne des Gesetzgebers sein. Entsprechend ist eine Trambeschaffung anzustreben, die diesen Zielkonflikt löst.

    Gemäss § 42 Abs 1bis der GO fordern die Motionärlnnen den Regierungsrat auf, Massnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass das Tramnetz möglichst zeitnah votlumfänglich mit Rollmaterial inkl. Schiebetritt befahren wird.

    Quelle: Grosser Rat BS, Motion vom 18.03.2021

  • Spannend sind höchstens die Idee und die Wünsche, die daraus entstehen.

    Faktisch hat der Vorstoss keine Chancen ökonomisch umgesetzt zu werden. Schliesslich sollte mit Steuergeldern haushälterisch umgegangen werden. Man stelle sich nur vor, was das bedeuten würde, wenn man den Abstand zwischen Gleis und allen Haltestellenkanten verbreitern möchte und gleichzeitig Fahrzeuge mit Schiebetritt beschaffen müsste. Schlichtweg nicht realistisch umsetzbar.

    Komplette Systemumstellungen erfordern die Einstellung des Betriebes (siehe WB) oder die sukzessive Umstellung über mehrere Jahre mit parallelem Betrieb (da kommt mir Stuttgart in den Sinn, mit dem Wechsel von 1000m auf 1435mm und Hochperron) und enormen Kosten.

    Aber warten wir mal ab, was die übrigen Ratsmitglieder dazu meinen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Motion das richtige parlamentarische Instrument ist :/

    (etwas Staatskunde BS: In der Form einer Motion kann jedes Mitglied des Grossen Rates oder eine ständige Kommission den Antrag stellen, es sei der Regierungsrat zu verpflichten, dem Grossen Rat eine Vorlage zur Änderung der Verfassung oder zur Änderung eines bestehenden oder zum Erlass eines neuen Gesetzes oder eines Grossratsbeschlusses zu unterbreiten.)

  • Ich denke, der Vorstoss zielt v. a. darauf ab, die Ziehung der Flexity-Optionen zu verhindern.

    Man stelle sich nur vor, was das bedeuten würde, wenn man den Abstand zwischen Gleis und allen Haltestellenkanten verbreitern möchte [...]

    Das betrifft ja bei weitem nicht alle Haltekanten, sondern nur die Kaphaltestellen, wo der Veloverkehr auf dem Tramgleis durch die Haltestelle geführt wird. Der Schiebetritt fährt nur wo notwendig aus.

  • Stimmt ... danke ... nicht alle Haltekanten ... aber eine sicherlich dennoch grosse Zahl ... und auch solcher, die bereits BehiG umgebaut sind (z.B. Rheingasse).

    Und ja ... genau das ist die Absicht ... Flexity-Option nicht ziehen, da man ansonsten 10 Jahre länger diese Fahrzeuge ohne Schiebetritt im Betrieb hätte. Andererseits will die BVB 2023 die Cornichons ersetzen ... da bleibt für eine Neuausschreibung eigentlich keine Zeit ... und güsntiger werden die Fahrzeuge nicht ... ein Dilemma!

  • Da die Fleyity`s bestimmt wieder mehrere Jahre Lieferverzögerung haben werden, kann die Neuausschreibung evtl. schneller sein.

    ... und vielleicht mal eine Kompromiss-Entscheidung fällen und versuchen mit dem BLT-Partner eine beschleunigte Fahrzeugbestelleung organisieren.

  • Klar, man kann diskutieren, ob es sinnvoll ist, nach Combino und Flexity eine dritte Serie zu beschaffen.

    Aber selbst das wäre gegenüber dem Status Quo eine Verbesserung - da man man aktuell mit Be 4/4, B4S, Be 6/8 I, Be 4/6 und Be 6/8 II sogar fünf/vier Serien unterhält. Künftig wäre es eine weniger.

  • Endlich greift mal einer diese Diskussion auf. Weg mit dem Flexity-Schrott!

    Fahrkomfort schlimmer als in einem ein Tatra-Tram in Russland. Schletzende Türen und knallende Verschlussgeräusche bei der Türverriegelung... Sitzkomfort wie früher in der 3. Klasse bei den EBT-Zügen... Quietschen, knattern, rattern... die Liste ist endlos... zudem Fenster auf Halshöhe und Einstiege, die nicht behindertengerecht sind, weil die doofen Hartgummiwülste bei den Türen nicht bündig sind mit den Perronkanten... und und und. Bekommen es denn die zwei Kantone nicht gebacken, gemeinsam eine Ausschreibung auf die Beine zu stellen... unsäglich!

