Doch wieder ein Tram in Lörrach?


  • Ein Tram nach Lörrach wird es wohl nicht geben

    Eine erste Studie der Basler Nachbarstadt zeigt, dass die Trassenführung schwierig und die Kosten enorm hoch wären.

    Boris Burkhardt
    Publiziert: 09.04.2023, 18:36 Knapp 50 Jahre lang fuhr ein Tram von Basel nach Lörrach. Eine Neuauflage der Verbindung ist momentan unwahrscheinlich. (Im Bild: Basler Tram vor der Lörracher Villa Favre 1967)


    Knapp 50 Jahre lang fuhr ein Tram von Basel nach Lörrach. Eine Neuauflage der Verbindung ist momentan unwahrscheinlich. (Im Bild: Basler Tram vor der Lörracher Villa Favre 1967) Foto: Wikimedia

    Die Rivalität zwischen Lörrach und Weil am Rhein wird nicht ausschliesslich während der Fasnacht ausgetragen: Geht es um die Kaufkraft der Schweizer Einkaufstouristen, sind die beiden Basler Nachbarstädte durchaus echte Konkurrentinnen. Es dürfte deshalb manch ein Lörracher Politiker und Gewerbetreibender neidisch auf den Erfolg der Weiler Tramverlängerung der Linie 8 blicken, zumal tatsächlich Lörrach von 1919 bis 1967 mit der Linie 6 über Riehen die erste grenzüberschreitende Tramverbindung nach Basel hatte. Doch der Traum der Lörracher vom eigenen Tram scheint nach der ersten Machbarkeitsstudie schon wieder ausgeträumt.

    Denn die Studie für 67’000 Euro, an der auch das Institut für Raumentwicklung an der Ostschweizer Fachhochschule mitgearbeitet hat, stellt zwei unangenehme Fakten klar: Es gibt keine Trassenvariante ohne Probleme; und der Bau würde mit 119 bis 328 Millionen Euro sehr teuer. Sicher ist, dass das Tram nicht die damalige 2,3 Kilometer lange Strecke entlang der Basler Strasse über den Marktplatz bis zum Bahnhof aufnehmen wird: Die Stadt hat eine Trassenführung durch die heutige Fussgängerzone und damit zu den beliebtesten Zielen des Einkaufstourismus kategorisch ausgeschlossen.

    BVB würden Ausbau begrüssen

    Matthias Steiger, Mediensprecher der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), erklärt auf Nachfrage, dass der in der Fussgängerzone nötige Betrieb auf nur einem Gleis zu Verspätungen führen würde; ausserdem müsste das Tram sehr langsam fahren: «Das wäre insbesondere bei einer solch langen Linie wie der Linie 6 riskant.» Die Fahrzeuge der BVB hätten derzeit ausserdem keine technische Einrichtung für einen dauerhaften Einspurbetrieb. Nicht zuletzt wären Veranstaltungen in der Innenstadt wie das Stimmen-Festival problematisch.

    Grundsätzlich begrüssten die BVB aber den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der trinationalen Region und sähen beim grenzüberschreitenden Verkehr viel Potenzial, schreibt Steiger weiter. Wichtig sei, «dass die Linienführung auch für Verkehrsbedürfnisse innerhalb Lörrachs sowie für Fahrgäste aus dem Wiesental nach Lörrach interessant ist».

    Tiefer Kostendeckungsgrad

    Von 28 geprüften Trassenvarianten empfiehlt die Studie aber nur zwei mit Vorbehalt. Sie führen über die Spitalstrasse westlich der Innenstadt vorbei bis zum Berliner Platz am Parkschwimmbad. Von dort könnte es bis in den Stadtteil Haagen gehen, wo unter anderem die Bauhaus-Filiale und die Messe erreichbar wären, oder – eher im Hinblick auf den Berufsverkehr als den Tourismus – zum geplanten Zentralklinikum über Brombach bis Hauingen. Die kürzeste Variante, die die Planer wirtschaftlich für vertretbar halten, endet beim Parkschwimmbad.

