Belgrad: Fahrzeuge ex BVB/BLT

  • Der Unterschied zwischen L'viv und Iasi ist, dass letzteres mittlerweile einen zahlungskräftigen Sponsor mit Hauptsitz in Brüssel gefunden hat. Diese Mittel stehen den ukrainischen Städten vorerst mal nicht in dieser Höhe zur Verfügung.

    Ich gehe davon aus, dass in die Ukraine ordentlich Wiederaufbaugelder fliessen werden. Letztlich profitiert von sowas auch die Wirtschaft in der EU. Aktuell ist es hierfür freilich noch zu früh.

  • Seit die ersten Trams nach Belgrad exportiert wurden, dürfte es ja bald ja mal ein bis zwei Jahrzehnte her sein. Damals war man einer Situation kurz nach diversen Kriegen und entsprechender Vernachlässigung der Traminfrastruktur. Da waren die Occassiontrams aus Basel wohl hochwillkommen.

    Auch wenn die dortige aktuelle politische Entwicklungen nicht über alle Zweifel erhaben sind (was aber nicht Thema dieses Forums ist), hat sich die Situation bezüglich Infrastruktur und Wirtschaft seither doch etwas stabilisiert, so dass man dort auch neuere Trams kaufen kann.

    Von dem her lässt es sich wohl nicht vermeiden, dass auch dort die DÜWAGs langsam in Rente gehen müssen. Aber denoch ist es doch erfreulich, dass sie dort noch über Jahre nützlich waren, statt schon lange verschrottet zu sein.

    Was aber vielleicht sinnvoll wäre: Nicht unbedingt ein zweites Trammuseum dort, aber ein zweites Ersatzteillager z.B. für die zwei verbliebenen DÜWAGs in Basel.

  • So schön wie ein Weiterbetrieb der 200er in Belgrad auch wäre, Serbien sollte mal lernen auf eingenen Füssen zu stehen.

    Sie lassen sich doch viel beschenken, die ganzen Wagen aus Basel - Transportkosten finanziert durch Schweizer Steuergelder.

    Jetzt auch noch die 200er - Transportkosten finanziert durch Schweizer Steuergelder.

    Ich erachte es persönlich als zielführender und rein aus Ressourcensicht nachhaltiger, wenn ausrangierte - aber noch voll funktionsfähige Fahrzeuge - weiterverwendet werden, als sie zu verschrotten. Bei den Bussen macht man es ja genau gleich, ohne dass es dort jemanden stört.

    Betreffend Kosten bewegen wir uns im einstelligen Millionenbereich für Dutzende Fahrzeuge. Diese Gelder sind politisch vom Parlament bewiligt und ohnehin für Unterstützungszwecke reserviert. Wenn sie die erwähnten Länder nicht erhalten, dann fliessen die Gelder halt in andere Projekte.

    Wenn das mit dem "lernen" so einfach wäre, dann hätten das diese wirtschaftlich schwachen Länder schon lange selbst gemacht. Es spricht für sich, wenn Tausende von Serben aus dem Land geflohen sind. Das Motto lautet Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn das jedes Land frei nach "wir sind uns selbst die nächste" oder "wenn jedes Land für sich schaut, dann ist für alle geschaut" fuhrwerkt, dann ist das dem Zusammenhalt Europas nicht förderlich. Da wird es dann schwierig, wenn man als Land Schweiz selber mal dereinst Hilfe benötigt.

    Es macht darum Sinn, wenn die wirtschaftlich starken Länder in einem gewissen Rahmen auch die wirtschaftlich schwächeren Länder unterstützen, damit sie eben genau einfacher auf "eigenen Füssen" stehen können.

  • Hilfe zur Selbsthilfe ist ja gut und recht, aber nicht für ein Land das mit Russland unter einer Decke steckt und massenweise Flüchtlinge nach Rest-Europa schleust um die mitteleuropäischen Staaten zu destabilisieren.

