Basler Tramlinien

  • Das Tram, das niemals kommt: Basels verschwundene Linien

    Einige sind verschwunden, andere gab es nie: die Basler Tramlinien haben eine bewegte Geschichte hinter sich.
    Gab es je eine Linie 7? Und wo fährt die Nummer 19?

    Eines vorweg: Aberglaube oder nicht, die Linie 13 gab es nie.
    Zürich hat eine, bisher schien die Stadt aber vom Unglück verschont geblieben zu sein.
    Und doch taucht die Zahl auf: Die 9 Linien der BVB und die 4 der BLT geben zusammen die magische Unglückszahl 13.
    Diese Linien sind nicht erwartungsgemäss durchnummeriert: Einige Zahlen fehlen. Wir sind den Lücken nachgegangen.

    Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der öffentliche Verkehr in der Stadt Basel mit von Pferden gezogenen Bussen bedient.
    Nach diesem «Rösslitram» kam endlich die richtige Strassenbahn und es erhielten die Linien ihre Nummern.
    Die Geschichte von beiden ist vertrackt wie eine Seifenoper.

    1 + 4 = ?
    Die Linien 1 bis 4 stehen für die Gründung des Basler Tramnetzes, sie alle nahmen zwischen 1895 und 1897 den Betrieb auf.
    Die Linie 1 war die erste, die Urlinie.
    Das Chaos folgte sogleich: Die Linie 4 war eigentlich die dritte, gleichzeitig auch wieder die erste der vier, die in Rente ging.
    Nach fast neunzig Jahren, 1984.
    Und nach insgesamt elf Änderungen ihrer Linienführung: Zuerst als Drämmli-Umfahrung über das Klybeckschloss geführt,
    teilte sie sich irgendwann den Weg mit dem 1er.
    Auf dem Hinweg 1er, auf dem Rückweg 4er, am Bahnhof musste das Schild jeweils gewechselt werden.
    Und was kommt raus, wenn man beide Schilder einfach dran lässt?

    Die Nummer 14. Heute ist die Nummer 4 nur noch während der Fasnacht zwischen Riehen und Kleinhüningen gelegentlich in Betrieb.
    Auch die 1978 stillgelegte Linie 24 erfuhr übrigens dieselbe Ehr’ und durfte von 2004-2006 an der Fasnacht aushelfen.

    Ein Siebensiech
    Was kompliziert klingt, wird erst bei der Linie 7 so richtig schön:
    Die Linie 7 hat während den rund 80 Jahren ihres Bestehens einmal die ganze Stadt abgeklappert:
    Zuerst von der Messe nach Riehen, dann bis zum Morgartenring, oder doch lieber Birsfelden?,
    ein Abstecher nach Huningue lag ebenso drin und schliesslich folgte ein Ausflug nach Binningen,
    von wo die Linie 7 in einer kurzen Liaison mit der Linie 24 den Wiesenplatz ansteuerte, bis die Linie 2 wieder übernahm.

    So erging es den meisten der heute verschwundenen Tramlinien:
    Sie wurden mehrfach umgelegt und umgeleitet, bis sie schliesslich von einer der heutigen Verbindungen einverleibt wurden.
    So wurden die Nummern 23, 25 und 26, von den verschwisterten Linien 15 und 16 übernommen,
    die sie entlasten sollten, wie auch die Linie 5; aus dem Tram 18 wurde, kurz und bündig, die 8. Nur die 21, die kam erst viel später.

    Doch Totgesagte leben länger: Seit letztem Jahr veranstaltet der Tramclub Basel an jedem dritten Sonntag im Monat Fahrten mit dem 7er Tram.

    Ein weiteres Mal sieben: Die Linie 23 existierte für gerade mal sieben Jahre, nämlich von 1932 bis 1939.

    Die grosse Ausnahme: die Linie 19. Ja, die gibt’s.
    Die 19 fährt, und zwar schon seit langem.
    Warum haben wir noch nie von ihr gehört?
    Ihre Wagen sind nicht mit der Zahl angeschrieben, die Nummer findet sich auf den Fahrplänen jedoch schon, die Linie 19 gehört zur BVB.
    Aber grün sind die Wagen nicht, sondern weiss-rot:
    Es handelt sich um die Waldenburgerbahn WB.
    Sie ist im Grunde das älteste Trämmli, und fährt weit abseits vom Mutternetz von Liestal nach Waldenburg.
    Seit 1880. Damals wurden die Holzwagen noch von Pferden durch Basel gezogen.
    Es mag Mühe bereiten, dies einzugestehen, aber ja, die Ländler waren der Stadt gut fünfzehn Jahre voraus.