    Zu den enormen Baukosten – die grosse Spannweite ist in der unterschiedlichen Streckenlänge der Varianten begründet – kämen jährliche Betriebskosten für die Stadt von 4 bis 6 Millionen Euro, abhängig davon, ob ein 7,5- oder ein 15-Minuten-Takt eingerichtet würde. Nicht zuletzt haben die Planer einen Kostendeckungsgrad von nur 35 bis 45 Prozent errechnet, wobei sie davon ausgehen, dass 10 Prozent der 40’000 erschlossenen Einwohner das Verkehrsmittel nutzen würden. Im Durchschnitt liege der Kostendeckungsgrad von Trams bei 75 Prozent.

    Lokalpolitiker winken ab

    Oberbürgermeister Jörg Lutz stellte in einer Medienmitteilung fest, dass die Stadt die Tramverlängerung unmöglich selbst bezahlen könne. Zwar wäre über verschiedene Fördermittel in Deutschland und eventuell über das Schweizer Aggloprogramm laut lokalen Medienberichten eine Subvention von bis zu 75 Prozent der Baukosten möglich – um an diese Fördermittel zu kommen, bräuchte es aber eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit. Der nächste Schritt dorthin wären grundlegende Verkehrsmodellberechnungen und weitere Gutachten, für die ein geschätztes Budget von 200’000 Euro notwendig wäre.

    Der Gemeinderat soll die Entscheidung über die Fortführung der Planung spätestens in der Budgetberatung für 2024 im kommenden Herbst treffen. Die Reaktionen auf die erste Studie fielen unter den Lokalpolitikern aber sehr ernüchternd aus. Ausgerechnet die Grünen, die grösste Fraktion im Stadtparlament, haben das Projekt bereits «gut begründet begraben». Ein Tram schaffe mehr Probleme, als es Lösungen biete; das Projekt sei wirtschaftlich nicht darstellbar, werden sie in der «Badischen Zeitung» zitiert. Die Trassenführungen würden ausserdem «viele Ansätze beim Veloverkehr wieder zunichtemachen». Das Interesse der Lörracher Bevölkerung am Tram scheint auch nicht sehr gross zu sein: Zur kürzlichen Informationsveranstaltung kam nicht einmal ein Dutzend Interessierte

  • Man "visioniert" weiter in Lörrach ... ;)

    Pressemitteilung / Einladung

    Das Gebäude des Zentralklinikums ist beinahe fertig, die S-Bahn-Haltestelle und direkte Anbindung an die B317 lassen auf sich noch viele Jahre warten. Umso dringender stellt sich die spannende Frage, wie seine Anbindung dennoch bewerkstelligt werden kann. Wie kommt man ohne ein Auto dahin? Wie hoch wird die Verkehrsbelastung der umliegenden Ortsteile sein? Was kann man tun, um die Verkehrsbelastung einzugrenzen? Was plant die Verwaltung und sind diese Pläne ausreichend und realistisch?

    Die IG Verkehr, Freie Wähler und die FDP laden gemeinsam zum Vortrag vom Landesvorsitzenden des DBV (Deutscher Bahnkundenverband) Baden-Württemberg, Roland Morlock, zum Thema „Lörrach, das Zentralklinikum und der ÖPNV“ ein. Anschließende Fragerunde und danach ein zwangloses Beisammensein ermöglichen das Thema in Ruhe zu vertiefen.

    Der Vortrag findet am 6. Oktober 2023, 19 Uhr, in der Aula des Hans-Thoma-Gymnasiums, Baumgartnerstr. 26 statt.

    Am 7. Oktober 2023, laden alle drei Organisatoren zur Begehung der von der IG Verkehr optimierten Tramtrasse ein. Uhrzeit: 11 Uhr, Treffpunkt: S-Bahn-Haltestelle Stetten. In Begleitung von Roland Morlock gehen wir gemeinsam bis zum Berliner Platz, anschließend (wer möchte) ins Restaurant „Pinocchio“ in der Gretherstraße. Für Gespräche und Gedankenaustausch stehen Ihnen Roland Morlock, Vertreter der IG Verkehr, der Freien Wähler und der FDP zur Verfügung.

    IG Verkehr, Freie Wähler, FDP