  • Fahrzeugbeschaffungen sind Sache der Transportunternehmen und nicht der Kantone. Letztere können lediglich in beschränktem Rahmen Vorgaben machen, beispielsweise dass die Trams zur Infrastruktur passen (z. B. Fahrzeuglänge, Vorbereitung für Schiebetritte, etc.).

  • Stimmt ... danke ... nicht alle Haltekanten ... aber eine sicherlich dennoch grosse Zahl ... und auch solcher, die bereits BehiG umgebaut sind (z.B. Rheingasse).

    Und ja ... genau das ist die Absicht ... Flexity-Option nicht ziehen, da man ansonsten 10 Jahre länger diese Fahrzeuge ohne Schiebetritt im Betrieb hätte. Andererseits will die BVB 2023 die Cornichons ersetzen ... da bleibt für eine Neuausschreibung eigentlich keine Zeit ... und güsntiger werden die Fahrzeuge nicht ... ein Dilemma!

    Die Frage ist, wie sich das auf die gemeinsam mit der BLT benutzen Haltestellen auswirken würde. Da die Tangos keine Schiebtritte haben würde es noch schwierig werden, da die Kanten so zu gestalten, dass mit und ohne Schiebetritt das BehiG gewährleistet würde.

    In Sachen Flexity finde ich die Bezeichnung Schrott hart ausgedrückt. Ich habe aber den subjektiven Eindruck, dass die ab 2018 ausgelieferten Zürcher Flexitys den minim älteren Basler "Geschwistern" in Sachen Fahrkomfort, Zuverlässigkeit und Fahrleistungen deutlich überlegen sind. Ich bin weiss Gott kein Bombardier-Fan, aber in der Version für Zürich hat mich das Fahrzeug überzeugt und es wird - Überraschung - nicht mit der von Bombi zu befürchtenden "jahrelangen" Verspätung ausgeliefert.

    Ich kann mir diese Unterschiede zwischen zwei theoretisch fast baugleichen (wenn man von der Fahrzeugbreite und der Aussenstaltung absieht) Fahrzeugkonstruktionen nur so erklären, dass Bombardier den Flexity im kurzen Zeitraum zwischen der Lieferung der Basler und Zürcher Version deutlich weiterentwickelt und verbessert hat.

    WENN die BVB nochmals Flexitys bestellen wollen, dann sollte das m. M. gelungene Zürcher Model ganz klar als Referenz dienen, bzw. die BVB müsste bei Bombardier darauf bestehen, dass sie das selbe Fahrzeug erhalten, natürlich auf Basel angepasst, sprich mit 2.3 Meter Breite und einem anderen Aussendesign.

    Man kann natürlich neu Ausschreiben, aber dann wird es teurer kommen als die Optionseinlösung und spätestens wenn es ums Geld geht wird es schwierig dem Besteller eine Begründung gegen die Optionseinlösung zu verkaufen. "Fahrzeug gefällt nicht" wird da nicht reichen...

    Bekommen es denn die zwei Kantone nicht gebacken, gemeinsam eine Ausschreibung auf die Beine zu stellen... unsäglich!

    Über Fahrzeugbeschaffungen entscheiden die Betreiber. Und gerade da tun sich Unterschiede auf. Das neue Tram für die BLT ist nach meinem Eindruck auf deren Infrastruktur mit teilw. grösseren Hst.-Abständen und höheren Geschwindigkeiten ausgelegt. Das würde zwar für die Linie nach Pratteln auch passen, aber gilt das auch für das restliche BVB-Netz?

    2 Mal editiert, zuletzt von oberländer (13. April 2021 um 21:58) aus folgendem Grund: Absatz hinzugefügt.

  • Die Frage ist, wie sich das auf die gemeinsam mit der BLT benutzen Haltestellen auswirken würde. Da die Tangos keine Schiebtritte haben würde es noch schwierig werden, da die Kanten so zu gestalten, dass mit und ohne Schiebetritt das BehiG gewährleistet würde.

    Die Fahrzeuge mit Schiebetritt können problemlos an den Haltestellen, die für Fahrzeuge ohne Schiebetritt ausgelegt sind, halten. Der Schiebetritt fährt nur bei Bedarf aus. Umgekehrt können die Fahrzeuge ohne Schiebetritt die (zukünftig umgestalteten) Haltestellen mit einem grösseren Abstand zwischen Schiene und Haltekante nicht bedienen (bzw. nur mit einem grossen Spalt).

    Das neue Tram für die BLT ist nach meinem Eindruck auf deren Infrastruktur mit teilw. grösseren Hst.-Abständen und höheren Geschwindigkeiten ausgelegt. Das würde zwar für die Linie nach Pratteln auch passen, aber gilt das auch für das restliche BVB-Netz?