  • Hilfe zur Selbsthilfe ist ja gut und recht, aber nicht für ein Land das mit Russland unter einer Decke steckt und massenweise Flüchtlinge nach Rest-Europa schleust um die mitteleuropäischen Staaten zu destabilisieren.

    So ungefähr das meinte ich mit den "aktuellen politischen Entwicklungen".

    Aber die Trams wurden ja zuvor geliefert. Es würde wohl wenig Sinn machen, deswegen jetzt kaum mehr gebrauchte Trams zurückzufordern. Neue Lieferungen sind ja meines Wissens nicht geplant.

  • Hilfe zur Selbsthilfe ist ja gut und recht, aber nicht für ein Land das mit Russland unter einer Decke steckt und massenweise Flüchtlinge nach Rest-Europa schleust um die mitteleuropäischen Staaten zu destabilisieren.

    Serbien ist nicht Belarus... und dieses "enge Verhältnis zu Russland" ist eher ein Märchen der jetzigen Regierung, welche seit nunmehr 10 Jahren am Ruder ist und dem Volk verkauft wird, um mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Unfähigkeit der vorherigen (pro-europäischen) Regierung zu deuten. Schlussendlich hat Serbien bei mehreren UNO-Resolutionen gegen Russland gestimmt und pflegt historisch gute Beziehungen zu westlichen Staaten, allen voran Frankreich. Bleibt nicht zu vergessen, dass Serbien gemäss den "geleakten" Dokumenten aus Washington zugestimmt hat, Waffen an Kiew zu liefern und sich damit in einer Reihe mit anderen westlichen Staaten gestellt hat.

  • Liebe Alle!

    Da wir ein unpolitisches Forum sind schlage ich vor, die politischen Hintergründe auf dem Balkan und die möglichen Zusammenhänge zu Russland nicht weiter zu erörtern und die obigen Aussagen dem Forumsfrieden einfach stehen zu lassen.

    Danke!

  • Heutiger Wagen Einsatz am letzten Tag vor den Ferien ohne 100er/700er ex BLT.

    Im Einsatz habe ich 11 Wagen mit und ohne Beiwagen gesehen, mit Nummer dokumentiert sind: 603, 613, 615, 622, 133, 143, 643, 646, 648, 649, 158.

    Die ex-BLT 101-112 stehen, soweit überhaupt noch vorhanden in einer langen Reihe neben dem Betriebshof Novi Beograd. Nachdem dort vor und hinter der Reihe Autos in nur eingeschränkt fahrfähigem Zustand parkieren, dürfte das schon einige Zeit so sein.

    Ansonsten bemerkenswert: bald die Hälfte der CAF Urbos steht defekt auf dem Hof, bei den KT4D scheinen in erheblichem Mass Ersatzteile zu fehlen, so dass man die geführten Wagen von Doppeltraktionen plündert. Hier fehlen Lampen, Stromabnehmer, Führerstände, teilweise wurden Kupplungen durch feste Stangen ersetzt.

    Spannend ist auch das neue, seit Mai gültige Tarifsystem: es besteht im wesentlichen aus einem Verkauf per SMS, funktioniert aber nur mit serbischen SIM-Karten. Papierkarten gibt es an zehn (!) Verkaufsstellen im Großraum Belgrad, die für Touristen sinnvollste befindet sich 100m südlich vom Trg Slavija in einer Seitenstrasse. Die landschaftlich nette Strecke der Linie 3 nach Topcider und weiter wird als Bus 3A betrieben. Die Takte der Stadtlinien sind mitunter sehr lang, Linie 11 fährt z. B. theoretisch alle 23(!) Minuten, praktisch irgendwie zwischen alle 20 und 30 Minuten.

  • Habe das Gefühl, dass Belgrad einen nicht gerade sorgfältigen Umgang mit ihren Schienenfahrzeugen pflegt.

    Wenn ich in die Ukraine blicke, fahren die meisten "Zürcher- Mirage" immer noch in sehr grosser Stückzahl.

