Tramverlängerung nach Saint-Louis

  • Die Zwangsfusion der Region Elsass mit Lothringen und Champagne-Ardenne zu "Grand-Est" hatte da sicher auch seine Nachteile (wobei ich mich nicht so auskenne, was in Frankreich auf welcher Ebene geregelt wird). Wenn das Gebiet bis fast zur Pariser Banlieue geht, gelten Probleme in der Basler Agglo wohl nicht mehr als so prominent und dringend.

  • Nicht jammern; Ordnung schaffen!

    Wenn die zuständigen Behörden von St. Louis aus der Zeitung (!) erfahren müssen, dass die BVB den franz. Abschnitt in den Randzeiten nicht mehr bedienen will, dann dürfen sie durchaus jammern.

    Ich kann die Haltung der BVB verstehen, der Schutz des eigenen Personals geht vor.

    Nur, bei allem Respekt: Probleme lösst man, indem man sich ihnen stellt und nicht "davonläuft" bzw. die Dienstleistung verweigert.

    Das verstösst gegen die Fahrplanpflicht und bestätigt die Übeltäter, indem ihnen das Signal vermittelt wird, dass sie tun können, was sie wollen.

    Der Raum Basel wollte diese Tramlinie, nun soll man auch zusammen mit den franz. Behörden für den Betrieb einstehen und die Problematik der Laseratacken angehen. Mit der Einstellung des Trambetriebes Abends lösen sich diese garantiert nicht in Luft auf...

  • Wenn die zuständigen Behörden von St. Louis aus der Zeitung (!) erfahren müssen, dass die BVB den franz. Abschnitt in den Randzeiten nicht mehr bedienen will, dann dürfen sie durchaus jammern.

    Ich tun können, was sie wollen.

    Der Raum Basel wollte diese Tramlinie, nun soll man auch zusammen mit den franz. Behörden für den Betrieb einstehen und die Problematik der Laseratacken angehen. Mit der Einstellung des Trambetriebes Abends lösen sich diese garantiert nicht in Luft auf...

    Ich denke mal (auch aus privater Erfahrung), dass gewisse Behörden in Frankreich genau diese Einstellung tragen: die Schweizer haben die L3 gewollt, sollen sie auch für Ordnung sorgen.

    ABER: Ohne polizeiliche Befugnisse!

    Wir kennen alle den Aktivitätsunterschied der jeweiligen Behörden.

    Aber ich denke, die BVB sind auch für das Wohl der Fahrgäste verantwortlich und damit rechtfertigt sich die temporäre Betriebseinstellung.

    Es kam ja nicht plötzlich, die Ausschreitungen schaukelten sich hoch.

    Bestimmt wurden auch Gespräche geführt, aber.. siehe weiter oben btr. Behörden-Aktivität.

    Die BVB verlangten und haben das in ihrer Mitteilungs auch so geschrieben, dass Frankreich endlich handeln soll.

    Die Öffentlichkeit wurde nur nicht immer informiert.

    Hätte noch einiges zu sagen, aber ich lass es mal gut sein.

    Schönen Abend allerseits und Gruss

    Juerg

  • Ich kann wirklich beide Seiten verstehen. Dass man mit dieser Betriebseinschränkung bei den wirklich entscheidenden Stellen, die zu weit entfernt sind, wirklich Druck ausüben oder ein Zeichen setzen kann, denke ich kaum. Dafür funktioniert die französische Verwaltung einfach zu sehr anders, den Lokalbehörden von Saint-Louis, die sicher auch schon am verzweifeln sind, sind die Hände wohl gebunden. Gleichzeitig ist die Verantwortung der BVB für das Personal absolut nachvollziehbar und dieser Schritt als Notmassnahme verständlich. Und ich glaube oder hoffe durchaus, dass man auch in Pratteln oder Birsfelden so verfahren würde, nur kommt es dort wohl nie dazu, weil aufgrund der kleinräumigeren Verwaltungen schon zuvor gehandelt wird.

