Linie 21 wühlt im Archiv

  • Sali zsäme,

    wie kommt der neue Nutzer eigentlich auf seinen Namen? Linie 21 ist ja recht eindeutig, aber welche?

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    Zum Einstieg sei verraten: die hier ist nicht gemeint, auch wenn sie (wenn auch nicht mehr mit Duewag) recht nah an meinem Büro vorbei fährt.

    [Wagen 624, Basel Badischer Bahnhof, März 2014]

    Welche wars also?

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    Die hier? Lohner E1 ex Wien in Krakau? Nein...

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    Oder die? CKD Tatra T6A2 in Leipzig? Nein...

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    Etwa der GT8 in Heidelberg? Nein...

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    Doch nicht dieser vernebelte T3 in Prag? Keine Sorge...

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    Nochmal Lohner E1, diesmal im heimatlichen Wien. Aber der ist's auch nicht...

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    Im europäischen Trambahnstreit Duewag vs. Tatra legt Berlin mit einem KT4D nach.

    Aber diese Linie 21 war es auch nicht...

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    Die hier hätte ich noch (Beschwerden über die schlecht lesbare Liniennummer bitte an poczta@tramwaje-slaskie.pl).

    Dieser Konstalumbau ist's aber auch nicht :)

    Soll ich wirklich auflösen? Wäre doch langweilig, wenn die Europareise schon vorbei wäre ;)

  • Ich muss auch mal meine besuchten Tramstädte zeigen, sind inzwischen auch recht viele. Aber ausser Basel, Heidelberg (aber mit GT8), Leipzig (hier aber mit T4D) und Berlin (aber nur mit Niederflurwagen und die Tatra in Hannover, wird sich diesen Sommer aber wahrscheinlich ändern;):)) kenne ich keine der hier gezeigten Städte. Interessantes Rätsel - Es gäbe ja noch sehr viele Städte mit einem 21er. Ich hätte als Städte mit Linie 21 noch Bukarest und Braila in Rumänien anzubieten, die haben aber soweit ich weiss nichts im Gegensatz zu anderen Linien spezielles. Also tippe ich eher auf die Museumslinie 21 in Zürich. Aber ich möchte es jetzt nicht verderben, setze deine Europareise fort, ich jedenfalls bin gespannt auf weitere Städte!

    P. S. Ist der Konstal-Umbauwagen aus Katowice?

  • In Summe bin ich jetzt bei 172 Betrieben. Allerdings war ich in den letzten Jahren etwas nachlässig bei der Archivpflege - und nicht jeder Betrieb hat eine Linie 21.
    Der Konstal-Umbau gehört zur Tramwaje Slaskie, die auch Katowice bedient, die Aufnahme ist aber aus Bedzin.

  • Am Rande der Bilder aus Belgrad hatte ich kurz angeschnitten, dass ich 2017 kurz in Alexandria / Ägypten war. Wer Trambahnen unter wirklichen Extrembedingungen erleben will, dem sei diese Stadt empfohlen - allen anderen eher nicht ;)

    Alle ursprünglich 100 Düwagwagen wurden 1965/66 für Kopenhagen gebaut und dorthin geliefert, nach nur sechs Jahren Einsatz wurden sie dort im Rahmen der Einstellung des kompletten System überflüssig und wurden nach Alexandria verkauft. Die nahezu unzerstörbaren Fahrzeuge waren zum Aufnahmezeitpunkt also seit 45 Jahren in Ägypten im Einsatz.

    In Alexandria fahren derzeit 13 Linien, davon zählen 9 zur "El-Medina-Tram" (eher Innenstadt) und vier zu "El-Raml-Tram". Neben den Duewags fahren auch Wagen aus Ungarn und Japan.

    Für mich war es der (grob) 150. Trambahnbetrieb, den ich gesehen hatte, nach einer Ukrainereise im Vorjahr (also 2016) glaubte ich, mich könne nicht mehr viel überraschen, aber sowohl in Alexandria als aus in Kairo stellte sich öfters der "WTF?"-Gedankengang ein.

    Teil 1 zeigt die noch in weitestgehendem Originalzustand fahrenden Düwag, bei Interesse gibt es einen zweiten Teil mit verschiedenen Moderinisierungen.

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    Wir blicken zu Beginn mal in den Fahrerstand eines GT6. Erstaunlich, wie minimalistisch das funktionieren kann...

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    Gegenüber des Hauptbahnhofs liegt der Hauptmarkt. Gemüse, Obst, Jeans, chinesischer Exportmüll, Düwags - hier kann man alles kaufen.

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    In der Nähe des Hauptbahnhofs zeigt sich bald die innerstädte Konkurrenz - Minibusse. Die ist aber verglichen mit dem Tram unverschämt teuer (Tram je Fahrt 0,25 Pfund = 3 Rp, Minibus 1-2 Pfund, also 12-25 Rp).

