Doch wieder ein Tram in Lörrach?

  • Im neuen Masterplan Verkehr der Stadt Lörrach wird nun die Überprüfung der Zweckmässigkeit einer Tramverlängerung von der Landesgrenze bis zum alten Marktplatz gefordert.
    Das sind völlig unerwartete Töne, wenn man bedenkt, dass noch vor einem Jahr alle relevanten Fraktionen inclusive der Grünen im Stadtrat eine Tramverlängerung eindeutig abgelehnt haben.

  • Es liege eine Studie vor.

    Die Abschaffung der Straßenbahn in Lörrach habe eine Lücke hinterlassen,
    die – so sieht das die IG Verkehr – "mit einem verstärkten Autoverkehr gefüllt wurde".

    Die vorhandenen Öffentlichen Verkehrsmittel könnten die Bedürfnisse der
    Lörracher und Stadtbesucher nicht so abzudecken, dass ein Verzicht auf
    ein Auto weitgehend möglich wäre. Darum macht sich die IG Verkehr in
    einer Mitteilung für die Wiedereinführung der Straßenbahn stark. Diese
    sei, so IG-Sprecherin Natali Fessmann, geradezu erforderlich.
    Ratsmehrheit und Stadtverwaltung haben das bisher abgelehnt.

    Nun lässt die IG Verkehr wissen, dass ihr zu dem Thema eine technische
    Machbarkeitsstudie vorliege. Diese beweise, dass eine Trassenführung in
    Lörrach zum heutigen Zeitpunkt noch möglich und aus der Sicht der IG
    Verkehr durchaus finanzierbar wäre. Woher die Studie stammt, wird nicht
    mitgeteilt.

    Nach einer schriftlichen Aussage des Bau- und
    Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt, so Fessmann, läge eine
    Verlängerung Linie 6 durchaus im Interesse beider Städte. Dazu müsse die
    Stadt die Initiative ergreifen. Überdies solle die Stadt die Studie zur
    Grundlage für weitere Schritte nehmen, wünscht die IG Verkehr. Sie
    könne der Stadt mit der Machbarkeitsstudie ein Geschenk machen. Weitere
    Schritte lägen nicht in ihrer Hand. Da seien "echtes Interesse und das
    Engagement der Verwaltung und des Gemeinderates gefragt".

    Badische Zeitung 29.10.2013

  • Im neuen Masterplan Verkehr der Stadt Lörrach wird nun die Überprüfung der Zweckmässigkeit einer Tramverlängerung von der Landesgrenze bis zum alten Marktplatz gefordert.
    Das sind völlig unerwartete Töne, wenn man bedenkt, dass noch vor einem Jahr alle relevanten Fraktionen inclusive der Grünen im Stadtrat eine Tramverlängerung eindeutig abgelehnt haben.

    Passiert ist bis jetzt - nichts. Das kurze Stück von der Grenze bis zum Alten Marktplatz - ganz würde die Strecke da sowieso nicht hinführen; denn das Trämli würde von der Basler- in die Herrenstrasse einbiegen und über die Weinbrennerstrasse zurück auf die Baslerstrasse fahren - scheint mir wenig sinnvoll: Eine reine Einkaufs-, Kultur- und "Fress-" bahn für die Riehener und Basler. Schon das alte Trämli krankte daran, dass es am Lörracher Bahnhof endete und nicht in die bevölkerungsstarken nördlichen Stadtteile weiterfuhr.

    Der Vorschlag der IG Verkehr - leider eingleisig mit Ausweichen - sieht als Endpunkt den S-Bahnhof Haagen/ Messe vor. Dort müsste dann auch ein P&R-Parkhaus gebaut werden. Besser wäre, den Endpunkt in Hauingen im Entenbad anzulegen.

  • Als Anlage die betreffenden Zeitungsartikel Ende November/ Anfang Dezember 2013 und hier die neuste Mitteilung der IG-Verkehr:

    Pressemitteilungen der IG Verkehr und Zeitungsartikel zur IG Verkehr

    Pressemitteilung vom 16. Januar 2014

    Angesichts der Oberbürgermeister- und
    Gemeinderatswahlen erhofft man sich in Lörrach für das Jahr 2014 eine
    positive Veränderung unter anderem bezüglich des Verkehrs. Die
    verschiedenen Gruppierungen in der Stadt vertreten weiterhin nur ihre
    eigenen Interessen, die Verwaltung und ein paar wenige
    Gemeinderate/-innen haben zwar eigene Ideen, die sie aber oft am grünen
    Tisch und vorwiegend als Laie entwickeln. Ihre Wortmeldungen im Vorfeld
    der Wahlen beinhalten dieselben Gedankenspiele, wie schon vor über fünf
    Jahren. Das wichtigste Ziel, eine deutliche Reduzierung des
    Verkehrsvolumens in der Stadt, wird weiterhin allein vom Ausbau der
    Fahrradwege abhängig gemacht, was nicht wesentlich zur Problemlösung
    beitragen kann. Der Ausbau der Vielfalt der öffentlichen Verkehrsmittel
    und ihre sinnvolle Vernetzung, die imstande wären, wirksam das
    Verkehrsvolumen zu reduzieren, werden dagegen nach wie vor nicht
    ausreichend verfolgt.

