Schrott-Gleise zwingen Sechser zum Schneckentempo


  • An der Langsamfahrstrecke staut sich sofort eine Autokolonne hinter dem Tram.

    Bei der Post in Allschwil fährt die Tramlinie 6 wegen der abgenutzten Gleise «auf dem Zahnfleisch» und deswegen nur noch mit 10 Stundenkilometern.

    Bei der Post Allschwil haben die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) «per sofort» und «bis auf Widerruf» auf einer Strecke von 70 Metern eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 10 km/h eingeführt. In der internen Mitteilung geben die BVB «infrastrukturtechnische Gründe» für diese Massnahme an. Im Klartext: «Grund ist die starke Abnutzung der Schienen im betreffenden Abschnitt. Die Fahrzeuge fahren auf dem Rillenboden respektive auf dem Spurkranz», erklärt BVB-Sprecherin Dagmar Jenny und fügt hinzu: «Die Betriebssicherheit ist dadurch nicht gefährdet.»

    Doch was ist, wenn sich herausstellt, dass die Gleise mit ihrem heruntergefahrenen Fahrkopf auch fürs Schneckentempo nicht mehr taugen? «Die Frage nach den betrieblichen Konsequenzen für den Fall, dass auch Tempo 10 nicht mehr gefahren werden könnte, ist Gegenstand der weiteren Abklärungen», erklärt Jenny.

    Es braucht allerdings wenig Fantasie, um zu sehen, dass man dann das Tram am Morgartenring wenden müsste und der Allschwil wohl per Tramersatz-Bus bedient würde. Dabei ist die Linie 6 gemessen an den beförderten Personen – 17.8 Millionen im Jahr 2014 – hinter der Linie 8 die zweitstärkste Linie der BVB.

    «Die Notwendigkeit, den betreffenden Gleisabschnitt zu erneuern, ist den BVB und den Behörden seit langem bekannt», erklärt Jenny. «Die für dieses Jahr geplante Erneuerung der Baslerstrasse in Allschwil, in deren Zug auch die Gleise erneuert worden wären, musste vom Kanton wegen Finanzknappheit leider verschoben werden.» Die bz berichtete im Februar, dass durch diese Verschiebung dem Kanton zusätzliche Kosten von 5,7 Millionen Franken entstehen.

    «Der teilweise schlechte Gleiszustand auf der BVB-Linie 6 ist dem Tiefbauamt seit dem vierten Quartal 2014 bekannt», berichtet Fiona Schär von der Kommunikationsabteilung der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD). Im ersten Quartal 2015 seien von den BVB die Abschnitte genau definiert worden, auf denen «in den nächsten Jahren» ein Gleisersatz nötig wird. «Im Moment ist das Tiefbauamt daran, eine Zweitmeinung einzuholen, sodass dem Landrat bis Ende Jahr eine fundierte Kreditvorlage eingereicht werden kann.» Die benötigten finanziellen Mittel seien im Investitionsprogramm enthalten. Und Jenny erklärt: «Ob diese Langsamfahrstelle zwingend mit einem Gleisersatz behoben werden muss, oder ob kurzfristige Unterhaltsarbeiten möglich sind, bleibt abzuklären.»

    Bz Basel: http://www.bzbasel.ch/basel/basel-st…tempo-129091607 (30.04.2015)

  • Wurden da nicht erst vor wenigen Jahren die Schienen ausgewechselt?

    Einmal editiert, zuletzt von Landschäftler (1. Mai 2015 um 01:33)

  • Anfangs 2010 wurde ein Verpflichtungskredit (3,5 Mio CHF) gutgeheissen - Instandsetzung der Gleise an der Baslerstrasse.

  • An solche Geschichten werden wir uns wohl gewöhnen müssen.
    Die Niederflurdrämmlis gehen nun mal nicht gerade sanft mit den Schienen um.
    Es darf abgewartet werden, wie sich der Basler Flexity Typ 2 verhält.
    Flexity Typ 1 gelten als ziemliche Schienenmörder.

    Wenn man sich vor Augen führt:
    1956 wog ein in Betrieb stehender Motorwagen Ce 2/2 - 15.200 Kg
    2015 wiegt ein Combino Be 6/8 gerade mal etwas mehr als das Dppelte 37.025 Kg
    Und die Taktdichte war damals auch eine andere als heute.
    Somit ist der heutige Schienenverschleiss durchaus erklärbar.

  • wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich hier ja um eine grade Strecke oder?

    Da sollte der Combino auch nicht soo viel fressen. Und wenn die Schienen wirklich so alt sind, dann ist deren Zustand ja verständlich.
    Die dürften zwar nicht mehr da "liegen" aber das ist ja ein anderes Thema-

  • Noch dazu kommt, das die Combinos und Flexitys viel mehr angetriebene Achsen (Räder) haben, was dann auch wieder zu einer höheren Abnutzung der Räder/Schienen führt.


    Kannst du mir diesen Zusammenhang bitte erläutern?
    Mehr angetriebene Achsen führen grundsätzlich zu einer besseren Verteilung der Antriebsleistung und dadurch zu weniger Riffelbildung, d.h. der Verschleiss wird reduziert. Negativ auf den Verschleiss wirken sich hingegen kleinere Raddurchmesser und höhere Achslasten aus.

  • Mehr angetriebene Achsen führen grundsätzlich zu einer besseren Verteilung der Antriebsleistung und dadurch zu weniger Riffelbildung, d.h. der Verschleiss wird reduziert. Negativ auf den Verschleiss wirken sich hingegen kleinere Raddurchmesser und höhere Achslasten aus.

    Ist es nicht so, dass Riffel dann entstehen, wenn der Schlupf so gross wird, dass das Rad teilweise wirklich durchdreht und sich damit in die Schiene einschmirgelt? Oder werden sie durch Flachstellen in den Rädern verursacht?
    Das würde begründen, warum mehr angetriebene Achsen zu weniger Riffelbildung führen, weil der einzelne Radsatz nicht so grosse Kräfte auf die Schiene übertragen muss und der erforderliche Schlupf geringer ist.

  • Ist es nicht so, dass Riffel dann entstehen, wenn der Schlupf so gross wird, dass das Rad teilweise wirklich durchdreht und sich damit in die Schiene einschmirgelt? Oder werden sie durch Flachstellen in den Rädern verursacht?
    Das würde begründen, warum mehr angetriebene Achsen zu weniger Riffelbildung führen, weil der einzelne Radsatz nicht so grosse Kräfte auf die Schiene übertragen muss und der erforderliche Schlupf geringer ist.


    Genau so ist es (wobei es auch noch viele andere Ursachen für Riffelbildung gibt).

    Ich glaube nicht das auch bei neuere Trams der Verschleiss kleiner ist, es hat zwar mehr angetriebene Achsen, aber auch die werden oft am Schlupf gefahren weil die neue Trams mehr Leistung haben und somit auch eine viel stärkere Beschleunigung.


    Ich wage jetzt mal die Behauptung, dass ein Combino bei gleichen Beschleunigungswerten wie ein Ysebähnli die Schienen weniger verschleisst.
    Oder anders gesagt: Bei den neueren Trams bekomme dank der höheren Anzahl Triebachsen mehr Beschleunigung zum gleichen Verschleiss.
    Hinzu kommt noch, dass eine stufenweise Beschleunigung wie bei den Cornichons sich ebenfalls eher negativ auf den Verschleiss auswirkt.

  • Der Verschleiss dürfte antriebsseitig auf gerade Strecke beim Combino defnitiv nicht höher sein.
    In Kurven ist der Combino mit einem 215 sicher vergleichbar, der 215 hobelt sicher mehr pro Achse ab, der Combino hat dafür viermal soviele Räder...

    Aber trotz Riffelbildungs- und Schienenabnützungsursachen: 60-jährige Gleise die die meisste Zeit alle sieben bis acht Minuten von einem Tram befahren werden (Egal ob Schwerzug mit Be2/2, Be4/4 plus B, Be 4/6 + B, Be4/6 DT oder Combino) sind am Ende ihrer technischen Nutzungsdauer und gehörten eigentlich schon zehn Jahre früher ersetzt.

  • hm ab wen fahren den die busse nach allschwil wen das tram dan nicht mehr fahren kann wegen den kaputen schienen ich nehme an das im tag schon 10000 leute sind die nach Allschwil fahren sofern es ersatz schienen hat und genug busse um die schienen zuwechseln :D

  • Neue Tram-Geleise: Mal fehlt die Einigkeit, mal fehlt das Geld

    Hier sind die Tramgleise seit 59 Jahren im Betrieb. Die übliche Nutzungsdauer auf Strecken mit nur einer Tramlinie beträgt im Schnitt 42 Jahre.

