Betrifft ... BVB-Personal

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    Der Kadermitarbeiter

    Frappant: Die Personalprobleme ziehen sich offenbar durch alle Stufen des öV-Unternehmens. Dies zeigen Aussagen eines langjährigen Kadermitglieds, der seine Aussagen auch mit schriftlichen Unterlagen – Auszüge aus Konzepten, internen Präsentationen, Budgetvorgaben und ähnlichem – klar belegen konnte.

    Der Mitarbeiter berichtet unter anderem von einem zweitägigen Kaderworkshop vor zwei Monaten. Nach drei Jahren im Amt wollte Lagler dort endlich seine lang erwartete Unternehmensstrategie präsentieren. Stattdessen stiess der BVB-Direktor offenbar erstmals alle vor den Kopf. Er habe seinem vollständig versammelten Kader das Zertifikat unbrauchbar ausgestellt und verkündet: «Mit euch kann ich nicht zusammenarbeiten. Ihr müsst euch um 180 Grad ändern.» Bei den anschliessenden Workshops habe sich kaum jemand mehr freiwillig gemeldet. «Alle hatten die Hosen voll.» Es gebe auch eine Reihe von Versetzungen und Herabstufungen von Mitarbeitern, nachdem sich diese kritisch geäussert haben, so der Mitarbeiter. «Es wird bewusst eine Angstkultur geschaffen.»

    «ZDF statt RTL» sei ein beliebter Spruch von Lagler. ZDF steht für Zahlen, Daten, Fakten – RTL für Raten, Tippen, Lügen. Und der BVB-Direktor lasse die Mitarbeiter sehr direkt spüren, dass er sie grossenteils für RTL-Anhänger hält. «Er ist ein Technokrat mit einem Grundmisstrauen allen Kaderleuten gegenüber», so der Kadermitarbeiter. Lagler sei der festen Überzeugung, dass die Mitarbeiter für die Krise des Unternehmens verantwortlich seien und deshalb umgepolt werden müssten.

    Weitere Aussagen, welche das Kadermitglied auch mit Dokumenten belegt, werfen zusätzliche Fragen auf. Bisher hat der BVB-Direktor immer betont, dass die Sparmassnahmen nicht auf dem Buckel der Beschäftigten durchgeführt werden sollen. «Es wird keine Entlassungen aus Spargründen geben. Das kann ich garantieren», sagte Lagler vergangenen November im Interview mit der bz.

    Interne Unterlagen aus den Workshops, aber auch Budgetvorgaben der BVB-Direktion sprechen eine andere Sprache: Dort ist klar aufgelistet, in welcher Abteilung wie viele Stellen abgebaut werden sollen. «Lagler hat einen klaren Auftrag gegeben, wo Stellen einzusparen sind. Dafür wird die Fluktuation erzwungen. Was er öffentlich sagt, ist gelogen», sagt der Mitarbeiter.

    Die Vorwürfe des Kadermitglieds an die Direktion sind hart: «Mit systematischem Mobbing werden Abgänge erzwungen.» So müssen die Kadermitarbeiter jeweils am Schluss der Woche etwa einen Bericht schreiben, wie sie die neue Führungsstrategie, welche Lagler etablieren will, umgesetzt haben. Pikant: Dieser Bericht gehe zuhanden eines Arbeitspsychologen. «Aufgrund der Auswertungen wird dann entschieden, wer als Führungsperson geeignet ist. Das ist der pure Psychoterror.» Lagler degradiere so langjährige Kaderleute zu Anfängern, meint der Mitarbeiter.

    Die Konsequenz: «Viele fähige Kollegen haben gekündet, wertvolles Wissen geht verloren, Projekte bleiben auf halben Weg liegen», so der Mitarbeiter. Viele gingen auch, ohne eine andere Stelle in Aussicht zu haben. «Auch ich habe innerlich bereits gekündigt.»


    Auch das Sparprogramm Avanti sieht der Kadermitarbeiter äusserst kritisch: Etwa der Umstand, dass das Unternehmen für die Effizienzsteigerung extra spezielle Avanti-Coaches eingestellt hat.