    Es fehlt ein Gremium, das zum Großteil aus
    unabhängigen Fachleuten und engagierten Bürgern/-innen bestehend, die
    einzelnen Brennpunkte regelmäßig genau diskutieren und unter
    Einbeziehung der dortigen Anwohner/-innen und ihrer Erfahrung eine
    Entscheidung fällen und sie an weitere Gremien als Empfehlung abgeben
    würde.

    Diese Rolle könnte die bisherige aber unbedingt
    neu strukturierte IVK (Integrierte Verkehrskonzeption) einnehmen, die
    bis heute fast ausschließlich aus Vertreter des Gemeinderates und der
    verschiedenen Ämter besteht, was zu vorausschaubaren,
    verwaltungskonformen Empfehlungen und letztendlich zur Stilllegung der
    IVK führte. Seit mehreren Jahren fand gar keine Sitzung mehr statt.

    Um das Verkehrsproblem wirklich zu lösen, wäre
    es in Lörrach an der Zeit, nicht die politischen, sondern ausschließlich
    die fachlichen Kompetenzen in den Vordergrund zu stellen, mit
    glaubwürdiger Einbeziehung der Bürger/-innen.

    Das wünscht die IG Verkehr unserer Stadt für das Jahr 2014.

    Sprecherin der IG Verkehr

    Natali Fessmann

    ---Ende Zitat

    Meine Meinung: Frau Fessmann hat weitgehendst Recht.

  • llungVon der Homepage der Lörracher IG Verkehr stammen die angehängten drei Dateien, die den Entwurf des Ingenieurs Hannes Fischer darstellen.
    Die orthographische und redaktionelle Qualität des "Flyers" Stellungnahme-Grundlagen-Tram.pdf ist leider arg mittelmässig, wo ich mich für entschuldige. Einige der aufgestellten Behauptungen sind nicht zutreffend.

    Es hat außerdem einen ausführlichen Streckenentwurf, den ich aber wegen der 20 MB Grösse hier nicht hochladen kann. Interressant hierin auch eine mögliche Integration der ziemlich defizitären S5 "Gartenbahn", die die Stadt Weil nur peripher tangiert, als Verlängerung des Tram8 von Weil/ Rhein Bahnhof. Bitte bei Interesse von der Homepage der IG Verkehr Lörrach herunterladen.

  • Burgi Lutz/ Herr Oberbürgermeister Lutz hat sein bei der Wahl gegebenes Versprechen eingelöst und der Gemeinderat/ Gmeirot hat zugestimmt, die Studie zu einer Verlängerung der Basler Tramlinie 6 über Riehen Grenze hinaus in Auftrag zu geben. Sogar die Grünen liessen sich erweichen, da offensichtlich in der Bevölkerung grosses Interesse an der Klärung dieser Frage bestehe.

    Die Studie führt das Münchner Büro Obermeyer Planen und Beraten GmbH durch. Wir dürfen gespannt sein.

    Anlagen:

    Artikel Badische Zeitung vom 17.12.2020

    Tramstudie_20201217_0001.pdf

    Artikel Badische Zeitung vom 22.07.2021

    Tramstudie_20210722_002.pdf

  • Die Studie führt das Münchner Büro Obermeyer Planen und Beraten GmbH durch.

    Präzisierung: Gemäss Abfrage im "Bürgerinfoportal Lörrach" ist die Vergabe an das Münchner Büro durch den Gemeinderat noch nicht erfolgt. Die Beschlussvorlage wurde bereits am 24.06.2021 durch die Verwaltung fertiggestellt.

    Die Entwicklung darf mit Interesse verfolgt werden!

  • Zur Erinnerung an das Lörracher Trämli
    hier eine Website .


    (mehrere Seiten vorhanden, Link unten "weiter")

    Diese Seite bringt noch Einzelheiten, welche im Trambulletin 9 vom März 1979 und den Jubiläumsbüchern "Basel und sein Tram" und "Basler Tram 1895 -1995" nicht enthalten sind.

    Dazu einige Kommentare:

    - Die Regelung von 1963 mit dem Betrieb nach Schweizer Recht hätte nicht ewig Bestand gehabt.

