Ein Herzstück für die trinationale Regio-S-Bahn

  • Abgekoppelt von der Herzstück-Diskussion frage ich mich bei diesem Direkttunnel Aarau - Zürich vor allem, was er dem Schweizer Vollknoten-Konzept genau bringen soll. Mit 15 Minuten weniger Fahrzeit sind die Züge einfach eine Viertelstunde früher an einem der Taktknoten. Das Vollknotenkonzept im Dreieck Basel SBB - Zürich HB - Bern und auch die mittlerweile ebenfalls errichteten Taktknoten in Visp oder St. Gallen wären so nicht mehr als Ganzes zu erhalten. Möglicherweise hat sich die Frage bis dahin zwar ohnehin erledigt, falls dann bereits überall der Viertelstunden-Takt die Regel sein sollte. Sowohl in das aktuelle Fahrplankonzept als auch in jenes der nächsten ca. 10-15 Jahre passt eine Fahrzeitverkürzung zwischen Aarau und Zürich nicht rein.

  • Also so wie ich es verstanden habe, wird dieses Ausbauprojekt mit dem Bedarf nach zusätzlichen Kapazitäten auf diesem Abschnitt begründet; so hat es zumindest die Sprecherin der SBB im Interview begründet. Gewisse Strecken des SBB-Netzes gelten ja als die dichtstbefahrenen Bahnstrecken Europas. Die Zeitersparnis ist wohl eher als "nette Begleiterscheinung" anzusehen. Aber es stimmt: Das Investitionsvolumen ist enorm, ..., und es ist ja nicht das einzige Bahnausbauprojekt, dass realisiert werden soll. Die Diskussion um alle diese Projekte steht erst am Anfang ... :whistling:

  • Was ich einfach etwas unlogisch finde: Einerseits beklagt man sich, dass die Strecke Bern-Zürich überlastet ist. Gleichzeitig schaufelt man aber immer mehr Reisende auf genau diese Strecke, in dem andere Strecken vernachlässigt werden und bei fast jedem Fahrplanwechsel Zugläufe ausserhalb der Paradestrecke gekürzt werden. Bis vor kurzem konnte man z.B. noch von Basel nach Lausanne reisen ohne via Bern zu müssen oder bis vor etwa 20 Jahren von Basel in die Nordostschweiz, ohne via Zürich zu müssen.

  • Wobei aber konkret eher der Abschnitt Zürich - Olten an seine Grenzen stösst (überlastet sind beide nicht, sonst käme es zu täglich wiederkehrenden grösseren Verspätungen). Auf der NBS passen stündlich theoretisch bis zu 30 Züge je Richtung, aktuell sind es meist nicht mehr als 10. Auf der Stammlinie bestehen ebenfalls noch freie Kapazitäten. Bei dem Beispiel Basel - Nordostschweiz gebe ich dir aber Recht. Auch in Richtung Tessin werden die Reisenden vom Online-Fahrplan allzu oft via Zürich gejagt, weil die Verbindung via Luzern nur wenige Minuten länger dauert.

  • Quelle: BZ Basel, 26.04.2016

  • Und heute werden die BaZ-Aussagen wieder etwas relativiert. Schön auch die Formulierung: "Diesbezüglich ist in der Tat eine Unschärfe in der BaZ-Berichterstattung entstanden, ..." Man hätte auch schreiben können, dass der Bericht journalistisch nicht genügend recherchiert wurde, bzw. Aussagen nicht konkret verifizirt wurden ...

    Quelle: BaZ vom 05.12.2016

  • Auf jeden Fall ist die Story oberpeinlich. Und es erhöht die Erfolgschancen nicht gerade. Aber ich denke ohnehin, dass das Projekt auf absehbare Zeit nicht realisiert werden wird. Dafür ist die NWS halt nicht wichtig genug. Jedes grössere Vorhaben, welches eine Region alleine nicht stemmen kann und für das sie deshalb auf Bundeshilfe angewiesen ist, braucht Verbündete. Wo sind die? Lieber träumt man in Liestal (und teilweise in BS) Vollkantonsfantasien, welche zwar niemals Realität werden, aber die Miteidgenossen nur unnötig verprellen. Zudem würde ich mir mal grundsätzlich Gedanken darüber machen, das pitoyable politische Personal auszutauschen.

  • Ich kann immernoch gut damit leben, wenn das Herzstück nicht kommt.
    Politisches Personal austauschen, wäre ich jedoch auch dafür. Nur passiert das hier nicht... Warum auch immer.

  • Täusche ich mich oder sieht es ganz danach aus, als ob die BaZ-Berichterstattung wieder von gleich schlechter Qualität wäre wie diejenige über die "Probleme" mit der 3er-Verlängerung ? Durchschaubare, politisch gesteuerte Halb- bis Dreiviertel-Fake-News?

