Holzsitze in den Flexitys

Wer schon mal mit einem Flexity vom Claraplatz bis nach Pratteln gefahren ist, kann vielleicht nachvollziehen, weshalb man diese Fahrzeuge von der Linie 1/14 wieder abgezogen hat. Ev. Reklamationen wegen wundgewordener Hinterteile!!. Das ist eine (nicht ganz ernstzunehmende) Vermutung. Im 8er müssen ja sowieso die meisten Leute stehen. Da spielt der Sitzkomfort nicht so eine Rolle.

Zitat von Drammatiker

Wer schon mal mit einem Flexity vom Claraplatz bis nach Pratteln gefahren ist, kann vielleicht nachvollziehen, weshalb man diese Fahrzeuge von der Linie 1/14 wieder abgezogen hat. Ev. Reklamationen wegen wundgewordener Hinterteile!!. Das ist eine (nicht ganz ernstzunehmende) Vermutung. Im 8er müssen ja sowieso die meisten Leute stehen. Da spielt der Sitzkomfort nicht so eine Rolle.

Nicht ganz ernst gemeint? Aber der Wahrheit vielleicht näher als du denkst . Nach eben einer solchen Fahrt habe ich mir tatsächlich überlegt, meine allererste Reklamation an die BVB zu senden... :pinch:
Ich bin jedenfalls froh, wenn ein Ysebähnli oder Combino kommt...

Heute hatte ich das Vergnügen mit einem Combino von Muttenz an den Barfi und danach mit einem Flexity wieder zurück nach Muttenz zu fahren. Auch eine Fahrt mit einem Ysebähnli war heute noch dabei.

Was mir dabei zu denken gab ist die Tatsache, das punkto Fahrgastkomfort, in den drei Fahrzeugen keine nennenswerte Verbesserung zu spüren ist. In manchen Dingen ja sogar eine Verschlechterung festzustellen ist.
Was haben die Ingenieure in den letzten 30 Jahre gemacht? Nur am Niederfluhr rumgetüfftelt?
Ich weiss, in anderen Dingen haben die heutige Fahrzeuge die Nase vorn, aber als Otto 0815 Durchschnitts-Fahrgast kann ich ausser Klimatisierung und Niederfluhr keine Verbesserung feststellen. Dazu kommt noch, dass die neuen Fahrzeugen der Gleisinfrastruktur mehr zusetzen als die alten Fahrzeuge.

Hier ist mal der Vergleich mit dem MIV angebracht. Vor 30 Jahren, 1986, konnte man noch einen 2CV (Döschwo) als Neuwagen kaufen, hatten nur Luxuswagen Servolenkung. Airbags waren noch kein Standard und auch die Fenster musste man bei den allermeisten Autos noch Kurbeln. Nur so ein paar kleine Beispiele.
Wenn man sich die Steigerung des Fahrkomforts, Sicherheit und Verbesserung beim Verbrauch(auch Schadstoffausstoss) bei den Autos während den letzten 30 Jahre vor Augen hält, fällt das Fazit bei den Tramfahrzeugen aus meiner Sicht blamabel aus.

Gerade der Flexity hat mich in diesem Punkt enttäuscht. Haben wir einfach einen kleineren Anspruch an Tramfahrzeuge?

Würde mich wunder nehmen, wie ihr darüber so denkt.

Zitat von Fantasio

Dazu kommt noch, dass die neuen Fahrzeugen der Gleisinfrastruktur mehr zusetzen als die alten Fahrzeuge.

Zitat von Fantasio

Hier ist mal der Vergleich mit dem MIV angebracht. Vor 30 Jahren, 1986, konnte man noch einen 2CV (Döschwo) als Neuwagen kaufen, hatten nur Luxuswagen Servolenkung. Airbags waren noch kein Standard und auch die Fenster musste man bei den allermeisten Autos noch Kurbeln. Nur so ein paar kleine Beispiele.
Wenn man sich die Steigerung des Fahrkomforts, Sicherheit und Verbesserung beim Verbrauch(auch Schadstoffausstoss) bei den Autos während den letzten 30 Jahre vor Augen hält, fällt das Fazit bei den Tramfahrzeugen aus meiner Sicht blamabel aus.

