Tram "Weil am Rhein": Beschluss (2008), Planung, Bau, Inbetriebnahme (2014), Beobachtungen laufender Betrieb

  • Tja, das kommt davon. Ich will jetzt keine Polemik entfachen. Aber die hier recht plastisch geschilderte Szenerie hat klare Ursachen, und die liegen wie angetönt bei der Politik. Eine Politik, die gegen diese Misere entweder nichts tun kann oder wie ich meine nichts tun will.

    Herausgreifen möchte ich zwei Sachen.

    1. Demos am Samstagnachmittag - ein Klassiker in den Städten. Nachvollziehbar wenn man die Veranstalter ist: die Aufmerksamkeit des Publikums ist halt am grössten zu dieser Zeit. Weniger nachvollziehbar der Standpunkt der Behörden - klar gibt es das demokratische Recht auf demonstrieren, aber fraglich ist, ob man alle und jede Wünsche der meist linken Demonstranten erfüllen muss oder es vielleicht auch ein etwas weniger problematischer Ort auch tun würde. Eine linke Regierung wird den linken Demonstranten aber halt jeden Wunsch von den Augen ablesen, die Auswirkungen auf die übrige Bevölkerung wird ignoriert.

    2. Der Aufbau des Basler ÖV-Netzes. Es macht sich halt immer wieder bemerkbar, dass es an sinnvollen Umfahrungen der Innenstadt fehlt. Es braucht nur sehr wenig, damit der ganze Tramverkehr zusammenbricht. In einer nicht sehr weit entfernten Stadt - ihr wisst sicher, welche ich meine - habe ich meist verschiedene Möglichkeiten, von A nach B zu gelangen. In Basel in der Regel nur eine einzige sinnvolle. Also man erweitert das Tramnetz Richtung Norden und Westen (was an und für sich löblich ist), ignoriert aber, dass damit immer mehr Passagiere unterwegs sind. Daher wäre es nun höchste Zeit, endlich einmal das innere Netz bzw. einen Innenstadtbypass an die Hand zu nehmen.

    Demos, Meisterfeiern, Fasnacht, liegengebliebenes Fahrzeug usw. - und fertig ist es. Es gibt keine Umfahrung mit dem Tram, keine mit dem Bus und auch keine S-Bahn. Doch ich fürchte, da wird sich so bald nichts tun. Solche Sachen sind vermutlich nicht sexy genug, damit sich Herrschaften wie Wessels und Co. dafür stark machen.

  • Kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Ich bin glücklicherweise selten auf den 8er angewiesen (wobei der 6er mittlerweile auch nicht mehr goldig ist seit Riehen), aber man schaut doch recht zähneknirschend zu. Wenn man bedenkt, wie stolz wir einst mal auf unser ÖV-Netz waren (bin es immer noch, einfach aus Prinzip), aber in letzter Zeit, naja. :/

  • Der 8er und auch die vielen Defekte und Pannen in letzter Zeit kommen ja gleich rechtzeitig zu den Preiserhöhungsankündigungen.

    Auch wenn dies praktisch nur die BVB betrifft und nicht den ganzen TNW, verstehe ich beim besten Willen nicht, wie man hier mit ruhigem Gewissen eine Preiserhöhung starten kann, während in einem Grossteil des Gebietes der ÖV momentan so schlecht funktioniert.

    wie bereits vorne geschrieben, es müssen dringend, aber wirklich dringend Ausweichstellen gebaut werden.
    Als erstes wohl die Feldbergstrasse rsp. vor allem die Johanniterbrücke.

    In Weil braucht es subito eine Lösung. Und wenn diese provisorisch als erstes heisst, den 17er nach Kleinhüningen zu verlängern und früher auf die Piste zu schicken.

    Aber so kann es nicht weiter gehen.
    Momentan bin ich so weit, dass ich nicht mehr auf die BVB vertraue, wenn ich pünktlich wo sein muss.


  • In Weil braucht es subito eine Lösung. Und wenn diese provisorisch als erstes heisst, den 17er nach Kleinhüningen zu verlängern und früher auf die Piste zu schicken.

    Diese subito Lösung sollte seit einem Jahr her. Aber ich bezweifle, dass nun plötzlich etwas gemacht wird und wenn etwas gemacht wird, geschieht dies sicher nicht schnell.