    Zuerst stritt man um Haltestellensicherheit, nun ist der Kanton Baselland klamm. Die Notlösungen kommen aber schlussendlich teurer als der Ersatz.

    Die Baselbieter Regierung kann einfach abschreiben – neudeutsch «copy & paste» –, und dies sogar ohne Plagiats-Skandal. Sie kann für die Tramgleise in Allschwil die eigene Landratsvorlage aus dem Dezember 2009 hervorziehen, in der ungeschminkt steht: «Das Gleistrassee der BVB-Linie 6 befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand. (...) Die Schienen der BVB-Linie 6 sind weitgehend abgenutzt und müssen dringend ersetzt werden. Insgesamt hat das Gleistrassee das Ende seiner Lebensdauer erreicht respektive teilweise überschritten (...).»

    Dann folgte damals der Hinweis, man habe bereits in den vergangenen Jahren einzelne Schienenabschnitte ersetzt. Und nun müsse man weitere Stellen auswechseln. «Ziel ist es, einen sicheren Betrieb für die Linie 6 zu gewährleisten, bis die Baslerstrasse gesamthaft erneuert und umgestaltet wird. Die notwendigen Massnahmen ersetzen nicht das Gesamtprojekt der Umgestaltung, sind aber erforderlich, bis das Gesamtprojekt ausführungsreif vorliegt. (...) Als Alternative steht nur die Einstellung des Betriebes der Linie 6 ab der Stadtgrenze zur Wahl.»

    Die bald sechsjährige Beschreibung bildet den Zustand von heute ab, man ist nicht substanziell weitergekommen. Zwar berichtet Michael Bont, Leiter Infrastruktur der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), man habe die damals geplanten Massnahmen umgesetzt und die schlimmsten Schäden behoben. Doch nun sind bei der Gemeindeverwaltung auf 70 Metern die Gleise so weit abgefahren (die bz berichtete), dass die Trams auf 10 Kilometer pro Stunde abbremsen müssen. Die Räder rollen nun nicht mehr mit der Lauffläche des Radkranzes auf dem Fahrkopf der Schiene, sondern mit dem Spurkranz auf der Sohle der Rille. «Dies verlängert den Bremsweg», begründet Bont die Tempolimite.

    Notlösungen sind letztlich teurer

    Die BVB beurteilen den Zustand der Gleise, die sie befahren, regelmässig nach einem Notensystem. Sobald ein Abschnitt so abgefahren ist, dass man die Schienen in fünf bis sieben Jahren ersetzen muss, beginnt für die BVB die Vorbereitung: «Ein Ersatz erfordert extrem viel Koordination, denn oft sind auch Leitungen oder die Strasse insgesamt erneuerungsbedürftig», erklärt Bont.
    Für die Linie 6 in Allschwil leiteten die BVB diesen Prozess schon vor 2005 ein. Es stellte sich heraus, dass die Baslerstrasse insgesamt erneuert werden soll. Dieses Projekt verzögerte sich aber durch die Diskussion um Kaphaltestellen, die der damalige Baudirektor Jörg Krähenbühl am Beispiel der Strassenumgestaltung in Reinach lostrat, sowie am Warten auf das Behindertengleichstellungsgesetz.

    Immer wenn die politische Diskussion länger dauert als die Schienen halten, müssen die BVB zu «Überbrückungsmassnahmen» greifen. Dafür bewilligte der Landrat 2009 die damaligen 3,5 Millionen. Und da dem Kanton mittlerweile das Geld für die Sanierung der Baslerstrasse fehlt und er diese auf frühestens 2019 verschoben hat, steht bald der nächste Kredit für Überbrückungsmassnahmen – altdeutsch «Pflästerlipolitik» – auf den Landrats-Traktanden.
    Die BVB zeigen zwar in kaum zu überbietender Geduld Verständnis für die finanzielle Lage des Kantons Baselland und betonen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Baselbieter Tiefbauamt. Doch technisch ist mit dem Flickwerk niemand glücklich: So sind die Schienen auf nicht mit Stahl armierten dicken Betonplatten befestigt. «Auch die Tragplatte der Gleise weist Ermüdungserscheinungen und schadhafte Stellen auf, diese stammt, wie die Schienen auch, aus dem Jahr 1956 und ist somit über 50 Jahre alt», schrieb die Regierung 2009. Mittlerweile kann sie das «über 50» durch «bald 60» ersetzen.
    Erneuert man nur die Schienen ohne den Unterbau – die Gesamtsanierung kann man erst angehen, wenn exakt definiert ist, wo in der neuen Baslerstrasse die Gleise exakt verlaufen sollen –, muss man später die erst halb abgenutzten Schienen wieder herausreissen.