    Dazu kommt, dass mehrere Mitarbeiter intern zu Avanti-Coaches geschult werden und deshalb monatelang in ihrem eigentlichen Job fehlen. Weiter wurden vergangenes Jahr gemäss Aussagen von BVB-Direktor Lagler 25 Workshops durchgeführt, die je eine Woche dauerten. Rechnet man die Kosten hoch, kommt man so schnell auf einen siebenstelligen Betrag. «Gleichzeitig wird von der Geschäftsleitung ein rigider Sparkurs proklamiert.»

    In der Chefetage fehle jegliches Gespür. «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben keine Verbindung zum Kader und zu den untersten Hierarchiestufen. Die sind völlig abgehoben.» Dazu kommt, dass viele Mitarbeiter mittlerweile durch die neuen Anforderungen zeitlich völlig überfordert seien.

    Die Aufgaben, welche die geschassten Mitarbeiter liegen gelassen haben, müssten die Übriggebliebenen übernehmen. Gleichzeitig würden immer wieder spezielle Task Forces eingerichtet, welche grossen Mehraufwand bedeuten. «Man hat immer wenige Ressourcen und immer mehr Aufgaben. Man wird psychologisch und zeitlich stark unter Druck gesetzt.»

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    Lagler weist Vorwürfe zurück

    Der BVB-Direktor bestreitet die Anschuldigungen seiner Mitarbeiter durchs Band.

    BVB-Direktor Erich Lagler nahm bereits am Freitag in einem grossen Interview gegenüber der bz Stellung zum schlechten Betriebsklima und zu den vielen Krankheitstagen im Unternehmen. «Für die Entwicklung des Unternehmens ist dies normal», sagte er mit Blick auf die Stimmung. Die Krankheitstage seien in den letzten Jahren gar gesunken. Auch zu den nun geäusserten Vorwürfen der Mitarbeiter nimmt der Direktor Stellung.

    Lagler wehrt sich gegen den Vorwurf der Überwachung: «Davon kann keine Rede. Um uns verbessern zu können, müssen wir zuerst wissen, auf welcher Basis wir stehen – dafür braucht es Messgrössen.» Dass ihm unterstellt wird, er würde Mitarbeiter rausekeln, kann er nicht nachvollziehen: «Das passt auf keine Weise in unsere Unternehmenskultur.»

    Auch den Aussagen, dass er in der Werkstatt untaugliche Konzepte im Alleingang eingeführt und auf Kosten der Mitarbeiter durchgesetzt habe, widerspricht der BVB-Direktor: «Bei der Hauptrevision des Combinos haben wir bereits im Vorfeld der Arbeiten unzählige Vorschläge von Mitarbeitern berücksichtigt. Im Rahmen der Hauptrevision sind über 200 weitere Verbesserungsvorschläge dazugekommen.» Einzig wenn es um das Thema Sicherheit gehe, greife er sofort durch.

    «Keine Kündigungen»

    Auch gegen die Mobbing-Anschuldigungen der Mitarbeiter wehrt sich Lagler: «Das sind massive Vorwürfe, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann.» Die genannten Aussagen am Kaderworkshop habe er so nicht gemacht. Und auch der Ausdruck «ZDF statt RTL» sei ihm neu. Bei den Berichten für die Psychologen handle es sich um einen Teil eines Führungstrainings.

    Auch zum Personalabbau nimmt Lagler Stellung: «Kündigungen kommen für mich nicht in Frage.» Das Ziel sei, dass man die geplanten Optimierungen mit der natürlichen Fluktuation, also Pensionierungen oder vom Arbeitnehmer initiierten Abgängen, auffangen könne. Dafür gebe es eine Personalplanung, wie bei jedem Unternehmen. «Wir haben festgehalten, dass man Kosten reduziert. Aber es gibt keinen Plan für Stellenstreichungen.»

    bz 29.07.2017

  • «Kopfschütteln darüber, was Lagler unter Sozialpartnerschaft versteht»

    Der Versuch, die Wahlen in die Personalkommission der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) zu beeinflussen, seien die Erfindung von Direktor Erich Lagler gewesen. Im Interview sagt Christoph Steinmann, Sekretär des "Personalverbandes Städtischer Verkehrsbetriebe Basel" (PSVB), der Direktor lasse Ankündigungen zur Verbesserung der schlechten Stimmung keine Taten folgen.

    weiter lesen ... was der Personalverband Städtischer Verkehrsbetriebe Basel dazu meint.

    OnlineReports 17. Juli 2017