Gerade der Flexity hat mich in diesem Punkt enttäuscht. Haben wir einfach einen kleineren Anspruch an Tramfahrzeuge?

Würde mich wunder nehmen, wie ihr darüber so denkt.

Lieber Fantasio

Ich verstehe Deine Punkte sehr gut. Dazu würde ich gerne einiges zum Vergleich Auto-Tram kommentieren.

Dass sich die Automobilindustrie in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat im Gegensatz zum Tram, liegt daran, dass es sich dabei um ein Massenprodukt handelt mit dementsprechend hohen Gewinnen. Während das normale Auto nach 10 Jahren futsch ist, hält das Tram für mind. 30-40 Jahre. Deshalb sehen sich die jeweiligen Tram-Hersteller nicht gezwungen, Neuerungen so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen, weil sich Tramfahrzeuge ja gegenseitig nicht so schnell ersetzen.

Zu Deinem ersten Punkt kommt dazu, dass sich an der Funktionsweise des Autos praktisch nichts verändert hat. Selbsttragende Karosserie, Differentiale an der Hinterachse, usw... ist alles geblieben. Ein Auto wurde auch nicht niederflurig wie das Tram! Deshalb musste bei Letzterem die Technologie erneuert werden, um dieses neue Zeitalter der Niederflurtechnik einläuten zu können. Somit sind nicht die etwa die bequemen Ingenieure "schuld" am grösseren Verschleiss von Schiene und Rad, sondern schlicht der Aufbruch in ein neues Zeitalter der niederflurigen Schienenfahrzeugtechnik.

Ich bin mir nicht sicher, ob das die breite Benutzerschaft so sieht. Ich persönlich finde die Stoffpolster auch besser, aber heutzutage zieht das Schlagwort Hygiene sehr, und beim Stoff sieht man nicht, in was man sich setzt.

Gesendet von meinem SM-T315 mit Tapatalk

Da erinnere ich mich halt sehr gerne an die alten blauen Sitze zurück...

Zitat von Fantasio

Hier ist mal der Vergleich mit dem MIV angebracht. Vor 30 Jahren, 1986, konnte man noch einen 2CV (Döschwo) als Neuwagen kaufen, hatten nur Luxuswagen Servolenkung. Airbags waren noch kein Standard und auch die Fenster musste man bei den allermeisten Autos noch Kurbeln. Nur so ein paar kleine Beispiele.
Wenn man sich die Steigerung des Fahrkomforts, Sicherheit und Verbesserung beim Verbrauch(auch Schadstoffausstoss) bei den Autos während den letzten 30 Jahre vor Augen hält, fällt das Fazit bei den Tramfahrzeugen aus meiner Sicht blamabel aus.

Es ist ein Unterschied, wenn ich als Hersteller Massenprodukte wie Autos herstelle, oder Massanfertigungen wie Trams.
Bei den Autos muss Citröen ihre Autos laufend verbessern und der aktuellen Technik anpassen, sonst kauft kein Kunde eines.
Bei Trams muss der Hersteller seine Produkte den gesetzlich vorgegeben Richtlinien und vor allem den Wünschen des Bestellers anpassen. Dieser wünscht in diesem Fall Holzsitze und 100% Niederflur. Beides verträgt sich schlecht mit dem Kundenkonfort.

Es wäre für Bombardier kein Problem, ein Hochflurtram mit Luftfederung zu bauen, und es wäre für sie erst recht kein Problem, in die Flexity bequeme Sitze aus Stoff oder Leder einzubauen.
Aber es geht nicht, weil das die BVB nicht will. Die BVB will ein Niederflurtram mit Holzsitzen zu einem günstigem Preis. Und genau das bekommt sie nun.
Wenn es technisch möglich wäre, den jetzigen Fahrzeugen den Fahrkomfort von Hochflurtrams mit der geforderten 100% Niederflur zu vereinen, hätten es die Hersteller getan. Doch es geht nicht, weil die Niederflurbauweise keinen Platz für ein entsprechenes Fahrwerk lässt.

Wer nun also den Flexity konfrtmässig mit alten Hochflurtrams vergleicht, stellt an das Tram Ansprüche, welches dieses rein konstruktionsbedingt gar nicht erfüllen kann.
Wenn schon Vergleich, dann mit seinesgleichen wie Combino, etc. Und da schneidet der Flexity für mich ganz gut ab. Und ja, ich habe mir die Überlandstrecke nach Pratteln mit einem Flexity auch schon angetan.