    Wenn es aber wirklich "nur" um rund 10 jugendliche Vollidioten um den Place Mermoz geht, könnte eine Lösung vielleicht auch nicht-polizeiliche Massnahmen sein, die eher auf lokaler Ebene organisiert werden könnten. Wenn z.B. eine Zeit lang nachts dort 20 Vertreter z.B. einer Bürgerinitiative rumstehen würden, von denen im Idealfall vielleicht einige in gewaltloser Konfliktmoderation, Pädagodik oder ähnlichem geschult wären, und bei Tramdurchfahrten Idioten mit Laserpointern ansprechen würde, könnte das Problem sicher gelöst werden. Nicht im Sinne einer gewaltgeilen Bürgerwehr, aber im Sinn von sozialer Nachbarschaftskontrolle. Wenn die Sprachbarriere nicht wäre, hätte ich direkt Lust, zu versuchen eine entsprechende Initiave zu starten.

    Wenn es kurzfristig keine Lösung gibt, wäre es vielleicht ja auch noch eine Möglichkeit, dass Distribus einige Buschauffeure zu Wagenführern weiterbilden könnten (kurzfristig könnte man vielleicht welche von Mulhouse übernehmen), die den 3er im Abendbetrieb im französischen Abschnitt führen könnten.

  • Dieses St-Louis bräuchte halt vielleicht eine Art SIP (https://www.stadt-zuerich.ch/sd/de/index/stadtleben/sip.html). ^^

    Nein, Spass beiseite: Frankreich hat Atomwaffen, Flugzeugträger, zwei nationale Polizeien (Gendarmerie und Police Nationale mit CRS), eine grosse Geheimdienstorganisation, eine Armee mit Einsätzen in der halben Welt. Und wird mit ein paar Chaoten in der Banlieue nicht fertig? Also wirklich, die sollen sich was schämen. Und nein, ich finde nicht, dass man dafür Chauffeure aus Mulhouse den Gefahren aussetzen sollte - die können schliesslich nichts dafür.

    Auf der anderen Seite: wer wollte denn da unbedingt eine Tramlinie? Ich bleibe dabei: das war ein Fehler. Bildet lieber den Wessels als Trampilot aus. :cursing:

  • St. Louis bestimmt, wie es laufen soll. St. Louis hat auch das Tram gewollt, aber die Linienfürung bestimmt. Beispielsweise, dass einfachste Lösung ab St. Louis Grenze blockiert wird, weil die Route de Bâle angeblich zu schmal ist und die Geschäfte dort eine lange Bauzeit nicht wollten. Dann mischte sich auch Paris ein und bestimmte, dass nur Flexity-Trams geduldet sind.

    Ich denke, dass da bestimmt Gespräche zwischen BVB und den Amststellen von St. Louis stattgefunden haben. Nur - am Tisch sitzen und reden ist das eine, handeln ist das andere.

    Die Polizei selber, ob CRS oder sonst wer, will doch nichts unternehmen. Denn es könnte ja sein, dass einer oder mehrere Uebeltäter erwischt würden und es sich dann herausstellt, dass es Nachwuchs aus betuchten Häusern sind (Schüler des Lycee Mermoz). Also dann lieber Hände weg, Augen und Ohren verschliessen. Sonst kämen Sympathiesanten vielleicht noch auf die Idee, die Polizeistation anzugreifen. Dann müsste man ja direkt das berühmte Füdli lüpfen und etwas tun!

    Es kann also höchstens auf diplomatischer Ebene (Grüezi Herr RR Wessels - wir haben doch in Bern ein Aussenministerium - oder nicht?) etwas erreicht werden. Aber auch auf diplomatischer Ebene geht das nicht so schnell, wenn Frankreich nicht will.

  • Die Polizei selber, ob CRS oder sonst wer, will doch nichts unternehmen. Denn es könnte ja sein, dass einer oder mehrere Uebeltäter erwischt würden und es sich dann herausstellt, dass es Nachwuchs aus betuchten Häusern sind (Schüler des Lycee Mermoz). Also dann lieber Hände weg, Augen und Ohren verschliessen. Sonst kämen Sympathiesanten vielleicht noch auf die Idee, die Polizeistation anzugreifen. Dann müsste man ja direkt das berühmte Füdli lüpfen und etwas tun!