    - Die 1966 im "Kupferdächli" zugesagten "moderneren" Wagen - aus Holz - hätten ausser der Druckluftbremse keine Verbesserung gebracht. Dazu hätte man diese mindestens zu Wendezügen umbauen müssen (1 Führerstand in den Anhänger verlegen). Um Personal einzusparen, hätte es automatische Türen gebraucht.
    Aus heutiger Sicht: Geeignet gewesen wären möglicherweise Esslinger GT4, wie sie in Zweirichtungsausführung in Freiburg im Einsatz waren. Vom Komfort her - Holzsitze mit sehr steiler Rückenlehne - wären diese allerdings den Setra 125 mit Polstersitzen unterlegen gewesen.

    - Grossraumwagen liessen sich wegen des Lichtraumprofils in der engen Turmstrasse bei der bestehenden Gleislage nicht einsetzen. Hier waren allerdings Arkaden für die Fussgänger im anliegenden Haus vorgesehen. Für einen Einsatz des Be4/6 DÜWAG plus B4 wäre die 1965 angelegte - einzige - Haltestelleninsel am Marktplatz vermutlich zu kurz gewesen.

    - Im Generalverkehrsplan von 1963 waren noch eigene Bahnkörper (Eigentrassee) für das Trämli vorgesehen. Dies hätte Vorgärten und Parkplätze entlang der Baslerstrasse gekostet, was nicht auf Gegenliebe stiess. Die Stadt Lörrach wünschte, die Strecke des Trämli zu den Wohnblöcken in der Nordstadt zu verlängern. Der Vertreter der BVB - sehr wahrscheinlich der damalige Direktionsassistent Daniel Oertli lehnte dies als unwirtschaftlich ab. Die BVB äusserte sich später diplomatisch: "Der Verkehr in Lörrrach lässt sich mit Bussen wirtschaftlicher abwickeln."

    - Einer der 1967 mitstimmenden Stadträte äusserte sich zum 1978 vom Verfasser des Trambulletins 9 lancierten Bürgerbegehren Tram ("Motion") so: "Ein Betrieb mit Großraumwagen ist einer Kleinstadt nicht zumutbar".

    - 1964 starb unerwartet der Oberbürgermeister Arend Braye, ein aus Norddeutschland stammender Eisenbahner beim BW Haltingen. Sein Nachfolger, der Stettemer Egon Hugenschmidt, war anscheinend nicht so ein Freund des Schienenverkehrs.

    - Eine Umstellung des Trämli auf Busbetrieb wurde seit den 1930er Jahren bereits diskutiert - der damaligen Mode folgend. Erst 1967 gelang es dem rührigen Lörracher Unternehmer Max Homberger, Busse bereitzustellen, an deren Beschaffung sich die Stadt Lörrach finanziell nicht beteiligen musste - dank seiner guten Beziehungen zum Ulmer Kässbohrerwerk.

    Seine Vorstellungen eines Fahrpreises von 0,50 DM musste er nach wenigen Wochen auf 0,40 DM reduzieren. Eine Fahrt mit dem Trämli hatte zum Schluss 0,30 DM gekostet. Die Stadt Lörrach erzielte damit einen Gewinn von 35 000 DM im letzten Betriebsjahr, welche sie anschliessend vom Unternehmer als Konzessionsgebühr verlangte.

    - Ein Bewohner des Anfang der 60er Jahre eingerichteten Neubaugebiets Salzert auf den Hügeln des Dinkelbergs - Pendant zum Basler Bruderholz - bezahlte für eine Fahrt in die Stadt mit dem notwendigen Umstieg beim Bahnhof Stetten ins oftmals wohlgefüllte Trämli 0,70 DM für einen Umsteigefahrschein - 20 Dpf zusätzlich zum Busfahrpeis von 0,50 DM.

    In der Hauptverkehrszeit konnte es passieren, dass der Doppelkurs, der nicht nur die Scheibe "Folgefahrt" am ersten Wagen zeigte, sondern auch "Besetzt", an der Haltestelle "Baumgartnerstrasse" durchfuhr und Passagiere warten liess.

    Ab 1.09.1967 verband die Buslinie 2 des "Ortslinienverkehrs Lörrach" den Salzert via das Untereck (Nähe Hauptfriedhof und Suchard-Schokoladenwerk) umsteigefrei mit dem Bahnhof Lörrach. Diese Relation war gut nachgefragt. Weil Schulen und Betriebe zu fast gleicher Zeit begannen, kam es sehr häufig zu Kapazitätsengpässen - Schulkinder blieben an der Haltestelle Dinkelbergstrasse stehen. Der versprochene Bau einer Grundschule auf dem Salzert verzögerte sich um Jahrzehnte.

