Waldenburgerli: Fahrzeug-Neubeschaffungsprozess

  • Zitat

    Original von Wrzlbrnft
    Ich staune über den Satz, dass die Fahrzeuge "in bedenklichem Zustand" seien. Was ist denn daran so bedenklich?

    Wie so oft populistisches oder evt. auch dummes Geschreibe... Bedenklich ist da eigentlich nur der Schreibstil des Journalisten.

  • Was ich zu diesem Thema immer wieder sagen muss, bedenklich ist nicht in erster Linie der Zustand der Fahrzeuge, sondern der knappe Bestand. Oftmals muss der Betrieb tage- oder wochenlang ohne Ersatzkomposition auskommen. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die neuen Fahrzeuge möglichst rasch bestellt werden können.
    Zugegeben gibt es ein paar Fahrzeug, die wieder einmal etwas Farbe erhalten sollten, aber gut Ding will Weile haben.

  • Einfach gesagt gibt es zwei Lieferserien:

    1985/86:
    BDe 4/4 11-14 und Bt 111-114 (erkennbar an den orangen Sitzen)

    1992/93:
    BDe 4/4 15-17 und Bt 115-120 (erkennbar an den grauen Sitzen)

    Technisch sind die Fahrzeuge weitgehend identisch, wobei vor allem bei der Druckluftanlage der zweiten Serie grössere Änderungen vorgenommen wurden, die später auch bei der ersten Serie einflossen. Jedoch wurde die wesentlich bessere Raumaufteilung (Mehrzweckabteil) bei den Steuerwagen der zweiten Serie bei der ersten Serie (noch) nicht nachgerüstet.
    Bis auf wenige softwaretechnische Einschränkungen beim Fahrgastzählsystem sind alle Fahrzeuge freizügig einsetzbar.

  • Danke euch zwei für die Infos. Die sind ja anscheinend noch nicht soooo alt wie man meinen könnte…? Aber ich finde schon auch, dass da neues Rollmaterial beschafft werden sollte. Wisst ihr schon, ob dann alle Züge ersetzt werden, oder ob die neuere Serie noch etwas länger bleibt? Geht das überhaupt (so vom betrieblichen Ablauf her etc.), dass man gleichzeitig die alten und die neuen Züge (Tangos?) im Betrieb hat? Und ist nach wievor klar, dass es eine abgewandelte Form des Tangos wird oder ist das noch offen?

  • Mir fehlt das Verständnis dafür, dass solch junge Wagen bereits ausgemustert werden sollen. Warum kauft man sich nicht niederflurige Mittel- oder Steuerwagen? Dann kann für einen Bruchteil der Invesition jeder Zug (auch die HVZ-Züge) mit ebenerdigen Einstieg angeboten werden. Uns wenn man Steuerwagen kauft, kann man sie bei einem späteren Ersatz der alten Motor- und Mittelwagen als Verstärkungswagen für die zukünftigen Züge weiterverwenden.

    Interessant ist die technische Beschreibung auf tram-basel.ch: es wird von bereiften Vollräder geschrieben. Entweder hat man Vollräder, die haben keine Radreifen oder man hat bereifte Räder, diese haben Radreifen.

  • Wir können davon ausgehen, dass fürs erste 5 x 36m beschafft werden. Das könnte heissen, dass ca. 3 x 36m ausrangiert werden können, z. B. alle Steuerwagen 1. Serie und 2 Triebwagen 1. Serie.
    Ebenfalls können wir davon ausgehen, dass die Umläufe alt und neu getrennt werden, darum müssen von beiden Generationen Reservekompositionen vorhanden sein, somit sind 4 neue Züge (Doppeltraktion) für den Grundtakt (1/2h Betrieb) vorgesehen.

  • Zitat

    Original von Renntrabi
    Interessant ist die technische Beschreibung auf tram-basel.ch: es wird von bereiften Vollräder geschrieben. Entweder hat man Vollräder, die haben keine Radreifen oder man hat bereifte Räder, diese haben Radreifen.

    Es sind definitiv bereifte Räder.

  • Zitat

    Original von Renntrabi
    Mir fehlt das Verständnis dafür, dass solch junge Wagen bereits ausgemustert werden sollen. Warum kauft man sich nicht niederflurige Mittel- oder Steuerwagen? Dann kann für einen Bruchteil der Invesition jeder Zug (auch die HVZ-Züge) mit ebenerdigen Einstieg angeboten werden. Uns wenn man Steuerwagen kauft, kann man sie bei einem späteren Ersatz der alten Motor- und Mittelwagen als Verstärkungswagen für die zukünftigen Züge weiterverwenden.

    Interessanter Ansatz. Problematisch ist aber, dass das bestehende Rollmaterial viele konzeptionelle Mängel aufweist (siehe auch ältere Landratsvorlagen). Die Triebwagen sind für den Betrieb mit einem Steuerwagen ausgelegt. Der Einsatz in Dreiwagenzügen, seit über 20 Jahren, ist eigentlich eine Vergewaltigung, die die Triebwagen bis jetzt aber relativ gut bewältigt haben. Im Geschwindigkeitsbereich oberhalb ca. 45km/h bieten die Triebwagen zu wenig Leistungsreserve. Vom Komfort her (Lärm und Klima) genügen die Wagen nicht mehr den heutigen Anforderungen der Kundschaft.
    Man bedenke, dass auch andere Bahnen relativ junge Fahrzeug nach Kaiseraugst schicken (z. B. SOB und WAB).