    Für die Zukunft plant man denn auch, das verlorene Kind wieder in das Netz der BVB und BLT einzubinden.
    Ein Facelifting ist ebenso in Planung.
    Aber auch der Netzanschluss hätte schon viel früher geschehen können:
    Die Dante Schuggi, das alte Fahrzeug aus dem Jahr 1914, heute als mobiles Restaurant für Nostalgiker in der Stadt unterwegs,
    war nämlich zuerst als Prototyp für die Trambahn Basel-Liestal geplant, was aber nie Realität wurde.

    Wenn Städte wachsen, wächst mit ihnen auch die Infrastruktur.
    Wie komplex dieser Vorgang ist, wird mit den Tramlinien nur zu deutlich.
    Und es wird immer so weiter gehen. Dass die Linien und ihre Nummern dabei durcheinander geraten, ist ebenso klar.
    Für Historiker ein lustiges Rätsel zum Zeitvertreib, für manche ein Grund zu nostalgischen Gefühlen, für die meisten ist es aber ein wenig beachtetes Geheimnis ihrer Umgebung.
    Die Geschichte der Drämmli und ihrer Wege ist ein offenes Buch, wenn auch nicht ganz leicht zu lesen.

    barfi.ch 04.04.2017

  • Ich kann die journalistische Daseinsberechtigung dieser "Online-Zeitung" immer noch nicht einstufen. Jedenfalls ist die Berichterstattung sehr oberflächlich:

    "Doch Totgesagte leben länger: Seit letztem Jahr veranstaltet der Tramclub Basel an jedem dritten Sonntag im Monat Fahrten mit dem 7er Tram."
    -> Jeden Monat? Nein!

    "Das Schild mit der 18 folgte dem alten Gefährt ins Altersheim und verkehrt noch heute auf dem Museums-Areal der Museumsbahn Blonay–Chamby. Bild: Wikipedia/BCFeh"
    -> Verkehrt noch bei der BC? Nein!

    "Die 19 fährt, und zwar schon seit langem. Warum haben wir noch nie von ihr gehört? Ihre Wagen sind nicht mit der Zahl angeschrieben, die Nummer findet sich auf den Fahrplänen jedoch schon, die Linie 19 gehört zur BVB."
    -> Gehört zur BVB? Nein: Die Betriebsführung oblag nur während einer kurzen Periode der BVB.

    "Es handelt sich um die Waldenburgerbahn WB. Sie ist im Grunde das älteste Trämmli, und fährt weit abseits vom Mutternetz von Liestal nach Waldenburg. Seit 1880."
    -> Drämmli? Nein: Man lese die Konzession! "An seiner Sitzung vom 24. Februar 1880 beschloss der Bundesrat, die «Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Liestal nach Waldenburg, eventuell Langenbruck»"

    "In den Jahren 2003-2005 musste die seit 1978 stillgelegte Nummer 12 der Linie 14 zur Entlastung immer wieder unter die Arme greifen."
    -> Wirklich seit 1978?: Ich habe jetzt gerade die "Tram-Bibel" nicht zur Hand, aber aus meinem Erinnerungsvermögen, fuhr der 12er noch länger bis Muttenz Dorf (alte Schlaufe). Und die Entlastungslinie 12 wurde meine ich bereits 2004 wieder eingestellt.

    Aber trotzdem nett, dass sich Herr Jonas Egli diesem Thema annimmt! :thumbup:

  • ich mag die Barfi.ch Berichte grösstenteils gar nicht.
    Vorallem wenn es über den ÖV geht. Zwar kein Thema, wo ich erwarte, dass jeder Bescheid weiss, aber wenn man berichtet, sollte es stimmen - wie überall.

  • Weitere Fehler:
    Bei der Linie 1/4 musste kein Schild am Bahnhof getauscht werden. Linie 1 fuhr Messeplatz-Kannenfeld-SBB-Schifflände-Messeplatz, Linie 4 Gegenrichtung. Eventuell, je nach Umlauf, mussten vielleicht am Messeplatz Schilder getauscht werden.

