Tram "Weil am Rhein": Beschluss (2008), Planung, Bau, Inbetriebnahme (2014), Beobachtungen laufender Betrieb

  • Fast alle Offiziellen haben auch den VCS und den VCD vergessen.

    Die Verkehrsclubs haben sich im wichtigen Endspurt mit enormem Einsatz hinter den Kulissen (unzählige Gespräche mit Ratsmitgliedern in Weil und Basel) und davor (Podium, Plakate, Flyers etc.) für dieses Projekt eingesetzt.*

    Dies nicht zuletzt in der ominösen Basler Fasnachtswoche 2008, als der 8er beinahe noch an den persönlichen Befindlichkeiten der Herren Politiker beidseits der Grenze gescheitert wäre.

    (Nun geht das VCS-Lobbying weiter für die Verlängerung nach Haltingen sowie St-Louis.)

    Leider sind die Medien bei Positivmeldungen stummer, als wenn sie den VCS glauben in die Pfanne hauen zu können.

  • Zitat

    Original von Dante Schuggi
    Wahrscheinlich will man damit verhindern, dass plötzlich aller Versprechen zum Trotz nur noch älteres und klappriges Rollmaterial ennet der Grenze zirkuliert. Wie damals in Lörrach, Hüningen und St. Louis.

    Die Angst ist unberechtigt, weil vor der Grenze aus Richtung Weil keine Wendemöglichkeit für das "im Ausland eingesetzte klapprige" Altwagenmaterial besteht. Hier ist nur durchgehender Verkehr wahrscheinlich.

    Im "Fall Lörrach" sehe ich es - rückblickend - so:
    Aufgrund der fehlenden Wendeschleife war es nicht möglich, moderne Fahrzeuge von Basel aus bis dorthin fahren zu lassen. Auch enge Kurven im Bereich der Turmstrasse sprachen angeblich gegen den Einsatz vierachsiger Grossraumwagen.
    Weil auch keine Anhänger zu ziehen waren, waren die schwach motorisieten Wagen aus 1900 und 1913 die, die man aus dem damals nicht üppig bemessenen und durchweg überalterten BVB-Wagenpark am besten für diese Dienste entbehren konnte. (Die BVB konnte bis 1967 wegen des Drucks der Autolobby kaum genügend moderne Fahrzeuge beschaffen). Den Vorwurf "die Basler hätten in Lörrach immer nur das älteste Rollmaterial eingesetzt", wie in einigen Publikationen zu lesen ist, halte ich darum für unberechtigt.
    Für die Stadt Lörrach hatte die abgetrennte Betriebsweise mit Pendelwagen auch den Vorteil, dass sie den Fahrplan selber bestimmen konnte. Statt dass z. B. jeder zweite Zug über die Grenze weiter gefahren wäre (z. B. alle zwölf Minuten), konnte man einen 5-Minuten-Takt realisieren. Für die gemieteten "BVB-Oldies" musste eine Ausnahmegenehmigung eingeholt werden, weil diese noch den seit 1960 in Deutschland nicht mehr zugelassenen Holzaufbau hatten und ihnen die Bremslichter fehlten. Als moderne Alternative hätte die Stadt Lörrach z. B. zwei oder drei wie in Freiburg eingesetzte 2-Richtungs-GT 4 kaufen können, wozu ihr aber sowieso das Geld fehlte. Aber wäre die BVB dann bereit gewesen, diese "Fremdkörper" in ihrer Werkstatt zu warten - oder gar nur auf ihrem Gleisnetz in die Werkstatt zu überführen?

    In dieser Lage ist es sicher nachvollziehbar, dass die Stadt Lörrach sich zur Aufgabe des Trambetriebs entschloss, als der umtriebige Unternehmer Max Homberger auf Grund seiner guten Beziehungen zum Ulmer Kässbohrer-Werk in der Lage war, ohne finanzielle Unterstützung seitens der Stadt die nötige Anzahl modern wirkender Busse zu stellen... Besonders Neuzuzüger aus deutschen Grossstädten mit Strassenbahnen, zu denen auch ich damals gehörte, hatten in den Sechziger Jahren wenigstens zum Teil auf die Modernisierung des Lörracher Trambetriebs mit durchgehendem Verkehr nach Basel gehofft und waren doch enttäuscht, als diese Modernisierung nicht kam.

    Schade finde ich es, dass es - wenigstens vorerst - keine Oldtimerfahrten nach Weil a. Rhein geben wird. Die wären noch "cool" oder "gäbbig".

