Drämmli-Automat stiftet Verwirrung

  • An den Tramhaltestellen der Linie 8 auf deutschem Boden ein Billett zu lösen, gestaltet sich bisweilen ganz schön kompliziert. Tramfahrer kritisieren Handhabung in Weil am Rhein.

    «Ich bin nicht zufrieden mit dem Automaten», sagt eine junge Frau.
    Sie steht vor dem Gerät an der Endstation der 8er-Linie in Weil am Rhein und versucht ein Ticket zu lösen.
    Mit dem Tram der Basler Verkehrs-betriebe (BVB) möchte sie bis zur Haltestelle Kleinhüningen fahren.

    Auf dem Touchscreen hat sie den Knopf «RVL-Einzelfahrschein nach Basel (TNW-Zone-10) – Erwachsene» ge-drückt. 3.60 Franken oder drei Euro verlangt der Automat für die Fahrt über fünf Stationen.
    Die Maschine scheint die Anpassung des Frankens an den Euro nicht mitbekommen zu haben und auch ein Halbtax-Abonnement akzeptiert sie nicht.
    Da die Frau nur Noten und Kreditkarte im Portemonnaie hat, sucht sie vergebens nach einem Schlitz für Geldscheine oder einem Kartenlesegerät.

    Die Fahrt bis Kleinhüningen hätte die Frau um 90 Rappen oder 70 Cents günstiger haben können. Denn tippt man auf der Anzeige ein K und ein L ein, erscheint die Destination Kleinhüningen.
    Das Ticket für die fünf Stationen kostet noch 2.70 Franken oder 2.30 Euro.
    Kleinhüningen ist allerdings die einzige Station, die überhaupt erscheint, wenn man auf dem Automaten nach Haltestellen sucht, die an der 8er-Linie oder auf dem regionalen Tramnetz liegen.
    Gibt man Markthalle ein, erscheint zuoberst der Name der Gemeinde Marzell im hinteren Kandertal. Versucht man es mit Laupenring, erscheint Langenau oder Langensee.

    Nicht wirklich Englisch

    Schwierigkeiten mit dem grünen Kasten hat auch ein Ehepaar aus Portugal. Zwar drückt der Mann die Taste für Englisch, die Begriffe auf der Anzeige bleiben aber meist in deutscher Sprache angeschrieben.
    «Wir verstehen das nicht», sagt der Portugiese auf Englisch und erklärt, dass die Übersetzung bei den Billettautomaten drüben in der Schweiz besser funktioniere.
    Auch Mandy, die ein Ticket nach Basel löst, hat einen Kritikpunkt an dem Automaten. «Ich bin unsicher, ob ich trotz des U-Abos ein Ticket brauche.
    Die einen sagen Ja, die anderen Nein. Aber wie die Regel genau ist, darüber wird an dieser Haltestelle nirgends informiert», sagt sie.

    Fragen stellen sich auch Aileen, Alissa und Selina. Die Teenager wollen hinunterfahren zum Rheincenter. «Man muss dafür offenbar ein Ticket bis nach Basel lösen, obschon wir gar nicht nach Basel fahren», sagt Aileen.
    Kostenpunkt im Kindertarif: 1.75 Euro pro Person. «Das ist schon sehr viel für diese zwei Stationen.» Einen Kurzstreckentarif sucht man auf diesem Automaten vergebens – einzig wer Kleinhüningen einzugeben weiss,
    kommt mit einem günstigeren Preis davon. Aileen, Alissa und Selina wissen nichts davon.

    Auch nicht bedient an diesem Automaten werden Fahrgäste, die ins Baselbiet fahren wollen. Zwar sind Destinationen wie Therwil, Arlesheim oder Pratteln von diesem Endpunkt der 8er- Linie aus
    mit weiteren Tramlinien der BVB oder BLT problemlos erreichbar. Ein Ticket dorthin druckt dieser Automat aber nicht – und der Fahrgast sieht sich gezwungen, an einem Knotenpunkt nochmals ein Ticket zu lösen.

    Versucht man beispielsweise «Therwil» einzugeben, erscheint auf dem Display die Markgräfler Gemeinde Tannenkirch oder die Gemeinde Todtnau im Hochschwarzwald.
    Mag man auch noch so lange auf dem BVB- und BLT-Tramnetz herumfahren, erreichen wird man Todtnau oder Tannenkirch damit nicht. Binningen und Bottmingen hingegen sind einprogrammiert.

    Wer eine Mehrfahrtenkarte aus dem Tarifverbund Nordwestschweiz besitzt, beisst an dieser Endstation in den sauren Apfel. BVB-Fahrgast Florian sucht vergeblich nach einem Entwertungskasten.
    Möglich ist das erst drei Stationen weiter, an der Haltestelle Weil am Rhein Grenze. Da Florian sich für diese Strecke nicht mit drei Euro oder 3.60 Franken «abzocken» lassen wollte, habe er eine Schwarzfahrt riskiert.

    BVB liegt keine Kritik vor

    Den BVB liegen laut Mediensprecherin Dagmar Jenny keine Reklamationen zu den Automaten vor. Wichtig zu wissen sei aber laut Jenny,
    dass man sich wegen der grenzüberschreitenden Strecke in zwei unterschiedlichen ÖV-Systemen bewege. «Damit verbunden sind auch zwei unterschiedliche Tarifsysteme», sagt Jenny.
    Die Strecke sei auf deutschem Boden im Regionalverbund Lörrach (RVL), jene auf Schweizer Boden hingegen im Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW) angegliedert.
    Weil der Automat das Gebiet des RVL abdecke, kenne er das TNW-Netz und damit die Baselbieter Gemeinden nicht.

    Ebenso kenne der RVL keine Kurzstrecken-Tarife und Mehrfahrten­karten, daher seien solche Tickets auf deutschem Gebiet nicht erhältlich. Hingegen würden die Automaten laut Jenny im Herbst umgerüstet,
    damit Bezahlen mit Kreditkarte möglich werde. Der Kritik des Portugiesen wegen der Übersetzung ins Englische würden die BVB nachgehen.
    Dass der Euro gegenüber dem Franken nicht zum aktuellen Kurs umgerechnet wird, hängt laut Jenny nicht nur mit dem Wechselkurs zusammen, sondern mit dem Mehraufwand, der den BVB entstehe.
    «Er beinhaltet 15 Prozent Zuschlag für Entleerung und Banktransaktionen.»

    BaZ 31.07.2015

  • man hätte besser statt "Unsere Automaten" mit einem RVL Logo zu versehen, gleich RVL Automaten hinstellen sollen, dann wäre es wohl zu weniger Verwirrung gekommen.

  • RVL Automaten ?
    Um die bedienen zu können braucht man aber ein Hochschulabschluss und einen 2 Jahres Lehrgang WieBedieneIchKomplizierteAutomaten, wenn die dann überhaupt mal Funktionieren.
    Schlimmer sind nur noch DB Fahrkartenautomaten, damit kommt fast keiner klar.
    Da bin ich dann froh wenn in Grenzach TNW Automaten der BVB stehen, einfach zu bedienen, leicht erklärt und selten gestört: "Ausser Betrieb"