Warum mein Beitrag nun hier gelandet ist, da er eigentlich nix mit den Holzsitzen zu tun hat und zudem von meinem nachfolgenden Post, der thematisch eigentlich zusammengehört getrennt wurde, kann ich leider nicht nachvollziehen.

Wir diskutieren hier um Konstruktionen und die Entwicklung von Tramfahrzeugen vs. Automobielen etc. Also nix mit Sitzen Aber ich nix alles verstehen....

Zum Thema:
Ob Massenprodukt oder Kleinserien, wenn man sich nicht weiterentwickelt verkauft man nix mehr, da sehe ich keinen grossen Unterschied.
Und auch bei den Autos mussten die Ingenieure sich den gesetzlichen Rahmenbedingungen unterstellen, da gib es sehr viele Auflagen. Deshalb sehe ich auch hier keine grossen Unterschiede.

Ich bin eben über deinen nächsten Punkt gestolpert, der mich zum Nachdenken angeregt hat: Ist es tatsächlich nicht möglich, Niederflur zu bauen mit einem Fahrkomfort wie "dazumal"?
Klar, wenn man 100% Niederflur will, gibt das konstruktive Knackpunkte. Man hatte aber auch genügend Zeit daran zu arbeiten.
Ich bin kein Ingenieur, deshalb ist meine Vorstellung vielleicht etwas naiv, aber trotzdem finde ich, dass wir etwas zu wenig Fortschritt haben. Oder ist das wirklich nur dem niedrigen Preis geschuldet?

Lassen wir mal die Sitze beiseite, die werden meiner Meinung nach überschätzt. Auch ein Stoffsitz kann ein Ruckeln und Zucken des Wagenkastens nicht kaschieren. Ich bin auch kein Fan des Holzdinger, aber der eher schlechte Fahrkomfort würde ich nicht nur auf die Sitze zurückführen.

Zum letzten Teil deines Posts:
Schneidet der Flexity wirklich besser ab als der Combino?
Der Flexity ist ein gutes Tram, was auch einen guten Start hingelegt hat, da bin ich mit dir einig. Aber hätte man es nicht noch besser machen können? Immerhin ist der Flexy 10 Jahre jünger. Ohne kritisches Beurteilen wird man nicht besser.

Schöns Öbeli no...

Ich habe mir die letzten 2 Monate mal eine freiwillige Auszeit vom TFB gegönnt, da mir am Ende jede kleine Erwähnung des Begriffs "Holz" als Flexity-Verunglimpfung angedichtet wurde.

Gerne möchte ich aber meine sachliche Kritik zu den "Holzys" sowie den Flexitys allgemein anbringen:
Ja, es war natürlich die BVB (bzw. deren damaliger VR), welche diese Fahrzeuge bestellt hat. Meine Abneigung gegenüber diesem Fahrzeugtyp begründet sich aber in vielen ineinander spielenden Fakten:

- Man wollte zu Beginn eine gemeinsame Tango-Bestellung mit der BLT durchführen. Entsprechend dazu fanden ja auch ausgiebige Testfahrten und kommerzielle Einsätze auf dem BVB-Netz statt.
- Nur aus irgendwelchen persönlichen Profilierungsneurosen im Verwaltungsrat wurde dann beschlossen, die Tango-Bestellung zu stornieren und "eigene Wege" zu gehen. Dem folgte nach einer erneuten Ausschreibung der Flexity.
- Die Abstimmung pro Holzsitze wurde zwar von den BVB-Kunden getroffen (ich habe auch fein säuberlich dagegen abgestimmt ), diese fand aber noch zu "alt-VR"-Zeiten statt und wurde auch von anderen Forenmitgliedern als manipulierend empfunden. Objektivität liegt zwar im Auge des Betrachters, aber ich glaube, sobald die Flexitys flächendeckend im ganzen Netz eingesetzt werden, werden die Fahrgastbeschwerden zunehmen. Momentan ist der "Leidensdruck" nur auf dem 8er vorhanden und da steht man ja wirklich die meiste Zeit... O.o
- Nebst den Holzsitzen geht mir auch der (100%-niederflurbedingte) Fahrkomfort auf die Nerven sowie vor allem die bei allen Flexity-Modellen in ganz Europa (!) allgegenwärtige dusselige Fensterteilung, die ähnlich wie beim Cobra-Tram kaum noch Sitzplätze ohne Fensterrahmen vorm Gesicht zulässt.