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    Architektonisch ist die Stadt teilweise sehr beeindruckend - aber der Verfall betrübt dann durchaus wieder. Was muss das vor 70-80 Jahren für eine beeindruckende Stadt gewesen sein.

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    Der Übergang von Wohn- in Industriequartiere ist fliessend. Hier befinden wir uns im Südwesten der Stadt.

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    Google Maps verkündet ein Hospital - dummerweise war es das Militärkrankenhaus, so dass wir recht schnell vertrieben wurden.

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    Die kleinen Läden haben morgens um kurz nach acht noch geschlossen, die Tram fährt trotzdem durch die fast menschenleere Stadt.

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    Nicht nur Fussgänger werden ab und an von Löchern im Weg überrascht, hier ist die Tramtrasse einige Zentimeter abgesackt. Stört auch keinen - mit 20 drüber geht meist gut. Und wenn nicht - dreht man die Stange und zieht mit dem noch eingegleisten Drehgestell den Rest wieder aufs Gleis...

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    Die Linie 19 ist eine selten verkehrende Aussenlinie aus dem Ölhafen. Müll und Schrott ist auf den Strassen leider Alltag.

  • Danke für den tollen Fotobericht. Alexandria steht wie auch die Ukraine schon lange auf meiner To do-Liste. Von dieser Gegend kenne ich bisher nur Israel, wo es leider keine alten Trams gibt. (Aber es ist wirklich ein Paradies für Bus-und Eisenbahnfans (vor allem Dieselfans), amerikanische Kraftprotzen in der Wüste, die solls aber auch in Ägypten geben).

  • Dann wollen wir mal weiter - nicht alle Fahrzeuge in Alexandria sehen derart fertig aus. Vor einigen Jahren, vermutet wird um das Jahr 2014/5 herum, begann mit der gründlichen Instandsetzung einiger Düwag. Es gibt drei unterschiedliche Varianten: grüne, die quasi 1:1 instand gesetzt wurden, rote mit einem zusätzlichen hohen Scherenstromabnehmer für die "El-Raml-Tram" entlang der Küste und blaue mit einer durchaus luxuriösen Inneneinrichtung. Eine Fahrt mit dem "Blauen Düwag" kostet 5 Pfund und somit das zwanzigfache eines normalen Fahrscheines. In den gut 55 Rappen ist dann aber auch ein Tee und Gebäck inklusive...

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    Wagen 810 an der Zwischenschlaufe Moharam Bek - inmitten der typischen Ladataxis.

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    Beleuchtung wird völlig überbewertet - Wagen 869 auf dem Markt, hier herrscht selbst spätabends noch geschäftiges Treiben.

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    Wagen 810 verlässt am St. Cathrine-Square eine enge Altstadtgasse.

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    Wagen 859 vor dem Alexandria Hockey Club - einem Treffpunkt der Oberschicht, die aber eher mit Limosine und Chauffeur anreist als mit dem Tram.

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    Der gleiche Wagen in der Schlaufe El-Qa'ed-Ibrahim kurz vor der Innenstadt. Die roten Düwag fahren eine Taktverdichtung, die Hauptlinie fährt noch eine Haltestelle weiter bis zum Kopfbahnhof El-Raml.

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    Wagen 833 ebenfalls vor dem Hockeyclub - hier aber vormittags in der Gegenrichtung.

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    Ebenfalls vor dem Hockeyclub zeigt sich Wagen 893.

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    Wagen 899 in den Häuserschluchten parallel zur Küste. Auf dem Trittbrett steht ein Schaffner, um in den Haltestellen gleich zahlungsunwillige Fahrgäste abzuwehren. Die Mitfahrt in den blauen Düwag ist ein recht exklusives Vergnügen, deren Sinn sich mir nicht so recht erschlossen hat.

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    Blick in den Wagen 893 - so als Einrichtungsvorschlag für eine neue Basler Partybahn ;)

  • So - dritter und letzter Teil. Danach habt ihr erstmal Ruhe ;)

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    Die Fahrzeugserie 1200 wurde von Ganz aus Ungarn geliefert, enthält aber diverse Düwag-Bauteile, in allen Quellen werden die Fahrzeuge als "Ganz/Düwag" geführt. Es handelt sich um Zweirichtungswagen mit nur einem Führerstand, für tatsächlichen Zweirichtungsbetrieb müssen also zwei Triebwagen Heck an Heck gekuppelt fahren. Wagen 1204 schleppt Wagen 1203 auf der Linie 15 aus der Endstelle El-Raml (gleichzeitig Endbahnhof der "blauen" El-Raml-Linien.


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    Weit im Südosten der Stadt liegt die Schleife El-Nozha. Wagen 1227+1228 erreichen die einfache Schleife im Häusermeer.

