[B] Freie Fahrt für die «Kanzler-U-Bahn»

  • In zweieinhalb Minuten vom Brandenburger Tor zum Hauptbahnhof

    Freie Fahrt für die «Kanzler-U-Bahn» in Berlin: Nach fast 14 Jahren Bauzeit verbindet ab sofort eine der kürzesten U-Bahnen der Welt das Brandenburger Tor mit dem Hauptbahnhof.

    (ap) Bürgermeister Klaus Wowereit gibt die 1,8 Kilometer lange Strecke durchs Regierungsviertel am Samstag mit einem Fest für die Öffentlichkeit frei. Die U55 - auch «Kanzler-U-Bahn» genannt - ist die erste neue Untergrund-Bahnverbindung in der Hauptstadt seit der deutschen Einheit. Sie hat den Steuerzahler bisher rund 250 Millionen Euro gekostet.

    Zunächst fährt im Zehn-Minuten-Takt ein Pendelzug im «Inselbetrieb», also ohne Anbindung zum bestehenden U-Bahn-Netz der Berliner Verkehrsbetriebe. «Die U55 wird zunächst vielleicht mehr neugierige Besucher anziehen als einfache Fahrgäste», sagte der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski. Aber bis 2017 soll die Linie unterirdisch zur Museumsinsel und weiter bis zum Alexanderplatz gebaut und dort an die U5 nach Hönow angeschlossen werden. Dann hat auch die U-Bahn erstmals eine Ost-West-Verbindung durch die Hauptstadt, die künftig rund 20 Kilometer lang sein wird.

    Quelle: nzz-online

  • Berlin bekommt eine Kanzler-U-Bahn. Von Samstag an wird sie unter dem Regierungsviertel fahren. Die Geschichte dieses Verkehrsmittels ist skurril: Die U55 ist die kürzeste U-Bahn Deutschlands, kostete 320 Millionen Euro, die Bauzeit dauerte dreizehn Jahre - und ständig wurde über das Bähnlein gespottet.

    Mit der "Kanzler-U-Bahn" geht es nun auch unter dem Brandenburger Tor hindurch. Von diesem Samstag an gibt es für Berliner und Touristen einen unterirdischen Weg durch das Regierungsviertel. Als neue Linie U55 pendelt ein Schienenshuttle auf Deutschlands kürzester U-Bahn-Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Pariser Platz. Den Steuerzahler kostete diese Drei-Minuten-Fahrt 320 Millionen Euro und starke Nerven. Insgesamt dauerte der U-Bahn-Bau 13 lange Jahre. Und rechnen dürfte sich die Linie erst, wenn sie für weitere 433 Millionen Euro bis zum Alexanderplatz verlängert wird - 2017 soll es soweit sein.

    Doch erst einmal feiert Berlin seine 1,8 Kilometer lange U-Bahn. Zu sehen gibt es drei moderne Stationen, die mehr sein wollen als reine Haltepunkte. Der Bahnhof Brandenburger Tor ist als Infopunkt in das Gedenkstättenkonzept Berliner Mauer eingebunden. Am Kiosk lassen sich Hörbücher zur Mauer ausleihen, Computer bieten Zugang zu Internetseiten voller Stadtgeschichte. Große Bildtafeln hinter dem Gleisen zeigen, welcher Wandel sich an diesem Ort vollzogen hat. Vor 20 Jahren verlief am Brandenburger Tor der Todesstreifen. Heute flanieren Touristen auf dem neuerbauten Pariser Platz, der vom Hotel Adlon, der Akademie der Künste, Botschaften und Banken gesäumt wird.

    Spötter nennen sie "Stummellinie"
    Die Spötter sind dennoch nicht verstummt. "Stummellinie" nennen sie die U55 abschätzig. Denn noch haben die kurzen, teuren Tunnelröhren keine Verbindung zum restlichen U-Bahnnetz. Für Verkehrsexperten ist die Mini-Strecke sogar einmalig in Europa und erinnert sie an einen Schildbürgerstreich. Berlin ist wohl die einzige Stadt, die U-Bahn-Waggons von einem Lastkran mit Stahlseilen in die Unterwelt hieven muss.

    Doch es gibt sie nun einmal, die Kanzler-U-Bahn. Ihre Planung fiel in die Berlin-Euphorie der frühen Nachwendezeit, in der Architekten auch den riesigen gläsernen Hauptbahnhof entwarfen. Zur Jahrtausendwende hat Berlin, in der Realität angekommen, den U-Bahn- Bau aus Geldnot gestoppt. Doch der Bund als Hauptfinanzier drückte die Fertigstellung mit einem Ultimatum durch: entweder die Hauptstadt zahlt Millionen Euro Bundesgelder zurück - oder die U-Bahn fährt.