    Auch der Fahrplan kam wegen des Verkehrs durcheinander und konnte dank der beiden Lücken im Halbstundentakt um 10.30 und 16.30 Uhr ein bisschen stabilisiert werden.

    - Die Linie 6 endete nicht mehr am Bahnhof, sondern führte in die Nordstadt und hatte ihr Ziel in der Nähe des erwähnten Hauptfriedhofs an der Stadtgrenze zu Brombach. Die Nordstadtlinie "1" hatte Hombergers Vorgänger wegen erlittener finanzieller Verluste aufgegeben.

    - Rückblickend lässt sich feststellen, dass nach der Einstellung des Lörracher Trämli nicht der grosse Wurf der Einrichtung eines "bürgerfreundlichen" Verkehrssystems mit Bussen entstand. Zwei private Busunternehmer teilten sich noch lange den Kuchen und kamen sich ins Gehäge. Und die versprochene Busverbindung ins "Wölblinquartier" wird in unseren Tagen erst realisiert. Der "flexible" und seit langem subventionierte Bus nahm erst ab den 1980er-Jahren seinen Weg als 6er via Tulla- und Dammstrasse durch die Neumatt mit ihren zahlreichen Wohnblöcken.

    - Die S-Bahn S6 dient im Tal quasi als Tramersatz. Die geschaffene Haltestellendichte verringert allerdigs die Reisegeschwindigkeit für die Reisenden aus dem Wiesental. Die nördlichen, in den 1970er Jahren eingmeindeten Stadtteile Brombach, Haagen und Hauingen werden im Spät- wie im Feiertagsverkehr im Stundentakt bedient. Und die Passagierzahlen an der Haltestelle der S5 "Dammstrasse" dürften deren Bau wohl kaum rechtfertigen.

    So genug für heute - Gespannt bin ich auf das vom Tramclub Basel angekündigte Buch über das Lörracher Trämli:

    "Trotz aller Trauer über des "Lörracher Trämli" freuen wir und schon jetzt über das künftige Buch über die Geschichte der Lörracher Straßenbahn, welches gegenwärtig beim Tramclub Basel in Arbeit ist und hoffentlich bald erscheinen wird."

  • Zwölf Tram-Varianten für Lörrach

    Herauskristallisiert haben sich aus 28 ermittelten Korridorvarianten insgesamt die zwölf aussichtsreichsten, die im Stadtgebiet vereinzelt überlappen und von Riehen teilweise bis nach Hauingen reichen.

    Aus dem Rennen ist bereits eine Strecke von Lörrach über Weil nach Basel, wie die Querschnittbreitenanalyse ergeben hat.

    Für Mai/Juni ist ein Zwischenbericht der Variantenuntersuchung, samt Festlegung der Vorzugsvarianten geplant.

  • Meine (wer solche hat sollte zum Arzt gehen-)Visionen:

    - Tüllinger Tunnel und Teile der Gartenbahn auf Trambetrieb und -Spurbreite umrüsten. 8er-Strecke würde von Weil Bahnhof/Zentrum durch die Hauptstrasse bis kurz vor Läublinpark geführt werden und von dort durch die Mittlere Straße zum Bahnhof Weil Ost und von dort auf der Bahnstrecke nach Lörrach-Stetten. Strecke Weil Ost-Weil Hbf würde dafür stillgelegt (oder, falls es im Tüllinger Tunnel ein Dreischienengleis gibt, allenfalls noch als Umleitungs- und Güterstrecke mit Dieselbetrieb genutzt).

    - Das Doppelspurgleis zwischen Lörrach-Stetten und Lörrach Hbf würde zu einem Tram- und einem Normalspurgleis getrennt. Dafür bräuchte es keine Gleise auf der Hauptstrasse zwischen Lörrach-Stetten und Hbf.

    - 6er aus Riehen würde im Bereich Lörrach-Stetten ebenfalls auf diese Strecke wechseln.

    - Haltestelle Lörrach Burghof oder allenfalls weitere neue geplanten Halte auf dieser Strecke würden nur noch vom Tram bedient. (Statt das die Wiesental- und Gartentalbahn innerhalb von Lörrach durch immer mehr Halte quasi als "Tram" "missbraucht" werden).

  • Die Badische Zeitung berichtet heute:

    "Die Lörracher Tram-Studie hat in der ersten Stufe kein eindeutiges Ergebnis geliefert. [...]

    Eine Tramlinie direkt durch die Innenstadt wird in der Studie als nicht sinnvoll bezeichnet. Dies wird [...] mit der Konkurrenzsituation zur S-Bahn, die einen Viertelstundentakt erhalten soll."

    Persönliche Meinung: wenn die Stadt weiter so debattiert, ist der Ausbau der Wiesentalbahn und der Viertelstundentakt der S-Bahn tatsächlich eher fertig.