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    Eine Kleinserie von 16 Fahrzeugen (also 8 Zügen) des japanischen Herstellers Kinki Sharyo besitzt die Ausrüstung für beide Tramnetze (verschiedene Stromabnehmer) und wurde eine Zeitlang auf netzübergreifenden Linien eingesetzt - diese sind zwischenzeitlich alle eingestellt, so dass die wenigen Wagen die El-Raml-Linien verstärken.

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    Die Mitfahrt auf dem Trittbrett ist nicht nur dem Abenteuer geschuldet, sondern auch der finanziellen Situation. Selbst nur 1 Pfund (6 Rp) ist für viele zu teuer, so dass sie geduldet auf dem Trittbrett mitfahren. Bezahlt werden muss erst mit Betreten des Wagens...

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    Ebenfalls von Kinki Sharyo stammt das Wagenmaterial der El-Raml-Linien - die dreiteiligen Bahnen sind allerdings wesentlich neuer, als sie aussehen. Baujahr ist meist erst Anfang der 1990er Jahre. Wagen 155+156+157 erreicht den El-Raml-Bahnhof.

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    Weiterer Zug von Kinki Sharyo in den Häuserschluchten entlang der Mittelmeerküste.

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    Damals jüngster Zugang waren doppelstöckige Steuerwagen, die 1995 geliefert wurden.

    Zwischenzeitlich wurden vom ukrainischen Hersteller Tatra-Yug fünfzehn neue zweiteilige Gelenkwagen K1 geliefert.

  • Nachdem wir uns im Oktober die Basler Exilanten angeschaut haben, geht es im November zu den "besten Freunden" der Basler - den Zürchern ;)

    Von den 90 gebauten Mirage wurden 75 ins ukrainische Vinnitsa abgegeben, die restlichen wurden verschrottet oder dienen als allerletzte Notreserve der VBZ.

    Im Mai 2016 war ein Tag der knapp zweiwöchigen Rundfahrt durch die Ukraine für die 400.000-Einwohner-Stadt in der Mitte des Landes reserviert.

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    Vinnitsa 273 (ex Zürich 1639) am площа Гагаріна (Gagarinplatz)

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    "Karpfen" 235 (ex Zürich 1425) ebenfalls am площа Гагаріна (Gagarinplatz)

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    "Mirage" 255 (ex Zürich 1601 - das erste Mirage-Tram aus dem Jahr 1966) an der Haltestelle Валентина Отамановського (Valentina Otamanovskogo Strasse)

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    "Mirage" 307 (ex Zurich 1652) Nähe Шевченка (Shevchenka)

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    Vinnitsa 341 (ex Zürich 1679) Nähe 9-й мікрорайон (Neuntes Stadtviertel)

    Weiter geht's die Tage...

  • Irgendwie hatte ich die Fortsetzung hier vergessen, jetzt gibts die Teile 2 und 3 zusammen ;)

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    Nicht modernisierte Tatra sind mittlerweile rar in Vinnitsa. Wagen 152 wurde 1981 als KT4SU geliefert und hält hier gerade am Майдан Незалежності (Unabhängigkeitsplatz).

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    In Zürich wurde die zweite Serie der Vierachser Karpfen genannt, da sie etwas rundlicher als die vorherigen Wagen in Hechtform waren. Wagen 235 hieß in Zürich 1425 und hat soeben die Haltestelle 9-й мікрорайон (Neuntes Viertel) verlassen. Danach gab es die zweite Dusche des Tages.

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    Wagen 295 im Grünen. Die Strecke vom Bahnhof zur Stadt verläuft in zwei parallelen Strassen, so dass hier der Eindruck einer eingleisigen Strecke entsteht. Der ehemaliger Zürcher Wagen 1631 kam 2008 in die Ukraine.

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    In der Nähe des ersten Fotos konnte Wagen 309 abgelichtet werden.

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    Auf der Strecke zwischen Bahnhof und Stadt hält Wagen 273 an der Haltestelle Некрасова (Nekrasovastrasse)

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    An der Haltestelle Соборна (Soborna) nehmen Mirage 295 und O-Bus 283 Fahrgäste auf.

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    Im ehemaligen Depot und jetzigen Gleisbauhof nahe der Haltestelle Муніципальний ринок (Städtischer Markt) steht Arbeitswagen P-1, ehemals T4SU 107. Der rechts abgestellte T4SU 136 wurde im Jahre 2017 zum T4UA VinWay umgebaut.

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    Ebenfalls nach dem "VinWay"-Prinzip umgebaut wurde der KT4UA 224, vor dem Umbau ein KT4SU. Das Foto entstand an der Haltestelle Театральна (Theaterplatz).

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    Im Unterschied zu gewissen Städten der Nordwestschweiz betreibt Vinnitsa erfolgreich Trolleybus und Trambahn parallel. Wagen 300 ist Baujahr 1990, sieht aber mindestens 15 Jahre älter aus.