Durchmesserlinie ist zu steil für den Intercity

  • Die Motorisierung der Intercity-Züge ist zu schwach für die Steigung zwischen Oerlikon und Altstetten. Die SBB muss deshalb künftig zusätzliche Lokomotiven einsetzen.

    Zwei Milliarden Franken kostet die Durchmesserlinie. Doch das Vorzeigeprojekt der SBB weist nach ersten Testfahrten Mängel auf. Wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet, ist der Bahntunnel und die Rampe zwischen Zürich Oerlikon und Altstetten zu steil. Die Intercity-Züge sind für diese Steigung zu wenig stark motorisiert, um ohne Zeitverlust die Strecke zu bewältigen. Das bedeutet, dass die Fernverkehrszüge Romanshorn – Brig und St. Gallen – Genf mit zwei Lokomotiven geführt werden müssen. Dafür müssen die Bundesbahnen zehn neue Lokomotiven anschaffen.

    SBB-Pressesprecher Stephan Wehrle bestätigte der Zeitung, dass ein erhöhter Traktionsbedarf bestehe. «Im Bahnhof Löwenstrasse könnte es zu Verzögerungen kommen, wenn die Züge nicht schnell genug aus dem Bahnhof herauskommen.»

    Von einer Fehlplanung will Wehrle aber nichts wissen. Weil rund um den Hauptbahnhof bereits Tunnels bestehen, hätte die Bahnstrecke so steil gebaut werden müssen. «Die Linie weniger steil zu bauen, wäre nur mit einer vollständigen Untertunnelung etwa bis Zürich Altstetten und einer lang gezogenen Ausfahrt möglich gewesen», so der SBB-Sprecher. Diese Variante wäre zu kostenintensiv und platzraubend gewesen.

    «Züge im Grenzlastbereich»

    Für das Befahren der Durchmesserlinie werden die Leistungen der zwei Lokomotiven voll ausgeschöpft. «Kurzfristig fahren die Loks dort im Grenzlastbereich», sagt die Sprecherin des Bundesamts für Verkehr, Florence Pictet der «Schweiz am Sonntag». Allerdings sei dies nicht aussergewöhnlich im Bahnverkehr.

    Ende 2015 werden die ersten neuen Doppelstockzüge aus dem Hause Bombardier geliefert. Diese sind stärker motorisiert und können die Steigung mit einer Lokomotive bewältigen. Bis zur Eröffnung der Durchmesserlinie für den Fernverkehr Ende des nächsten Jahres, ist die Flotte allerdings noch nicht komplett ersetzt. Es kommt also vorübergehend zur Zwei-Lok-Lösung.


    Quelle: 20min vom 12.10.2014

  • Ich nehme mal an, das mit der "einen Lok" bei den neuen Bombardier-Zügen ist ein kleines journalistisches Missverständnis. Vermutlich ist gemeint, dass keine zusätzliche Lok benötigt wird. Triebzug und Lok auseinander zu halten ist nicht für alle Journalisten so einfach. ;)

  • Interessanter Beitrag :!:
    Was sind den das für 10 Neue Loks?
    Und warum brauchen die Neuen Doppelstockzüge aus dem Hause Bombardier auch eine Lok, ich dachte das sind Triebzüge 8|

    Neue Loks gibt's keine. Das Spiel heisst löse 10 Loks aus bestehenden Umläufen. Es hat sicher Leistungen die problemlos auf ^Re 4/4 II umgestellt werden könnten. Sofern solche verfügbar sind. 2 davon hätte ich im Angebot. Man könnte die Basler HVZ-Verstärker mit RBe 540 betrieben. Ich wäre einmal grundsätzlich etwas vorsichtiger mit dem Entsorgen von RBe 540. Es gibt noch weitere HVZ-Verstärker, welche mit Re 4/4 II betrieben werden, welche umgestellt werden könnten.

    Gruss
    Christian

  • Dieses Theater zeigt meiner Meinung nach sehr gut, wie es aktuell um die Print- und Onlinemedien in der Schweiz steht. Eine Zeitung bringt irgendeine "neue" Geschichte heraus und die restlichen Medien schreiben fleißig ab. Blöd nur, dass die im Artikel angesprochene Thematik mit den zwei Loks auf der DML eigentlich schon seit Jahren bekannt ist (wurde auch schon hier im Forum diskutiert). Im ursprünglichen Artikel der "Schweiz am Sonntag" wird zwar ebenfalls suggeriert, dass die DML eine Fehlkonstruktion sei, immerhin wird aber auch der eigentliche Grund für das Problem angesprochen: es war nie vorgesehen, dass die Ost-West IC auf der DML mit Re 460+IC2000-Pendel gefahren werden. Diese Züge sollten spätestens mit der Inbetriebnahme der neuen Linienführung auf Twindexx umgestellt werden. Da sich deren Ablieferung aber um Jahre verzögert hat, muss man nun halt improvisieren...

