• Dass der Zug grosser Mist ist, ist klar. Aber ebenso ist es zu einfach gedacht, wenn man nun wie die Medien sich mit der SBB solidarisiert und Bombardier alleine für das Debakel verantwortlich macht und in die Rolle des "bösen Buben" gegen "unsere liebe SBB" steckt. Natürlich trägt Bombardier die Hauptverantwortung. Aber die SBB haben das ihrige ans Debakel beigetragen.

    Die SBB wollten die eierlegende Wollmilchsau, die SBB wollte ein Zug voller noch nie eingesetzter Technologie (WAKO), die SBB wollte einen Zug, der alles können aber nichts kosten muss. Jetzt hat sie den Dreck und das zu einem guten Teil selbstverschuldet.

    Natürlich sind die Rollen nun ungleich verteilt:

    Die SBB ist drauf angewiesen, dass die Züge baldmöglichst fahren, Bombardier nicht. Damit haben sich die Bundesbahnen erpress- und manipulierbar gemacht.

    Hier geht es schon lange nicht mehr um Moral und Ethik (ich stehe für meine Fehler grade), sondern um Kosten in Milliardenhöhe. Dass nun beide Unternehmen versuchen auf Kosten des anderen möglichgst optimal aus der Sache zu kommen ist klar.

    Aber mit dem heutigen Hickhack inkl. Whistleblowing an die Medien mit den zugespielten Dokumenten wird genau kein einziger Zug schneller in den Plandienst kommen.

    Beide Parteien tun darum gut daran, das Säbelrasseln auf später zu verschieben und sich wie schon bis anhin zusammenzuraufen und die Pannenzüge zum laufen zu bringen. "Abrechnen" kann man später...

  • Es ist nie zu spät die Reissleine zu ziehen.

    Es geht auch nicht mehr um Ruhm & Ehre, sondern um Schadensbegrenzung eines, von beiden Seiten, organisiertem Desaster.

    Eine Stornierung des Auftrages mit dem Eingeständnis beider Parteien, die seitens SBB gemachten und immer wieder nachkorrigierten Vorgaben so nicht erfüllen zu können, würde beiden gut anstehen.

    Dass damit Geld in den Sand gesetzt wird, ist klar aber berechenbar.

    Werden alle Züge mal (evtl. meistens nicht) störungsfrei rollen, könnte noch viel mehr Geld verpulvert werden.

    Um diesen Schritt zu vollziehen, braucht es aber (vulgär ausgedrückt) Männer mit Eier, aber wer hat das Heute noch?

  • Es ist nie zu spät die Reissleine zu ziehen.

    Es geht auch nicht mehr um Ruhm & Ehre, sondern um Schadensbegrenzung eines, von beiden Seiten, organisiertem Desaster.

    Eine Stornierung des Auftrages mit dem Eingeständnis beider Parteien, die seitens SBB gemachten und immer wieder nachkorrigierten Vorgaben so nicht erfüllen zu können, würde beiden gut anstehen.

    Nur haben beide Parteien kein Interesse daran:

    • Die SBB ist auf die Züge zwingend angewiesen, weil sie ansonsten zuwenig Rollmaterial hat. Bricht sie ab, muss sie das Fahrplanangebot einschränken.
    • Bombardier hat bereits 39 Züge gebaut und will für diese wie auch alle anderen Aufwände auch bezahlt werden. Das sind auch nach Abzug der Strafzahlungen mehrere Milliarden.

    Und es ist ja nicht so, dass die Züge die Vorgaben grundsätzlich a priori gar nicht erfüllen. Sie erfüllen sie nur noch nicht ganz. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Züge die Vorgaben betreffend Zuverlässigkeit erfüllen ist grösser, als dass sie sie nicht oder nie erfüllen. Das ist einer der Gründe warum die SBB weiterhin am Twindexx festhalten.

  • Da stellt sich mir noch eine Frage: Wenn es 39 Twindexxe gibt, und nur 12 bei der SBB zugelassen sind, warum werden dann nicht neue Züge zugelassen und eingesetzt?

    Sind die gebauten Züge so mangelhaft das sie keine Zulassung bekommen, oder will die SBB erst dann mehr Züge einsetzten wenn die Zuverlässigkeit der Züge besser ist???

    Schlussendlich liegt es doch an den Züge und deren Qualität.