  • Quelle: BZ Basel, 6.12.2016

    Zudem bei Telebasel:
    Basler Vertreter setzen sich in Bern fürs «Herzstück» ein

  • Und um die Sache mit der BaZ noch abzuschliessen, hier die dazugehörige Recherche von Telebasel:

    Zitat

    Grosser Kummer wegen «Herzstück»
    Wird das Bahnprojekt «Herzstück» wirklich teurer, wie die Basler Zeitung schreibt? Und wer war genau an welcher Sitzung?

    Link zum Video

    Das Projekt «Herzstück» soll fast vier, anstatt wie geplant um die zwei Milliarden Franken kosten. Das schreibt die Basler Zeitung. Sie zitiert aus einer Präsentation, welche die Verkehrskommission an einer Sitzung vorgestellt haben soll. Die Handelskammer beider Basel lässt darauf in einer Medienmitteilung verlauten, die BaZ verbreite falsche Fakten. Man habe genannte Dokumentation noch nie gesehen.

    «In unserer Recherche ist eine Unschärfe entstanden», entschuldigt sich darauf die Basler Zeitung. Komisch mutet es dennoch an, dass niemand beim Kanton Bescheid über den Stand eines solch wichtigen Projektes zu wissen scheint. Am Montagabend, 5. Dezember 2016, wird das «Herzstück» in Bern thematisiert.

    Wie nun Recherchen von Telebasel ergeben haben, handelt es sich bei der ominösen Power-Point-Präsentation um einen Zwischenbericht des Bundesamtes für Verkehr. Damit hat das Bundesamt an einer Sitzung Chefbeamte der Nordwestschweizer Kantone Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn informiert. Die Kosten von fast vier Milliarden Franken beziehen sich allerdings auf alle geplanten Bahnprojekte in der Nordwestschweiz und nicht nur auf das «Herzstück», welches die Basler Bahnhöfe SBB und Badischen Bahnhof verbindet.

    Quelle: Telebasel, 5.12.2016

  • Und auch heute greift die BaZ das Thema wieder auf! Mit neuen Ideen für zu erstellenden Bahntrasseen versucht sie, von der ursprünglichen "unscharfen Berichterstattung" abzulenken. Sie zitiert sogar einen (Modell-)Eisenbahnplaner, ..., ganz nach dem Motto: Wir bauen uns unser eigenes TriRegio-Eisenbahnnetz. Ich will die Ideen nicht unbedingt Schlechtreden, ..., aber was war eigentlich die ursprüngliche Idee des Projektes Herzstück?

    Quelle: BaZ vom 08.12.2016

  • Die Basler Zeitung ist nicht mein Leibblatt, ich finde sie generell eher schwach in punkto Recherche und Qualität. Das vorab.

    Die technischen Dinge vermag ich als Nichtfachmann nicht wirklich zu beurteilen. Was die Vorschläge im Zeitungsartikel letztlich im Einzelnen taugen, auch nicht. Aber der Artikel hat einen wichtigen Punkt, egal was da gebaut werden soll: ohne einen wenigstens teilweisen Nutzen für den FV wird aus Bern kein Geld fliessen. Darüber kann man sich ärgern, aber es ist in Zeiten knapper werdenden Finanzen nun mal so. Projekte dieser finanziellen Grössenordnung brauchen Verbündete über den Standortkanton hinaus. Welche wären das, bei einem reinen S-Bahn-Projekt? Das Argument, die Basler wären nach all den Investitionen anderswo nun auch mal an der Reihe, bewirkt in St.Gallen, Luzern oder Lausanne vielleicht ein müdes Lächeln. Das ist denen allen herzlich egal. So wie die Vollkantonträumli in Liestal.

    Auch die DML wäre ohne Nutzen für den FV kaum oder aber sicher nicht so rasch und grosszügig herausgekommen. Ok, der Faktor Vorfinanzierung spielte auch eine Rolle. Aber auch da sehe ich nicht, wie BS (BL ist pleite) das stemmen können sollte.

    Also wenn ich die Basler Behörden wäre: dann würde ich jetzt ganz rassig ein baureifes und realistisches Projekt bringen, welches sich auch wenigstens einem Teil der Miteidgenossen als Zusatznutzen verkaufen lässt. Ansonsten stehen Dinge wie Brüttener Tunnel, Zimmerberg II und viertes Gleis Stadelhofen bereit. Inner- und Ostschweizer sowie Aargau werden den Zürchern helfen.

    Einmal editiert, zuletzt von luesker (8. Dezember 2016 um 15:34)

  • Zitat

    Operationen am offenen Herzstück

    Alle wissen, was das Herzstück der Basler Regio-S-Bahn ist, doch nur wenige haben den Überblick über den genauen Stand der Dinge. Wir beantworten Fragen zum Thema, das in Basel immer wieder aufgeregt diskutiert wird.

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    Quelle: Tageswoche, 7.12.2016

    @luesker
    Die Planung des Herzstücks scheint nun zwar unter grossem Zeitdruck zu stehen, aber immerhin sauber aufgegleist zu sein, wobei auch die SBB mit im Boot sind (siehe Artikel der bz weiter oben). Ich habe deshalb Vertrauen in die Planer, dass auch die Fernverkehrsverbindung mindestens als Option vorgesehen wird.