  • Die BVB standardisiert per Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 die Gültigkeit verschiedener Billett-Produkte im grenzüberschreitenden Verkehr. Das General- und Halbtax-Abonnement sowie die schweizweit gültige Tageskarte werden in ihrer Gültigkeit auf die Schweiz begrenzt und sind auf der Fahrt zwischen der Landes-grenze und Weil am Rhein auf der Linie 8 nicht mehr gültig. Das U-Abo des TNW gilt aber weiterhin auf der ganzen Linie 8.

    Grundlage der aktuellen Regelung für GA, Halbtax-Abonnement und der schweizweit gültigen Tageskarte auf der Tramlinie 8 war ein politischer Vorstoss aus dem Jahr 2014. Die BVB hat diese politische Forderung versuchsweise für zwei Jahre ab Inbetriebnahme des grenzüberschreitenden Betriebs der Tramlinie 8 umgesetzt. So sind das GA- und das Halbtax-Abonnement sowie die Tageskarten auf der Linie 8 bis Weil am Rhein heute gültig, das GA und die Tageskarte auch auf der Rückfahrt von Weil am Rhein nach Basel.

    Nach Ablauf der zweijährigen Versuchsphase hat die BVB in Rücksprache mit dem Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt entschieden, diese Gültigkeit den allgemein geltenden Tarifregelungen im trinationalen Grenzverkehr anzupassen. Das GA, das Halbtax und die Tageskarte sind ab Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 neu nicht mehr auf dem deutschen Abschnitt der Linie 8 gültig. Das U-Abo des TNW behält aber weiterhin auf der ganzen Linie 8 bis Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum und zurück seine Gültigkeit.

    Transparente Tarifpolitik
    Für Kundinnen und Kunden der BVB ist es nicht nachvollziehbar, dass die nationalen Fahrausweise grenzüberschreitend nur auf der Linie 8, nicht aber auf den anderen Linien zwischen Basel und dem grenznahen Deutschland oder Frankreich gültig sind. Dies haben seit Inbetriebnahme auch verschiedene Kundenreaktionen gezeigt.

    Für Fahrgäste im Dreiland wird mit der Neureglung eine einheitlichere und transparentere Regelung angestrebt. Das GA, das Halbtax und die Tageskarte sind Produkte des schweizerischen öffentlichen Verkehrs und – mit wenigen historisch bedingten Ausnahmen – nur in der Schweiz bis zur jeweiligen Landesgrenze gültig. Diese Regelung gilt bereits für sämtliche grenzüberschreitenden Linien, wie z.B. für Fahrten nach Lörrach oder Grenzach-Wyhlen, und ab Dezember 2017 ist diese Regelung auch für die Linie 3 nach Saint-Louis vorgesehen.

    Hohe GA-Nutzung auf der grenzüberschreitenden Linie 8
    Ende 2015 hat eine vom Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW) durchgeführte Fahrausweisstrukturerhebung ergeben, dass auf der grenzüberschreitenden Linie 8 der GA-Anteil bei über 10% liegt. Diese Erkenntnis entspricht nicht den Erwartungen zu Beginn der Pilotphase als die BVB und das Bau- und Verkehrsdepartement von einem markant niedrigeren Anteil ausgegangen sind. Da GA-Besitzer keine und Halbtaxbesitzer nur die Rückfahrt lösen müssen, entstehen in den benachbarten Grenzgebieten Einnahmenausfälle. Diese muss die BVB bzw. der Kanton Basel-Stadt im Falle der Linie 8 dem Regionalverbund Lörrach (RVL) kompensieren. Eine Fortführung der Anerkennung auf dem deutschen Abschnitt der Linie 8 bzw. eine Ausdehnung der GA- und Halbtax-Gültigkeit auf alle öV-Linien im Dreiland ist deshalb keine Option. Dies würde zu hohen Kosten für die BVB und den Kanton führen.