  • Nachtrag: man sollte zur Verteidigung von Bombardier wohl noch anfügen, dass auch die SBB nicht ganz unschuldig an der Situation sind, da die neuen Fernverkehrs-Triebzüge enorm spät bestellt wurden. Ursprünglich war vorgesehen, die neuen FV-Doppelstöcker zeitgleich mit dem neuen Rollmaterial für die S-Bahn Zürich zu ordern, aber daraus wurde bekanntlich nichts...

  • Ich sehe das "Herauslösen" aus Umläufen anders: es werden wohl Re 460, welche derzeit nicht in Pendelzügen laufen, für die Verstärkung der Züge verwendet.

    RBe 4/4 an Dispozügen wäre eine tolle Sache. Nur sind diese wesentlich schwächer motorisiert als eine Re 4/4, es wären also zwei nötig. Ausserdem liegt die Höchstgeschwindigkeit nur bei 125 km/h, so dass die Fahrzeiten noch weniger eingehalten werden könnten.

  • Das Problem der Presse im allgemeinen zum Thema Eisenbahn:
    Aus Kleinigkeiten werden Elefanten wie das o.g. Thema DML.
    Die wahren Probleme und Fehlentwicklungen speziell bei der SBB (z.B. das komplette Versagen beim Gotthartfahrplan) werden
    verschwiegen oder nicht erkannt. Das liegt wohl einerseits daran, dass dann mal ein
    Jounalist sich in die Materie hineindenken müsste (dann würde er auch mal den Unterschied zwischen
    Lok, Triewagen und Steuerwagen bemerken) und andererseits müsste er dem Leser dann
    komplexe Zusammenhänge erklären. Das lässt sich schwierig dann schwierig in einem griffigen, skandalös
    klingenenden Titel zusammenfassen.

  • Ich sehe das "Herauslösen" aus Umläufen anders: es werden wohl Re 460, welche derzeit nicht in Pendelzügen laufen, für die Verstärkung der Züge verwendet.

    RBe 4/4 an Dispozügen wäre eine tolle Sache. Nur sind diese wesentlich schwächer motorisiert als eine Re 4/4, es wären also zwei nötig. Ausserdem liegt die Höchstgeschwindigkeit nur bei 125 km/h, so dass die Fahrzeiten noch weniger eingehalten werden könnten.


    Das "Herauslösen" habe ich genauso gemeint. Nur muss man die abgezogenen Re 460 durch irgend etwas ersetzen und das dürften wohl Re 4/4 II sein, welche vorzugsweise aus dem eigenen Bestand stammen. Bei den RBe-Einsätzen habe ich nicht die Dispozüge im Visier, sondern eher die kurzen S-Bahn HVZ-Verstärker, bei welchen mit dem RBe als Triebfahrzeug ein weiterer Wagen eigespart werden könnte. Dies sollte sich positiv auf die Beschleunigung auswirken, die vmax von 125 km/h ist gegeben. Es sind dann eben die Lokführer gefordert, so wie die Wagenführer, wenn bei der BVB ein Be 4/6S auf der Linie 6 mit den Combinos mitschwimmt.
    Der Bestand an RBe 540 ist mittlerweile so dünn und deren Zustand so schlecht, dass ohnehin fraglich ist, dass bis zum benötigten Zeitpunkt überhaupt noch genügend Fahrzeuge vorhanden sind.

    Gruss
    Christian

  • Also RBe 540 werden definitiv nicht eingesetzt, auch wenn die Idee nicht schlecht ist. So wie es aussieht, werden ab nächstem Fahrplan keine RBe 540 mehr eingesetzt werden. Zur Zeit sind nur noch 2 Leistungen mit RBe verplant, nämlich der Reservezug (=Dispozug) für die S-Bahn Zürich sowie 1 Zugpaar Zürich-Göschenen-Zürich an Sonntagen.

    Ich tippe darauf, dass Re 420 von SBB Cargo gemietet oder übernommen werden, um Re 460 aus Diensten OHNE Pendelzüge freizusetzen.