    Wie kommst du zu diesem Schluss? Was ist am neuen BLT-Tram nicht "stadttauglich"?

  • Ich als ÖV-Nutzer habe überhaupt kein Interesse daran, dass Fahrzeuge vor dem Ende ihrer Nutzungsdauer ausgemustert werden. Ein so grosser Abschreiber würde sich mit Sicherheit auf die Preise der Dienstleistungen auswirken. Es muss nicht sein, dass auch der TNW so teuer wird wie andere Verbunde.

    Für mich gilt: Wer nicht fähig ist mit seinem Drahtesel durch eine Kaphaltestelle zu fahren, beherrscht das Fahrzeug nicht und soll es entweder im Velokeller lassen oder andere Routen suchen.

    Gruss

    Christian

  • Ich habe ohnehin das Gefühl, dass dieses Problem deutlich kleiner ist als über die Medien (für die Konflikte Tram-Velo natürlich interessant sind, insbesondere noch bei den frühreren BaZ-Besitzverhältnissen) wahrgenommen.

  • Wie kommst du zu diesem Schluss? Was ist am neuen BLT-Tram nicht "stadttauglich"?

    Ich habe nicht gesagt, dass das BLT-Tram nicht "stadttauglich" ist. Das ist es natürlich. Aber es wurde in erster Linie für die längeren Fahrzeiten der BLT-Überlandabschnitte optimiert. In Basel sehe ich diese mit Ausnahme des Pratteler Astes weniger, darum wurde bisher mit dem Flexity auch ein klassisches Stadttram beschafft. Ich frage mich darum, ob die BVB mit solchen Fahrzeug nicht besser bedient wäre als dass für das BLT-Netz massgeschneiderte neue BLT-Tram.

    Aber sollte sich die BVB wider Erwartens für eine Neuausschreibung entscheiden und sich in dieser für das gleiche Tram entscheiden wie die BLT, dann hätte ich auch nichts dagegen.

  • Was ist denn konkret der Unterschied zwischen einem "klassischen Stadttram" und dem "Überlandtram" der BLT, ausser dass letzteres vielleicht mehr sitzplatzoptimiert ist?

    Meines Erachtens ist das BLT-Tram mit acht breiten Doppeltüren deutlich besser für den Stadtverkehr mit häufigem Fahrgastwechsel geeignet als Flexity und Combino.

  • Die "Hauptprobleme" beim Tango sind einerseits, dass die erste und letzte Türe nicht am Wagenende sind und dass es in der Wagenmitte ein Jakobsdrehgestell mit entsprechenden Treppen hat. Vor allem ersteres stört den Fahrgastwechsel z.T. massiv.

    Das neue BLT-Tram wird wahrscheinlich eine ähnliche Türanordnung haben - jedoch ohne Hindernis in der Wagenmitte.

  • Inwiefern wird der Fahrgastwechsel gestört, weil die erste und letzte Tür nicht am Wagenende sind? Meine Beobachtung ist, dass der Fahrgastwechsel an den schmalen Türen zuvorderst und zuhinderst beim Flexity/Combino oft am längsten dauert. Ich würde mich sogar auf die Äste rauslassen und behaupten, dass der Fahrgastwechsel insgesamt eher schneller wäre, wenn man die erste und letzte Tür beim Flexity/Combino aufheben würde.

  • Dass viele Leute beim Einsteigen nicht warten können bis alle die es wollen ausgestiegen sind, erscheint mir eine dumme Saugewohnheit welche immer mehr zunimmt. Dazu kommt, dass es immer mehr Leute gibt die erst aufstehen und gemächlich zu den Türen schlendern, wenn diese geöffnet haben. Das erlebt man aber auch bei anderen Trams als den Tangos, bei den Tangos mit dem erhöhten Podest wird es einfach noch mühsamer.

    Dass sich meisten Fahrgäste oft an der ersten bzw. letzten Türe drängen obwohl die mittleren doppelt so breiten noch offen sind, scheint auch so eine Gewohnheit zu sein die man einfach nicht wegbekommt. Das könnte sich vielleicht ein wenig ändern, wenn die Doppelstationen mal weg sind, aber am Bahnhof SBB wird das wohl nie besser werden. Tramfahrgäste scheinen einfach zwischendurch ohne Gehirn unterwegs zu sein.

    Beim neuen "Tango" welcher offensichtlich von der BLT beschafft wird fällt mir auf, dass es drei "kleine" Mittelteile mit kleinen Rädern und wohl ohne Antrieb hat. Wenn das stimmt dann wäre das Verhältnis von angetriebenen zu nicht angetriebenen Achsen 4 zu 6 und damit wäre dieses Tram nicht am Kohlenberg zugelassen.