  • Da stellt sich mir noch eine Frage: Wenn es 39 Twindexxe gibt, und nur 12 bei der SBB zugelassen sind, warum werden dann nicht neue Züge zugelassen und eingesetzt?

    Sind die gebauten Züge so mangelhaft das sie keine Zulassung bekommen, oder will die SBB erst dann mehr Züge einsetzten wenn die Zuverlässigkeit der Züge besser ist???

    Schlussendlich liegt es doch an den Züge und deren Qualität.

    Weil die SBB entschieden haben, dass weitere Züge erst zugelassen und übernommen werden, wenn Bombardier die Betriebsstabilität nachweisen kann.
    Dazu kommt, dass aktuell an zwei Zügen diverse Verbesserungsmassnahmen umgesetzt wurden. Diese Züge werden nun intensiv getestet. Können sie überzeugen, sprich fahren sie laufruhiger und zuverlässiger, werden logischerweise zuerst die anderen 37 Züge auf diese Massnahmen umgerüstet, ehe sie die SBB übernimmt.

    Experten raten zum Ausstieg - es gibt Alternativen.

    Vielleicht ganz klug auf echte Experten zu hören.

    Der Begriff Experte ist relativ. Von denen gibt es viele, auch solche, die das ganz anders sehen. Und auch der erwähnte Experte kann auch nur als Aussenstehender die Situation beurteilen, da er nicht mehr bei der SBB arbeitet und darum nicht in dieses Projekt involviert ist.

    Dazu kommt, dass er sich darin irrt, dass es Alternativen gäbe. Die gibt es nicht:

    • Die SBB haben zuwenig altes Rollmaterial, welches die Twindexx komplett ersetzen könnte. Die SBB müsste auf einzelnen Linien den Fahrplan einschränken.
    • Der Rheintal-Express ist fahrplanmässig auf beschleunigungsstarkes Rollmaterial angewiesen, sprich RVD oder Twindexx. Die SBB hat zuwenig RVD, um alle Twindexx ersetzen zu können.
    • Eine Neuausschreibung würde mindestens 3-4 jahre dauern und damit in die Inkrafttretung des BehiG fallen. Dann kann die SBB kein hochfluriges Mietrollmaterial einsetzen und Niedeflur-FV-Züge gibt es nicht zu mieten.
    • Es wird rechtlich schwierig, aus dem Vertrag zu kommen, ohne dass man die Züge bezahlen muss, bzw. das vor Gericht hieb- und stichfest belegen zu können. Denn fahren tun die Züge ja grundsätzlich.
  • Naja wenn man den ehemaligen Leiter der Rollmaterialbesdhaffung nicht als fähigen Experten bezeichnen möchte, wer dann?

    Die Alternativen wurden aufgezeigt.

    Mit der kurzfristigen Beschaffung weiterer Kiss (RVD), müsste die Zeit bis ein Nachfolger für den Pannenzug gefunden ist, überbrücktbar sein. Dazu müsste auch älteres Rollmaterial kurzzeitig weiter in Betreib gehalten werden.

    Nicht jede Firma braucht 10 Jahre um einen neuen Zug zum laufen zu bringen.

  • Sehe das ähnlich wie oberländer .

    Grenzacher : ob nun Stadler kurzfristig RVDs liefern könnte, wage ich nicht zu beurteilen. Immerhin sind die u.a. mit dem Giruno beschäftigt. Und zudem: die RVD sind nun mal kaum sinnvoll im Fernverkehr einsetzbar (ausser als Ersatz). Einem RVD mit Speisewagen bin ich bislang noch nicht begegnet, und ich bin schon oft damit gefahren. Müsste vermutlich erst entwickelt werden.

    Aber sei es wie es wolle: erklärt mir doch bitte mal, was unterdessen fahren soll? Auch die Gegner des Rahmenabkommens konnten mir bislang nicht deutlich machen, was denn nun die Alternative sein soll.

    Und egal wie man es dreht und wendet: laut unseren Regeln müsste die Sache erst mal ausgeschrieben werden. Und das kann dauern, wenn man allfällige Rechtsverfahren berücksichtigt.

  • Naja wenn man den ehemaligen Leiter der Rollmaterialbesdhaffung nicht als fähigen Experten bezeichnen möchte, wer dann?