    GA- und Halbtax-Abonnenten neu mit Einzelbillett nach Weil am Rhein
    GA und Halbtax sind ab Fahrplanwechsel im Dezember 2016 in Fahrtrichtung Weil am Rhein nur noch bis zur Haltestelle „Kleinhüningeranlage“ und in Fahrtrichtung Basel ab der Haltestelle „Weil am Rhein Grenze“ gültig (diese Haltestelle wird nur in Fahrtrichtung Basel bedient).
    Fahrgäste mit GA oder mit einer schweizweit gültigen Tageskarte lösen ab 11. Dezember von Basel kommend nach Weil am Rhein das Anschlussticket für 2.70 CHF und auf dem Rückweg ein 1-Zonen-Billett des RVL zum vollen Preis von 2.40 EUR.

    Fahrgäste mit Halbtax-Abonnement lösen von Basel kommend nach Weil am Rhein ein 2-Zonen-Billett zum vollen Preis von 4.70 CHF und auf dem Rückweg ein 2-Zonen-Billett des RVL zum vollen Preis von 3.25 EUR. (Alle Angaben entsprechen den ab 11. Dezem-ber 2016 geltenden Tarifen, also nach den anstehenden Tarifmassnahmen im TNW und RVL.)

    Quelle: Medienmitteilung BVB, 14.07.2016

  • Na toll, anstelle das GA und Halbtax Angebot auf weitere Grenzüberschrietende Linien auszudehnen, ist das schon wieder ein Rückschritt im Tri Regio Tarifangebot.
    Damit eingeschlossen auch eine Tariferhöhung.
    Welcher GA Nutzer der im Rheincenter einkaufen möchte, wird denn für eine Haltestelle so viel Geld zahlen?
    Ich seh schon lange Schlangen von Einkauftrolleys über die Brücke und Zoll laufen, zurück geht es ja dann ab dem Zoll mit dem Tram.

    Schlecht das sich unsere Politiker nicht auf ein gemeinsames Tarifsystem aus TNW, RVL und Elsass einigen können...
    Nicht mal das UAbo auf allen Grenzüberschreitenden Linie kann man einführen.
    Ich müsste von Grenzach aus, ein viel teureres Monatsbillet lösen als wenn ich von Weil aus fahren würde.
    Also heisst es weiter Velo fahren...

  • Haben sich die Verantwortlichen eigentlich überlegt, dass - abgesehen vom Inhalt - die gewählte Kommunikation eine schlichte Schweinerei ist? Mitten in den Sommerferien nimmt das doch kaum jemand zur Kenntnis. Und dann was ist mit den auswärtigen Passagieren? Die erfahren das dann zum ersten mal durch die Kontrolleure. Glaube kaum, dass das irgendwo ausserhalb der Region BS mitbekommen wurde.

  • ich verstehe das Gemeckere nicht.

    Die Strecke ab Grenze nach Weil ist kein TNW Gebiet mehr, also auch kein GA Gebiet.
    Das U-Abo gilt da aufgrund Goodwill. Das GA wurde probeweise für zwei Jahre auch zugelassen und nun wurde halt festgestellt,
    dass dies betrieblich nicht Sinn macht, wenn man dem RVL dann Kompensation bezahlen muss, die man aber seitens GA nicht bekommt.

    Grenzacher.
    Natürlich stimmt das nicht, dass wenn Du in Weil wohnen würdest, das Abo günstiger wäre als wie jetzt in Grenzach.
    Wer in Weil wohnt, bekommt das U-Abo nicht, rsp. sicher nicht zum subventionieren Preis.
    Nur weil es auf der Linie 8 gilt, heisst das nicht, dass es der Weilter günstiger bekommt.

    der Weiler bezahlt für das U-Abo das Gleiche wie der Grenzacher.

    Ob es jetzt Sinn macht das U-Abo nur auf den Tramlinien gelten zu lassen, auf den anderen Linien nicht, sei dahin gestellt, jedoch handelt es sich dabei um reine
    BVB Linien, was zum Beispiel bei den Bussen nach Grenzach nicht so ist. Vielleicht hat dies einen gewichtigen Einfluss.

    Wenn Du den Anspruch hast, ein günstigeres U-Abo zu haben, musst Du Dir halt mal überlegen, an die CH Seite des Hörnil zu ziehen ;)

  • Klar ist das UAbo für einen Grenzacher genau so teuer wie für einen Weiler.
    Bloss nutzt das UAbo nichts, wenn man auf Grenzach fahren möchte.
    Ich muss mir ein Tri Regio Ticket kaufen, was mich ca. 25% mehr kostet, als mich ein UAbo kosten würde.