    So kommen die Pflästerli am Schluss teurer als eine Grunderneuerung. «Es riecht ein bisschen nach Schildbürgerstreich», schrieb die bz 2009 über die damalige Landratsdebatte. Dieses Düftchen hat sich seither nicht verzogen.
    Doch einen kleinen Trost gibt es: Für die BVB sind die Allschwiler Gleise der einzige derartige Fall im Baselbiet. Allerdings ist der Abschnitt bei der Gemeindeverwaltung – davon waren 10 Meter bereits Teil des Landratsbeschlusses von 2009 – dabei nicht der einzige auf der Linie 6: «Es gibt weitere Strecken, die dringend sanierungsbedürftig sind und für die ein Kredit für dringende Sanierungsmassnahmen bei den Gleisen eingeholt werden muss», heisst es im Tiefbauamt. «Exakter Umfang und Lage und Ort dieser Abschnitte ist aktuell zusammen mit den BVB in Überprüfung.»

    BZ Basel: http://www.bzbasel.ch/basel/baselbie…-geld-129141345 (15.05.2015)

  • Die defekten Tramgleise in Allschwil werden im September über eine Länge von 70 Metern erneuert. An einem Treffen zwischen der Baselbeiter Baudirektorin, Regierungsrätin Sabine Pegoraro, und BVB-Verwaltungsratspräsident Paul Blumenthal sowie BVB-Direktor Erich Lagler gab Pegoraro gestern Montag in Liestal bekannt, dass sie den entsprechenden Auftrag im Betrag von CHF 0,24 Mio erteilt hat. Weiter sicherte Pegoraro zu, dass die Regierung dem Landrat bis im Herbst einen Kredit im Rahmen von CHF 6 – 8 Mio beantragen werde für weitere Überbrückungsmassnahmen, die bis zum Beginn der Neugestaltung der Baslerstrasse in Allschwil ab ca. 2021 wegen der Sicherheit der Fahrgäste erforderlich sind.

    Der Start der Arbeiten für den 70 Meter langen Abschnitt ist Anfang September geplant. Es werden die Gleise erneuert sowie Arbeiten am Gleisunterbau vorgenommen. Die Arbeiten dauern ca. 5 Wochen und erfolgen unter laufendem Betrieb. Es ist kein Tramersatz mit Bussen erforderlich.

    Blumenthal und Lagler betonten, dass die sofortige Kreditfreigabe für die Sanierung des am stärksten betroffenen Abschnitts der Linie 6 in Allschwil ein erster wichtiger Meilenstein ist, um das ÖV-Angebot in Allschwil in gewohnter Qualität aufrechtzuerhalten.

    Zurzeit kann der oben erwähnte 70-Meter-Abschnitt von den Trams aus Sicherheitsgründen nur noch mit 10 km/h befahren werden. Weitere rund 850 Meter Gleisanlagen müssen 2016, teilweise bereits bis zum Ende des 1. Quartals 2016 ersetzt werden. Bis 2021 fallen nochmals zusätzliche Überbrückungsmassnahmen an wie Erneuerung der Gleise, des Gleisunterbaus und Ersatz der elektrischen Anlagen. All diese Überbrückungsmassnahmen werden auf CHF 6 – 8 Mio. veranschlagt.

    Quelle: bl.ch

    Edit: Beitrag nachträglich aus Thema "Baustellen BVB" auch hier rein kopiert.

    Einmal editiert, zuletzt von 4106 (7. Juli 2015 um 12:55)

  • Der defekte Gleisabschnitt (70m) der BVB Tramlinie 6 in Allschwil wird nun mit einem Aufwand von 240'000.- CHF Anfangs September 2015 saniert.

    Der Kanton Baselland stellt im Weiteren für andere Sanierungsarbeiten gesamthaft 6-8 Millionen CHF zur Verfügung.

    Quelle: Radio Basilisk (07.07.2015)