    Mit der kurzfristigen Beschaffung weiterer Kiss (RVD), müsste die Zeit bis ein Nachfolger für den Pannenzug gefunden ist, überbrücktbar sein. Dazu müsste auch älteres Rollmaterial kurzzeitig weiter in Betreib gehalten werden.

    Nicht jede Firma braucht 10 Jahre um einen neuen Zug zum laufen zu bringen.

    Ich habe nicht gesagt, dass der Experte nicht fähig ist, sondern dass er als mittlerweile Aussenstehender die Situation nur bedingt beurteilen kann. Ist ein Unterschied.

    Einen KISS kann man nicht einfach so beschaffen, entweder man hat noch Optionen, oder man muss neu ausschreiben. Optionen hat man glaube ich noch, aber erstens für die 160 km/h S-Bahnversion und zweitens kaum über 62 Züge. Und auch Stadler braucht drei-vier Jahre für den Bau und eines für die Inbetriebssetzung, ganz abgesehen davon, dass Stadler mit Ausnahme der Westbahn-KISS noch gar keinen IC-Doppelstöcker gebaut hat.

    Und finanzieren muss man sie auch noch können, das geht schlecht, wenn es nicht gelingt, vom Bombardier-Vertrag zurückzutreten, bzw. die Kündigung des Vertrages gerichtlich durchzusetzen, bzw. vor Gericht begründen zu können.

    Schön, wie Du die ganze Sache zu relativieren versuchst.

    Aber der letzte Satz ist mir schon schräg eingefahren.

    Jedes Schienenfahrzeug fährt grundsätzlich, die Frage ist wie lange ohne Störung.

    Ich versuche weder zu relativieren noch zu beschönigen, sondern die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu bringen. Ich halte die ganze Geschichte genauso für ein Debakel wie ihr, bin aber im Gegensatz dazu der Ansicht, dass man am Twindexx festhalten soll.
    Mit dem letzten Satz wollte ich zum Ausdruck bringen, dass die Züge nicht per se defekt sind. Ja, sie sind unzuverlässig. Aber das reicht als Grund noch nicht, um vom Vertrag zurückzutreten. Die Probleme sind bekannt, an denen wird gearbeitet, die Chancen sind nachwievor gut, dass man's hinbekommt.

  • Ich denke auch, dass es zum Twindexx zur Zeit keine Alternative gibt. Jedenfalls nicht den RVD ... Bis jetzt habe ich auch noch keinen konkreten Grund gelesen, weshalb es unmöglich sein sollte, die Twindexx auf ein akzeptables Niveau zu bringen (manche schwanken nur wenig, sollte also lösbar sein, Software-Probleme kann man programmiertechnisch beseitigen etc.). Und auch frühere "Pannenzüge" und -lokomotiven hat man mit der Zeit genug optimieren können, dass sie im Alltag funktionierten. Allerdings bin ich kein Experte, was Rollmaterial angeht.

  • Heute hat einer der neuen SBB Pannenzüge in Zürich Flughafen den Geist aufgegeben.

    Wenn man sich auf einschlägigen Facebook Gruppen umsieht, liest man fast täglich von Ausfällen der wenig eingesetzten Züge.

    Von einer Stabilisierung oder Verbesserung ist zumindest in dieser Woche nichts zu merken - ganz im Gegenteil.

  • Naja, im Artikel der letzten Schweizerischen Eisenbahnrevue - sonst nicht gerade als besonders unkritisch bekannt - tönt es nicht ganz so panisch. Es handelt sich im Wesentlichen um Softwareprobleme. Die "Hardware" zu verschrotten weil die "Software" nicht funktioniert scheint mir nicht besonders zielführend.

    Man sollte sich auch bewusst sein, dass viele Medien von fetten Schlagzeilen leben. Da kommt ein "Experte" (konkret: Jemand, der aus dem Umfeld der betroffenen Branche stammt und mit einem Journalisten befreundet ist oder sich sonst gerne in den Vordergrund drängt), der "einen auf Panik macht", gerade recht. Fragt man 5 andere, erhält man 5 andere "Expertenmeinungen" - dann wählt man die, welche die beste Schlagzeile hergibt.

    Das alles ändert selbstverständlich noch nichts daran, dass die Zuverlässigkeit der Züge - zurückhaltend ausgedrückt - zu wünschen übrig lässt.