    (seit 2010, Irrtum vorbehalten)

  • Ich war 2010, 2013, 2014, 2019 und jetzt 2023 wieder in Belgrad. Der Unterschied ist insbesondere bei den CAF-Wagen von 2019 auf 2023 extrem. Angeblich (!) wurde mit Lieferung der Wagen ein zehnjähriger Wartungsvertrag abgeschlossen, der inzwischen ausgelaufen ist. Demnach würde GSP selber die Wartung erledigen und scheint damit Schwierigkeiten zu haben.

    Die KT4YU fallen halt auch in die Kategorie "unzerstörbar" - wer das als Referenz für die Wartung nimmt, dürfte bei den CAF Urbos die ein oder andere Überraschung erleben. Die Basler Duewag zeigen m. E. mittlerweile recht deutlich, dass sie an die Grenzen kommen. Bin heute mittag mit dem 603 und Beiwagen und leeren Sandbehältern vom alten Bahnhofsplatz (heute Savski Trg) hoch zum Taschmajdan gefahren, geschätzt 50 Höhenmeter auf 1000m Strecke. Das Fahrzeug war quasi bei jeder Kreuzung am Schleudern und fing sich erst so bei 10-15 km/h wieder ein. Das Gejaule tut akustisch schon weh...

  • Habe das Gefühl, dass Belgrad einen nicht gerade sorgfältigen Umgang mit ihren Schienenfahrzeugen pflegt.

    Wenn ich in die Ukraine blicke, fahren die meisten "Zürcher- Mirage" immer noch in sehr grosser Stückzahl.

    (seit 2010, Irrtum vorbehalten)

    Vinnitsa ist aber auch eine ziemliche Ausnahme in der Ukraine, schon seit längerem. Sowohl was Fahrwegzustand wie Fahrzeugwartung angeht. Kann allerdings nur für den Zeitraum bis 2019 sprechen, hoffe sehr, dass man an den Prinzipien festhalten kann.

  • Was da beschrieben ist, dürfte in erster Linie mit Unterfinanzierung zusammenhängen. Es fehlt offenbar das Geld für die Beschaffung von Ersatzteilen. Ich kann mir gut vorstellen dass die Maschinerie in der Werkstatt aus demselben Grund in ähnlich schlechtem Zustand ist. Dann bleibt nur noch Kannibalisieren übrig.

  • Ich bin vor 2 Wochen mit dem Zug in Beograd vorbeigekommen. Von Novi Beograd hat man einen kurzen Einblick auf das dortige Tramdepot…

    Etwas später ging es noch der einstigen Linie-3-Strecke Richtung Kneževac entlang. Ein Schild entlang der Strecke (leider kein Bild vorhanden) spricht von Modernisierungsarbeiten. Von diesen habe ich aber nicht viel gesehen. Es überwiegen unbefahrene, teils zugeparkte Gleise.

    Hoffen wir, dass allen Widrigkeiten zum Trotz die Belgrader Strassenbahn irgendwann wieder besseren Zeiten entgegen fährt.

  • Nach zwischenzeitlicher Rückkehr ein paar bebilderte Eindrücke aus Belgrad von vor einer Woche. Die Fotos entstanden Dienstag und Mittwoch, daher teilweise gleicher Wagen auf unterschiedlichen Linien.

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    2646 mit 1478, Hst. Dr Ivana Ribara

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    2649, ebenfalls Dr Ivana Ribara

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    2613 mit 1443, Hst Blok 70

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    2658, Hst. Savski Trg (Saveplatz), ehemaliger Hbf (rechts angeschnitten). Der Hbf wurde 2018 stillgelgt und mittlerweile weitestgehend überbaut.

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    2133+1440, Hst. Savski Trg

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    2133+1440, Kreuzung Nemanjina/Resavska. Das Gebäude rechts im Hintergrund ist das 1999(!) getroffene Verteidigungsministerium...

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    2615+1447, Schleife Ustanička

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    2622, Hst. Tadeuša Košćuka. Das Gebäude links gehört wohl zur Luftwaffe, im Hinterhof steht eine MiG-21...

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    Serbische Flagge am Saveplatz. Symbolhaft für den Infrastrukturzustand weiter Teile des Landes.