All diese Punkte sowie die Tatsache, dass man damit gleichzeitig fast den kompletten Hochflurfahrzeug absägt, machen den Flexity - und ich betone es, für mich ganz persönlich (!) - zu einer einzigen Zumutung, der ich nach Kräften aus dem Weg gehe. Sei es durch Kurs auslassen, BLT (Linie 10 fährt auch nach Binningen) oder Bus nutzen, zu Fuss gehen oder einfach nicht mehr an Flexity-only-Orte fahren (statt nach Weil fahre ich zum "Einkaufstourismus" jetzt eben wieder nach Lörrach oder Grenzach; schade um die Tramlinie um die ich seinerzeit ebenfalls mitgekämpft hatte).

Ich bin zwar generell kein Freund von Niederflurfahrzeugen, sehe aber auch ein, dass Hochflur nicht mehr als zeitgemäss gilt und ich will natürlich auch keine stadtbildverschandelten Hochbahnsteige wie in Stuttgart oder Hannover. Gerade deswegen erachte ich den Tango als bestes Niederflurfahrzeug. Speziell für Überlandstrecken wie jener nach Pratteln sind diese 100%-NF-Fahrzeuge meines Erachtens überhaupt nicht geeignet. Ich höre immer Stimmen, die sich über die "dämlichen Treppen" im Tango beschweren. Wo liegt denn das Problem? Mit Kinderwagen und Rollstuhl kann man sowieso nicht durch die engen Sitzreihen durchfahren. Ich kann diesen 100%-Niederflurwahn nicht nachvollziehen. Mehr als "geil klingen" tut das nicht und den Gleisanlagen tut man mit 100% Niederflur auch keinen Gefallen. Stattdessen führt dies zu höheren Infrastrukturausgaben, dieses Geld fehlt dem ÖV dann wieder an anderer Stelle. Ich finde es einfach traurig, dass durch ein paar geltungssüchtige VR-Mitglieder die auch bald abgewählt wurden, hier für die nächsten 30 bis 40 Jahren Fakten geschaffen wurden.

Ich betrachte den Flexity weiterhin als technischen Rückschritt gegenüber dem Combino (NICHT nur wegen der Holzsitze!) und finde es traurig, mich mindestens bis zu meiner Pensionierung ausgerechnet diesem Fahrzeugtyp "aussetzen" (oder hinsetzen ) zu "müssen".

Und noch als Disclaimer: Ich werde auch weiterhin mal ein paar (eigentlich eher - wie auch beim Grenzacher - schelmisch gemeinte) Seitenhiebe zum Flexity ablassen. Fühlt euch dadurch nicht gekränkt. Ich lasse euch ebenfalls eure Meinung und finde überhaupt, man sollte das Leben eigentlich mit mehr Humor nehmen.

Zitat von Dome

Aber zum Beispiel in meinem Fahrgebiet Riehen musste ich letzte Woche feststellen, dass vorallem auf dem schlechten Gleis der Flexity wesentlich angenehmer zu geniessen ist, als der Combino.

Dem kann ich ganz und gar zustimmen. Für einen Vergleich bei der Strecke nach Muttenz fehlt mir dort die Fahrerfahrung.

Zitat von Dome

Aber sowohl nach Pratteln wie auch nach Riehen empfinde ich den Flexity sehr angenehm, bis auf dass einzelne Motoren in einzelnen Fahrzeugen etwas laut aufheulen.

Mit dem Flexity kann ich mich im Grossen und Ganzen gut anfreunden, bis auf den etwas lauteren Antrieb. Vielleicht passt die Frage hier nicht ganz, könnte aber jemand von den Spezialisten begründen, warum dieses beim Flexity so laut ist im Gegensatz zum - beispielsweise - Combino? Vielleicht hat es mehr Übersetzungen? Würde mich echt interessieren.