    Verschrecktes Weiterbuddeln
    Berlin buddelte verschreckt weiter. An weniger prominenter Stelle, vermutet der kritische Berliner Fahrgastverband IGEB, wären die Arbeiten irgendwann trotzdem eingestellt worden. Vor dem Reichstag aber liefen Abgeordnete und ihre Wähler jeden Tag am verriegelten "Geisterbahnhof" Bundestag vorbei, der zuletzt nur für Opernaufführungen geöffnet wurde. Kanzler-U-Bahn galt vielen Berlinern ohnehin als Spottname. Welcher Kanzler samt Chauffeur und Dienstwagen würde wohl mit der U-Bahn zur Arbeit fahren?

    Es bleibt die Hoffnung auf Berliner und Touristen. 17 Meter müssen sie nun zum U-Bahnhof Brandenburger Tor hinabsteigen. Die Station, in Weiß- und Anthrazittönen gehalten, ist eine der am tiefsten gelegenen Berlins. Gebaut wurde hier im Eismantel, um das Grundwasser in den Griff zu bekommen - und die Linie rechtzeitig zur Fußball- Weltmeisterschaft 2006 zu eröffnen. Das Grundwasser machte trotzdem Ärger, der Bau verzögerte sich erheblich. Nun pendelt die U55 immerhin zur Leichtathletik-WM, die am 15. August beginnt.

    Verkehrstechnisch hat Berlin inzwischen ein ganz anderes Problem. Die S-Bahn fährt nach einem Notfahrplan, da sie viele Züge nach Sicherheitsmängeln in die Werkstatt schicken muss. Die U-Bahn ist zum beliebtesten Verkehrsmittel der Stadt geworden. Von daher könnte der Zeitpunkt für die Eröffnung der neuen Mini-Strecke kaum besser sein.

    Quelle: stern.de


    © Fabrizio Bensch/Reuters Ein Waggon der neuen U55 wird mit einem Kran auf die unterirdischen Gleise gehievt

  • Ich sage nur:

    London

    Waterloo & City Line zwischen Waterloo und Bank

    2,4 Kilometer Lang

    Die Fahrzeuge müssen aber nicht mit dem Kran in den Tunnel hinunter befördert werden, man hat einen ganz praktischen Lift installiert :D

  • Ich hab mich sowieso gefragt, wie man die voraussichtlichen nächsten 8 Jahre an den 8 Fahrzeugen den (Gross-)Unterhalt machen will ... ?? ?(

    Jedenfalls eine schon fast unglaubliche Geschichte, wie man Steuergelder auch "unter die Menschen" bringen kann!

  • Zitat

    Ich hab mich sowieso gefragt, wie man die voraussichtlichen nächsten 8 Jahre an den 8 Fahrzeugen den (Gross-)Unterhalt machen will ... ??


    Ich denke, man hat frisch aufgearbeitete Fahrzeuge für die U55 genommen und wird diese die acht Jahre ohne grosse Revision "druchseuchen". Dies sollte meiner Ansicht nach möglich sein, auf einer so kurzen Linie mit relativ wenig Laufleistung.

  • Wer hätte gedacht, dass ich einen Artikel, denn ich vor über 11 Jahre gepostet habe (du meine Güte .... !!!) ich wieder heraushole um Gutes zu berichten!!

    Neue U-Bahn Linie: Verlängerung der U5 geht in Betrieb

    Kaum ist der BER fertig, geht in Berlin ein weiteres Großprojekt ans Netz. Es war ebenfalls anspruchsvoll, sorgte aber für weniger Ärger. Die Linie der «Kanzler-U-Bahn» ist nun vollständig.

    «Wir werden am 04. Dezember 2020 diese Strecke eröffnen, dem Tag der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute und der Tunnelbauer», kündigte der Betriebschef der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Rolf Erfurt, bereits im August an. Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie gab es keine Feierlichkeiten vor Ort. Stattdessen luden die Verkehrsbetriebe alle interessierten Menschen ein, die Eröffnung der neuen U5 am 4. Dezember ab 11:40 Uhr im Livestream zu erleben.

    U-Bahnhof Museumsinsel wird erst im Sommer 2021 eröffnet

    Die ersten regulären Züge fuhren am Freitagmittag gegen 12 Uhr auf den beiden neuen U-Bahnhöfen Unter den Linden und Rotes Rathaus ein. Anschließend gilt auf der gesamten Länge der U5 der Regelfahrplan. Wochentags außerhalb des Berufsverkehrs fahren die Züge tagsüber alle fünf, im Berufsverkehr alle 4 2/3-Minuten. Der dritte neue U-Bahnhof, Museumsinsel, wird noch bis Sommer 2021 ohne Halt durchfahren. Auf ihm laufen noch Ausbau und Fertigstellung der Verteilerebene und der Zugänge. Geschlossen wird der U6-Bahnhof Französische Straße. Er liegt dicht am neuen Bahnhof Unter den Linden, wo sich U6 und U5 kreuzen.