    Die Franzosen sind zwar nicht gerade für eine besonders gute Arbeitsmoral bekannt. Jedoch machen Polizisten und Gendarmes seit Jahren Überstunden am Laufmeter. Müsste der Staat ihnen die Überstunden ausbezahlen, würde ihm das laut französischen Medien etwa 275 mio Euro kosten. Dass neben gilets jaunes und Terroristen ein paar durchgeknallte Jugendliche keine Priorität haben, dürfte wohl eher nicht am Mangel an Arbeitsmoral der französischen Polizei liegen. Auch mit der Verhältnismässigkeit hat es der französische Sicherheitsapparat nicht immer so ganz, aber dass die Haudegentruppe CRS wegen eines Laserpointers aufgeboten wird, kann ich mir eher schlecht vorstellen.

  • Anbei noch eine Übersetzung, ohne Gewähr. Vielleicht etwas holprig, aber die grundsätzlichen Aussagen und der Ton sollten stimmen:

    "Tram 3: Inbetriebnahme von Ersatzbussen durch Agglomeration Saint-Louis

    Die BVB haben am Donnerstag 2. Mai einseitig beschlossen, den Verkehr der Tramlinie 3 zwischen den Haltestellen Burgfelderhof und Saint-Louis Bahnhof jeweils nach 20 einzustellen. Die französischen Behörden wurden durch die Presse informiert. Dieser Entscheid wurde verursacht durch einige Zwischenfälle auf der Tramstrecke seit einigen Wochen, die die Wagenführer verunsicherten.

    Die Vertreter der Agglomeration Saint-Louis und ihr Präsident verurteilen diese Vorfälle auf das Schärfste.

    In enger Zusammenarbeit mit der nationalen und kommunalen Polizei setzen wir alles daran, diese Situtation so schnell wie möglich zu beheben.

    Nichtsdestotrotz möchten wir klarstellen, dass dieser vorschneller und einseitiger Entscheid, welche durch die BVB ohne Rücksprache mit der Transport-Zuständigen, also der Agglomeration Saint-Louis, getroffen wurde, ein drastischer Akt ist, welcher die Vetragsbedingungen, unter anderem "gegenseitige Verplichtung zu Transparenz und Informationsaustausch bezüglich praktischen Fragen, insbesondere wenn sie Betriebsbedingungen oder angetroffene Schwierigkeiten betreffen" verletzt.

    Die BVB handelte ohne Rücksicht auf die Nutzer des Trams 3, vorwiegend Grenzgängern, zumal kein Ersatzangebot vorgesehen war.

    Am Freitag 3. Mai trafen wir uns mit der Direktion der BVB. Es war nicht möglich, eine Übereinkunft zu finden und es wurden auch keine Ersatzlösungen vorgeschlagen.

    Deswegen, um die Kontinuität der Transportkette zu sichern, stellt die Agglomeration Saint-Louis seit Freitag einen Shuttle-Bus, der zum gleichen Fahrplan wie das Tram verkehrt, also alle 30 Minuten ab 20h20 ab Burgfelderhof (Grenze) in RIchtung Bahnhof und ab Bahnhof ab 20h40 Richtung Burgfelderhof (siehe untenstehende Fahrpläne).

    Dieser Bus bedient alle Tramhaltestellen bis Bahnhof Saint-Louis.

    Die nationale und kommunale Polizei und die durch die Agglomeration Saint-Louis beauftragten Sicherheitsgesellschaften sichern eine verstärkte Überwachung der Tramstrecke und insbesondere der Haltestellen, des Bahnhofquartiers und des Place Mermoz.

    So bald als möglich wird die Agglomeration Saint-Louis auch die Videoüberwachungssysteme auf der Tramstrecke verstärken.

    Wir haben den BVB vorgeschlagen, das wir uns künftig in regelmässigen Abständen treffen sollten, um Sicherheitssituationen zu besprechen, bevor sie Überhand nehmen und um Transportunterbrücke zu vermeiden.

    Somit fordern wir, dass der Verkehr des Trams 3 unmittelbar zu den gewohnten Takten und Fahrplänen wieder aufgenommen wird".