    Ob es noch Platz hat in Zermatt unterhalb vom Hörnli??? :whistling::saint:8)

  • ja aber da liegts halt daran das Grenzach nicht von einer reinen BVB Tramlinie bedient wird.
    Nichts gegen Grenzach, nichts gegen die Leute die da wohnen, aber es liegt halt ausserhalb des Tarifverbundes.
    Auch wenn Du nochsogerne nach Basel kommst, es liegt ausserhalb.

    Dafür habt Ihr jetzt einen regelmässig fahrenden Bus. :D

  • Ich finde es eine Frechheit. Die Schweiz und der Kanton Basel-Stadt stemmten 3/4 der Kosten für den Bau einer Tramlinie, die ebenfalls zu ungefähr 3/4 auf deutschem Boden liegen. Wenn es ja nicht zum TNW-Gebiet gehört, wieso zahlt dann die Schweiz überhaupt so viel? Die Schweizer zahlen zu einem grossen Teil den Bau und werden anschliessend bei der Nutzung gleich noch einmal zur Kasse gebeten, währenddem den Weilern eine Tramlinie gebaut wurde, bei der der sie einen Bruchteil der Baukosten zahlen mussten.

  • na na na

    und wer profitiert davon?
    Von meinen Beobachtungen profitieren wesentlich mehr in der Schweiz wohnhafte Leute von dieser Linie,
    namentlich tagsüber die Einkaufstouristen, Abends die Kinogänger.

    Statt nur motzen, sollten wir froh sein, gilt das U-Abo...denn auch da gäbe es keine Pflicht dazu.

    Die Linie dient ja unteranderem auch dazu, dass die Deutschen teilweise von der Autofahrt nach Basel wegbewegt werden sollen. Auch da profitiert die Schweiz.


    Wenn man hier manchmal liesst, könnte man meinen nur Weil profitiert davon.

    Höhre von deutscher Seite auch keine Reklammationen, dass Einzeltickets bezahlt werden müssen.
    der RVL hat vermutlich auch ein Abo. Nehme nicht an, dass das in Ganz Basel zählt ;)

  • RVL-Abos gelten aber bis Claraplatz (Linie 8, 38 und 55), je nach gelösten Zonen auch im Zug bis Basel SBB. Selbiges gilt daher auch für regionale Angebote wie dem Baden-Württemberg-Ticket. Die DB-Entsprechung BahnCard 100 gilt gemäss http://rvl-online.de/tickets/bahncard/ somit ebenfalls bis Basel SBB. Es herrscht also durchaus eine gewisse Ungleichheit.

    Die "historischen" Gründe, die von den BVB angeführt werden, sind aus meiner Sicht noch lange kein Grund, die Gültigkeit auf der Linie 8 einzuschränken. Im Grenzgebiet zu Graubünden wurde das GA-Gültigkeitsgebiet beispielsweise erst vor wenigen Jahren auch auf die Buslinien Martina - Landeck (ÖBB Postbus) und Nauders - Mals (SAD Südtirol) ausgeweitet. Auch die beiden Buslinien ab Ospizio Bernina bzw. Zernez nach Livigno (Autoservizi Silvestri) sind vor ca. 5 Jahren in den GA-Bereich aufgenommen worden. Seit kurzem existiert auch eine touristische Postauto-Linie von Müstair via Stilfserjoch nach Bormio und Tirano - ebenfalls voll im GA-Bereich.

    Keine Frage, hier wird vor allem Graubünden Abgeltungen nach Tirol und Italien zahlen. Es ist letztlich eine politische Frage und der Wille scheint wohl derzeit nicht vorhanden, GA-Nutzer den U-Abo-Nutzern gleichzustellen.

    Wenn man sich übrigens auf historische Entwicklungen beruft, dann bitte auch die U-Abo- und GA-Gültigkeit zwischen Basel Bad Bf und Riehen wieder einstellen. ;)


    ...eben noch bemerkt: Auch eine m.W. erst dieses Fahrplanjahr eröffnete grenzüberschreitende Buslinie von Coppet ins französische Gex befindet sich im GA-Gültigkeitsbereich (während das GA in der schon Jahrzehnte existierenden TPG-Linie ab Genève nicht gilt).