    U5 verbindet Berliner Osten endlich mit Hauptbahnhof

    Die insgesamt 2,2 Kilometer lange Strecke schließt die Lücke der U5 zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz. Fahrgäste können dann ohne Umstieg zwischen dem Hauptbahnhof und Hönow im Osten der Stadt hin- und herfahren.

    Eröffnung war für 2017 geplant

    Zuerst war die Inbetriebnahme für 2017 geplant. Der sandig-nasse Baugrund in Berlin-Mitte hatte aber immer wieder Schwierigkeiten gemacht. Das Unternehmen Implenia trieb mehrere Jahre eine 700 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine mit 6,70-Meter-Schneidrad durch den Untergrund. Die Verantwortlichen nannten sie «Bärlinde». Die Spezialanfertigung von Herrenknecht ist längst zerlegt.

    Quelle: berlin.de

  • Neue U-Bahn-Strecke Unter den Linden ist eröffnet

    Kaum ist der BER fertig, geht in Berlin ein weiteres Großprojekt ans Netz: Auf der U-Bahn-Linie 5 wird eine 2,2 Kilometer lange Lücke geschlossen. Nun werden drei neue Bahnhöfe angefahren. Dafür ist eine andere Haltestelle im Zentrum jetzt Geschichte.

    Nach rund zehn Jahren Bauzeit nimmt in Berlin die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 ihren Betrieb auf. Die insgesamt 2,2 Kilometer lange Strecke schließt die Lücke der U5 zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz, sie führt mitten durch das Regierungsviertel. Seit Freitagmittag fahren die ersten Züge durch die beiden Röhren. Eine offizielle Eröffnungsfahrt um 12 Uhr gab es allerdings nicht. "Angesichts der Corona-Pandemie wird auf Feierlichkeiten vor Ort verzichtet", hieß es bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).

    "Eines der schönsten Geschenke erhalten die Fahrgäste des Berliner Nahverkehrs bereits drei Wochen vor Weihnachten", verspricht das Unternehmen. Auch der Berliner Fahrgastverband zeigt sich erfreut über das eine halbe Milliarde Euro teure Projekt. Fahrgäste können nun ohne Umstieg zwischen dem Hauptbahnhof und Hönow im Osten der Stadt hin- und herfahren.

    "Berlin, die einst geteilte und seit 30 Jahren geeinte Stadt, rückt heute ein weiteres Stück näher zusammen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videobotschaft zur Inbetriebnahme. "Viele Berlinerinnen und Berliner haben darauf gewartet." Auch für Touristen sei die neue Strecke sehr attraktiv.

    Bau unter schwierigen Bedingungen

    "Die U5 bringt eine wichtige Entlastung für die Stadtbahn", sagte Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin (Igeb). Auf dem Viadukt der Stadtbahn fahren neben Fernzügen zahlreiche S-Bahn- und Regionalzüge.

    Das Bauvorhaben der U5 im sandig-nassen Boden von Berlin-Mitte war indes alles andere als einfach. Eigentlich sollte die U-Bahn schon seit drei Jahren fahren. Das Unternehmen Implenia trieb mehrere Jahre eine 700 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine mit 6,70-Meter-Schneidrad durch den Untergrund. Die Verantwortlichen nannten sie "Bärlinde". Die Spezialanfertigung von Herrenknecht ist längst zerlegt.

    Drei neue U-Bahnhöfe mitten in Berlin

    Der Inbetriebnahmetermin ist nicht ohne Grund gewählt: Der 4. Dezember ist der Tag der Heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute und Tunnelbauer. Neben den beiden Tunnelröhren im Herzen der Stadt wurden auch die Bahnhöfe Rotes Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden gebaut. An der Museumsinsel fahren die Züge bis zum nächsten Sommer aber noch durch. Der Bahnhof ist noch nicht ganz fertig.
    Geschlossen wurde mit Inbetriebnahme der neuen U5-Strecke aber der U6-Bahnhof Französische Straße. Er lag zu dicht am neuen Bahnhof Unter den Linden, wo sich U6 und U5 kreuzen.

    Das U5-Baubudget aus Bundes- und Landesmitteln beziffert die Projektgesellschaft auf 525 Millionen Euro. BVG-Betriebschef Rolf Erfurt sprach kürzlich von Kosten von 530 bis 540 Millionen Euro.

    Quelle: rbb24.de

  • Über das Gesamtprojekt kann oder konnte man ja sicher streiten. Aber nachdem die U55 nun mal gebaut wäre es ja kaum mehr sinnvoll gewesen, die Rumpfstrecke nicht sinnvoll mit einer bestehenden Strecke zu verbinden. Langfristig ist so der Aufwand-/Nutzen-Effekt sicher besser.

    Bei gefeierten U-Bahn-Eröffnungen stelle ich mir immer die Frage, um viele Grössenordungen mehr man bei den selben Kosten und vielleicht besserem Nutzen dafür hätte Tram- oder "Stadtbahn-"strecken bauen können.