  • Also wenn man den Originalartikel in der Schweiz am Sonntag lesen würde (welcher selbst ja auch schon schlecht ist), steht da, dass man 10 Loks Konzernintern (sprich von Cargo) für die Übergangsphase übernimmt. Dass die anderen Blätter beim abschreiben daraus ein "kaufen" machen ist nur noch peinlicher. Und da es bei Cargo jetzt auch nicht so viele Loktypen gibt welche verfügbar sind und für den Personenverkehr geeignet sind, ist glaub klar, dass es Re 420 werden.

  • Wie heutige Zeitungen Journalismus betreiben, ist so eine Sache (gerade eigene Erfahrung damit gemacht).

    Es kommt nicht darauf an, was jemand sagt oder ob Tatsachen korrekt wiedergegeben werden - nein, wichtig ist, dass es sich nach einem Skandal anhört. Erscheint es nur mir so, oder sind zu viele "Autofahrer" Journalisten? :D

    Ach wo sind die guten alten Zeiten, wo es noch "Leitartikel" gegeben hat, mit Fakten und Tatsachen. Jeder Leser konnte sich selber entscheiden, auf welcher "Seite" er stehen möchte.

  • Zitat

    Ich tippe darauf, dass Re 420 von SBB Cargo gemietet oder übernommen werden, um Re 460 aus Diensten OHNE Pendelzüge freizusetzen.


    Mal sehen. Vielleicht nimmt dann SBB Cargo wieder einige Ae 6/6 in Betrieb.

    Zitat

    Es sind dann eben die Lokführer gefordert, so wie die Wagenführer, wenn bei der BVB ein Be 4/6S auf der Linie 6 mit den Combinos mitschwimmt.


    So einfach ist es nicht ganz. Wenn ein Fahrplan auf Combino oder FLIRT abgestimmt ist, dann kann ihn auch der beste Wagen- oder Lokführer nicht einhalten, wenn ein Sänftenzug oder ein EW II-Pendel eingesetzt wird. Es ist nicht nur die fehlende Leistung zum Beschleunigen, sondern auch das völlig andere Bremsverhalten sowie die Anordnung der Türen und die Hochflureinstiege.

    Apropos: Zieht die SBB doch noch RBe 4/4 in Basel zusammen (Bild vom 14.10.2014)?


  • Mal sehen. Vielleicht nimmt dann SBB Cargo wieder einige Ae 6/6 in Betrieb.


    So einfach ist es nicht ganz. Wenn ein Fahrplan auf Combino oder FLIRT abgestimmt ist, dann kann ihn auch der beste Wagen- oder Lokführer nicht einhalten, wenn ein Sänftenzug oder ein EW II-Pendel eingesetzt wird. Es ist nicht nur die fehlende Leistung zum Beschleunigen, sondern auch das völlig andere Bremsverhalten sowie die Anordnung der Türen und die Hochflureinstiege.

    Apropos: Zieht die SBB doch noch RBe 4/4 in Basel zusammen (Bild vom 14.10.2014)?

    Zu den Ae 6/6: SBB Cargo ist momentan am Aufräumen der restlichen Ae 6/6. 11417 steht in Emmen zur Verschrottung, 11440 und 610496 in Kaiseraugst. 11465 war im September zur Teileentnahme vor der Verschrottung in Erstfeld. So sind noch 11470, 11501, 11513 und 11517 die in Däniken auf ihr weiteres Schicksal warten. Die restlichen noch vorhandenen Maschinen stehen bei SBB Historic unter Vertrag.

    Zum RBe 540: Nein machen sie nicht. Der RBe 540 hat 3 Ee 934 von Biel nach Basel gebracht. 934 558 und 934 559 kamen zurück nach erfolgter Reparatur. Die dritte 934 551 war nur im Transit auf dem Weg nach Kaiseraugst hier. Ich habe die Fuhre auf dem Weg zum Endbahnhof in Basel RB gesichtet.

    Gruss
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von unterhaltsfrei (14. Oktober 2014 um 14:36)

  • Zitat

    Die DML befahrens anstatt nach Kaiseraugst? Ich glaube nicht dass die Beschleunigung genügend hergibt. Aber für BS-ZH reicht es doch allemal...


    Ich meinte natürlich nicht für die DML, sondern um Re 4/4 freizusetzen. Die Ae 6/6 von SBB Historic könnten sich auch herangezogen werden, wenn die Lage sich sehr zuspitzen würde.

  • Oder ganz einfach Mietfahrzeuge. Cargo verfügt ausserdem über viele Re 482, die zur Zeit an Dritte vermietet sind. Wenn man da gut vorausplant sollte es keinen Lokmangel bei Cargo geben.