  • Es war seinerzeit schon leider so, dass man die einfachste und kostengünstigste Lösung ohne Blick in die Zukunft wählte und sowohl hinsichtlich Drehgestellen (z. B. Gummi-/Schraubenfederung, Klotzbremse für das akustische Eisenbahnfeeling...), Wagenkästen (z. B. Gepäckabteil...) und elektrischer Ausrüstung (Widerstandsbremse, Hüpfersteuerung...) bereits bei Ablieferung völlig veraltete Fahrzeuge kaufte. Man war zufrieden, die Höchstgeschwindigkeit steigern und dank Steuerwagen auf das Umfahren verzichten zu können.

    Dazu beigetragen hatte wohl auch die Forderung, dass die Fahrzeuge mit altem Rollmaterial (insb. alten Personenwagen mit offenen Plattformen...) kompatibel zu sein hatten. Sie besitzen daher eine für die heutigen Einsatzform völlig ungeeignete Luftbremsausrüstung. Vom Mischbetrieb mit alten Fahrzeugen wurde - mit Ausnahme des bald auf die Strasse verlagerten Postverkehrs - nie Gebrauch gemacht.

    Noch schlimmer ist, dass einige Jahre später noch baugleiche Fahrzeuge nachbeschafft wurden! Zu Beginn der Neunzigerjahre waren Fahrzeuge mit Niederflurbereich/Tiefeinstiegen bereits weit verbreitet. Mindestens die Steuerwagen der zweiten Serie hätten über einen Niederflurbereich in der Wagenmitte verfügen müssen!

  • Und ist nach wievor klar, dass es eine abgewandelte Form des Tangos wird oder ist das noch offen?


    Ich denke, da muss noch ausgeschrieben werden. Aber Stadler dürfte gute Chancen haben, da sie dort massgeschneiderte Lösungen anbieten, während die anderen Hersteller heutzutage eher nur noch auf für 750 mm Spurweite ungeeignete Massenprodukte setzen.

    Komisch finde ich aber, dass im Artikel von Pendelzügen die Rede ist. Ich würde eher von Triebzügen ausgehen.


    Wir können davon ausgehen, dass fürs erste 5 x 36m beschafft werden. Das könnte heissen, dass ca. 3 x 36m ausrangiert werden können, z. B. alle Steuerwagen 1. Serie und 2 Triebwagen 1. Serie.


    Ich würde jetzt davon ausgehen, dass die neuen Züge 55 m lang werden und die gesamte 1. Serie ersetzen. Dann stehen 8 55 m-Züge zur Verfügung. Zusätzlich könnte noch ein Zug der 1. Serie als eiserne Reserve beibehalten werden. Das würde bedeuten, dass 3 Triebwagen und 2 Steuerwagen (oder alle Wagen) der 1. Serie ausrangiert werden. Die 2. Serie würde dann erneut durch eine 2. Serie der neuen Fahrzeuge ersetzt werden.

    Es sei denn, man will die Gelegenheit ausnützen, nun Doppeltraktionen mit einem Steuerwagen einzusetzen. Dann müsste man keine Triebwagen und 5 Steuerwagen ausrangieren (ein Zug mit nur einem Triebwagen ist Reserve). Oder man beschafft tatsächlich nur 36 m lange Neufahrzeuge und setzt sie zusammen mit bestehenden Steuerwagen ein. Das wäre wohl die kostengünstigste Variante, mit welcher man den gesamten heutigen Wagenpark weiterverwenden könnte. :)


    Man bedenke, dass auch andere Bahnen relativ junge Fahrzeug nach Kaiseraugst schicken (z. B. SOB und WAB).


    Naja, wenn du die BDe 576 050-053 (Baujahre 1960-1967) als "jung" bezeichnest…

    Bei der WAB fällt mir nur der Bt 231 ein, welchen die WAB als Einzelgänger wohl kaum mehr brauchte, seit es die Stadler-Niederflurgelenksteuerwagen gibt. Dagegen ist bei der WAB fast das ganze alte Rollmaterial von 1947-1970 noch in Betrieb und wird sogar mit automatischen Türen, Anzeigen und Drehstromantrieb (!) ausgerüstet.

    Zu rein ersatzbedingtem Abbruch von eher jungem Rollmaterial fällt mir sonst nur noch der Bt 602 der TMR ex MC (1980) ein.


    Vom Mischbetrieb mit alten Fahrzeugen wurde - mit Ausnahme des bald auf die Strasse verlagerten Postverkehrs - nie Gebrauch gemacht.


    Und bei Extrazügen…


    Noch schlimmer ist, dass einige Jahre später noch baugleiche Fahrzeuge nachbeschafft wurden! Zu Beginn der Neunzigerjahre waren Fahrzeuge mit Niederflurbereich/Tiefeinstiegen bereits weit verbreitet. Mindestens die Steuerwagen der zweiten Serie hätten über einen Niederflurbereich in der Wagenmitte verfügen müssen!


    Ja schon, aber auf 750 mm zugeschnittene Be 4/8 vom Typ BDWM/RBS/WSB wären wohl teurer gewesen…


    Ein Totalersatz ist sehr teuer und birgt die Gefahr eines Groundings bei Neufahrzeugen und nicht genügend Altfahrzeugen........


    Also wenn eine abgewandelte Form des Tangos kommt, ist wohl kaum mit einem Grounding zu rechnen.


  • Also wenn eine abgewandelte Form des Tangos kommt, ist wohl kaum mit einem Grounding zu rechnen.

    Wenn Stadler tatsächlich mitbietet, dürfte das Angebot wohl eher auf den DIAMANTen basieren, da es diese inzwischen auch schon in der 760 mm Version gibt (Stichwort "Himmelstreppe"). Und von der bosnischen Spurweite zu 750 mm ist ja dann auch nicht mehr weit :D .