    Die Fasnachtslinie Riehen-Kleinhüningen (heute ...-Weil) wird nicht mehr als Linie 4 bezeichnet. Wahrscheinlich traff dies auch nur für 2004-2006 zu, wie dies für die Linie 24 erwähnt wird (wobei ich diese Regelung damals nicht dumm fand. Wenn die Umleitungen so gross sind, dass der Linienverlauf kaum noch mit dem normalen Verlauf zu tun hat, ist es gescheiter, eine sonst nicht übliche Nummer zu verwenden)

    Ist ja alles nicht dramatisch. Aber man fragt sich schon, ob es bei anderen Themen, bei welchen man sich nicht zufälligerweise gut auskennt, genau so viele Fehler gibt ...

  • Weitere Fehler:
    Bei der Linie 1/4 musste kein Schild am Bahnhof getauscht werden. Linie 1 fuhr Messeplatz-Kannenfeld-SBB-Schifflände-Messeplatz, Linie 4 Gegenrichtung. Eventuell, je nach Umlauf, mussten vielleicht am Messeplatz Schilder getauscht werden.

    Zuvor mussten sehr wohl die Schilder am Bahnhof SBB getauscht werden:
    Linie 1 Rosental Schlaufe - Dreirosenbrücke - Kannenfeldplatz - Bahnhof SBB
    Linie 4 Bahnhof SBB - Barfüsserplatz - Schifflände - Claraplatz - Kleinhüningen
    und zurück

    Gruss
    Christian

  • Hoppla, da ist mal wieder ein «Verriss» gestartet worden ... das wäre nicht der Sinn der Beitragspublikation hier im TFB gewesen.
    Na ja man ist's ja mittlerweile gewöhnt.

  • Hoppla, da ist mal wieder ein «Verriss» gestartet worden


    Entschuldigung, ..., was heisst Verriss? Es ist eine sehr faire und sachliche Diskussion entstanden, welche Fakten auflistet. Nochmals: Ich finde es ja nett, dass sich gewisse elektronische Medien in "informativen Beiträgen" versuchen, ..., aber sie sollten dann auch gut recherchiert und nicht einfach aus Wikipedia-Beiträgen zusammengeschustert sein. Das ist hier ist schliesslich ein (Fach-)Forum. Und die Bedeutung eines Forums muss ich jetzt nicht mit einer (Wikipedia-)Definition untermauern, ..., oder?

  • @4106 Offenbar hat die barfi.ch Redaktion zu wenig selbsternannte Fachleute im Team ...


    Wohl eher umgekehrt: Man kann sich relativ schnell selbst zum Fachmann ernennen, nützt aber wenig, wenn man sich das Wissen nicht stetig erarbeitet hat. Also: Weniger selbsternannte Fachleute und mehr Leute vom Fach! (Was ich hier von mir hier im Forum auch nicht behaupten würde, ..., da gibt es deutlich qualifiziertere Wissensträger!). ;)

  • Zuvor mussten sehr wohl die Schilder am Bahnhof SBB getauscht werden:
    Linie 1 Rosental Schlaufe - Dreirosenbrücke - Kannenfeldplatz - Bahnhof SBB
    Linie 4 Bahnhof SBB - Barfüsserplatz - Schifflände - Claraplatz - Kleinhüningen
    und zurück


    Interessant, soweit zurück wusste ich nicht. Dann hat barfi.ch wohl einfach diese Zeitabschnitte vermischt.

    Eigentlich war das ja fast genau die selbe Situation wie heute beim 1er und 14er ("eine" Linie bedient eine Haltestelle mehrfach, deshalb braucht es dazwischen einen Liniennummerwechsel), hätte nicht gedacht, dass es sowas früher auch schon gegeben hat.

    Ohne die Verlinkung des Artikels (danke!) und den folgenden Verrissen der selbsternannten Fachleute hätte ich (und vielleicht auch andere) das nicht gelernt, von dem her sehe ich die Problematik dieser Diskussion auch nicht ganz ...

  • Zuständig für den Schilderwechsel an den Zügen der Linien 1 und 4 mit Ausnnahme des Kopfschildes am Motorwagen waren die Billeteure. Mit deren Wegfall wurde die Linie 1/4 erfunden. Die effektive Linie wurde nur noch am Kopfschild des Motorwagens angezeigt. Mit dem Ringliniensystem 1 und 4 konnte dann auch dieses Problem behoben werden, mit der Folge das fortan die Linie 14 die Versorgung von Kleinhüningen sicherstellte.

    Gruss
    Christian