Der Tango holt sich den Spitzenplatz
Basler Combino landet in einem Vergleich von sechs Fahrzeugen auf dem letzten Rang
Der nachgebesserte Tango der BLT ist das kundenfreundlichste Tram der Schweiz. Das ergab ein Test von Pro Bahn. Die verbesserte Combino- Version der Berner ist dem Tango dicht auf den Fersen.
Eine Kundenbefragung der BVB hatte den Tango der BLT alt aussehen und den eigenen Combino in strahlendem Licht erscheinen lassen. Ein Kundenfreundlichkeitstest von Pro Bahn Schweiz zeigt nun ein anderes Bild. Ein Grund dürfte sein, dass die Lobbyorganisation der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr den Tango in der nachgebesserten Version einbezog, während die BVB den Vorserie-Tango mit seinen bekannten Mängeln verwendete. Der Tango in der verbesserten Version hat nun im Pro-Bahn-Test bezüglich Kundenfreundlichkeit einen Erfüllungsgrad von 90 Prozent erhalten und sich damit auf Platz eins der sechs getesteten neuen Fahrzeuge gesetzt, die in Schweizer Städten verkehren (fünf Trams und die Metro von Lausanne). Nur unwesentlich schlechter sind die Lausanner Metro und der Combino 2 aus Bern, welche beide einen Erfüllungsgrad von 87 Prozent aufweisen.
Zersplitterte Szene. Im Mittelfeld liegt das Zürcher «Cobra» mit 82 Prozent. Die beiden Schlusslichter bilden das Flexity-Tram aus Genf und der Combino 1 aus Basel – mit 66 Prozent Erfüllungsgrad. Die Resultate sind im «Infoforum», der Zeitschrift von Pro Bahn, publiziert worden. Unter dem Titel: «Jeder Stadt das eigene Tram» beleuchtet Infoforum-Redaktor Kaspar P. Woker die zersplitterte Schweizer Tram-Szene und wirft die Frage auf, ob wohl Basel-Stadt einen zusätzlichen, siebten Tramtyp kaufen werde. Die BVB sind aus der gemeinsamen Tango-Beschaffung mit der BLT ausgestiegen. Anfang 2011 soll die Ausschreibung für das künftige Basler Tram erfolgen. Der Pro-Bahn-Test umfasst ausschliesslich die fahrgastrelevanten Kriterien wie Anteil Niederflur, Einstieg, Sitz- und Fahrkomfort etc. Technische Fragen und die Wirtschaftlichkeit wurden nicht einbezogen. «Das konnten wir nicht beurteilen», sagt Kaspar P. Woker, der gegenüber der BaZ betont, dass der Test eine eher subjektive Beurteilung aufgrund von Fahrten mit den verschiedenen Tramtypen darstellt.
Unterschiede. Trotzdem ist ein Detailvergleich zwischen dem BLT-Tango von Stadler Rail und dem BVB-Combino von Siemens interessant. Nur gerade in einem Bereich schneidet der Tango dabei schlechter ab – beim Anteil Niederflur, der nur 75 Prozent beträgt. Als Schwächen des Combinos werden insbesondere die engen Vorder- und Hintertüren, das «mässige Licht», die schlechte Fahrqualität und die lauten Fahrgeräusche im Innenraum aufgeführt.
Dem Tango hingegen wird eine gute Fahrqualität bescheinigt. Auch Lärm und Fahrgeräusche im Innern seien in Ordnung. Die Bestnote erhält der Tango auch, weil er im Gegensatz zum Combino ausschliesslich Doppeltüren hat, die ein schnelles Ein- und Aussteigen ermöglichen.
Besonders erstaunlich ist, dass dem verbesserten Tango selbst eine «gute Beleuchtung» bescheinigt wird. Im Vorseriefahrzeug war dies eine der häufigsten Beanstandungen. Kaum schlechter als der «Tango» schneidet allerdings der Berner «Combino» ab, der gegenüber dem Schwestermodell der BVB insbesondere in den Bereichen Fahrqualität und Innenlärm punkten kann.
BLT-Direktor Andreas Büttiker zeigt sich gegenüber der BaZ über das Testergebnis hocherfreut. Es bestätige ihn in der Überzeugung, «dass wir das beste zurzeit verfügbare Tram beschaffen». Denn dank seiner Konzeption sei der Tango auch besonders wirtschaftlich.
Quelle: Basler Zeitung vom 29.11.2010, Autor: Martin Brodbeck
Unterwegs am Steinenberg. Geprüft wurden beim Tango und den anderen Trams der Niederfluranteil, Einstieg, Sitz- und Fahrkomfort. Foto Henry Muchenberger