  • Ich finde es eigentlich unnötig das Tram nach Weil zu verlängern. Schliesslich haben sie ja schon Probleme mit der Linie 30 die Busse dort sind voll von Studenten und es braucht mehrere Einsätze, da sollte man doch erst einmal eine Lösung suchen :]. Oder den 14er nach Augst verlängern wär ja auch noch eine gute Idee.

  • Häh? Was hat denn das miteinander zu tun?

    Und wenn es was miteinander zu tun hätte, warum ist eine Tramverlängerung nach Weil schlechter für die Kapazitätsprobleme der Linie 30 als eine Tramverlängerung nach Augst?

    Eine Lösung für das Kapazitätsproblem auf der Linie 30 gäbe es schon, nämlich die Linie auf Tram umzustellen bzw. den Westast der Linie 2 wiedereinzuführen (via Heuwaageviadukt oder via Schützenhaus).

  • Also wenn die Stundenten das Problem sind für die Kapazitätsengpässe, dann gäbe es eine einfache kostenneutrale Lösung:
    Linie 16 zur Bourgfelden Grenze und die Linie 3 zum Marktpatz. Dann können die Studenten von auswärts Bahnhofeingang Gundeldingen zusteigen, die anderen haben ihre WG im Gundeli oder wohnen bei Mami und Papi auf dem Bruderholz. Das hätte den Vorteil, dass die Linien mit den stärksten Steigungen Kohlenberg, Innere Margarethen und Bruderholz zusammengefasst wären und einen eigenen Fahrzeugtyp beanspruchen könnten. Wenn die Kapazität aufs Bruderholz zu klein ist, muss man eben Linien 15 un 16 zum Spalentor schicken. Dann hat jenes Gebiet einen 3,75 Minutentakt. Das alles schliesst natürlich die Umstellung der Linie 30 auf Tram nicht aus, ist aber kurzfristig realisierbar.

    Dies gehört zwar nicht zum Tram nach Weil, aber zur erwähnten Linie 30.

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Berger (10. Januar 2009 um 19:13)

  • Bauen kann man erst Mal dort, wo man die Planung schnell durchbekommt. Bei der Linie 30 werden noch einige Widerstände zu überwinden sein. Freuen wir uns doch, dass es mit der Linie nach Weil der BVB gelungen ist, eine Planung politisch durchzusetzen. Dies könnte eine Initialzündung sein, wie auch das wieder erwachte Interesse der elsässischen Gemeinden an der Verlängerung des 3ers zeigt. Vermutlich wäre auch das Projekt zur Salina Raurica nicht so schnell gekommen.

    Damit die Weiler Linie kein Torso bleibt, sollte man gleich an eine Weiterführung denken, damit liessen sich vermutlich auch die zu erwartenden Parkierprobleme an der heute vorgesehen Endstation entschärfen. Ursprünglich war ja mal der Bhf. Weil Ost als Endpunkt anvisiert. Richtung Haltingen - Eimeldingen/ Binzen besteht auch Bedarf. Die B3 ist im Berufsverkehr für Automobilisten und Anwohner die Hölle und könnte auch mit der Tramlinie entlastet werden.

  • Liebe Tramverlängerungsfreunde

    Lang, lang ist es her, trotzdem will ich die eben erst online gestellten Bilder zum Spatenstich bzw. zur Mastaufstellung noch kurz vermerken:

    http://www.g-st.ch/trambilder/20081206/index.html

    Viel Spass!

    Gruss - Guido


    PS für den Gränzdrämmler: Wäre ich damals nicht darauf hingewiesen worden, würde wohl kein Bild der VCS-Torte in dieser Foto-Serie auftauchen ... Leider drängte sich kein VCS- bzw. VCD-Vertreter ans Mikrofon, sonst hätte ich bestimmt auch davon noch ein Bild gemacht, wirklich!

  • 19.1.2009 Radio Basilisk
    Bauarbeiten für Tramverlängerung begonnen
    Heute haben in Kleinhüningen die Bauarbeiten für die Verlängerung der Tramlinie 8 begpnnen. Weil durch den Bau viele Parkplätze wegfallen stehen am Wiesendamm Ersatzparkplätze zur Verfügung. Dort gibt es ausserdem vom Kanton ein Informationscenter.

  • zu dem Thema: in Lörrach fuhr immer nur das älteste Rollmaterial:

    So ganz stimmt diese Aussage soweiso nicht: Von 1926 bis 1938 verkehrten in Lörrach moderne Tramzüge, die ausschliesslich aus Luftbremswagen gebildet wurden.

  • Zitat

    Original von Renntrabi
    zu dem Thema: in Lörrach fuhr immer nur das älteste Rollmaterial:

    So ganz stimmt diese Aussage soweiso nicht: Von 1926 bis 1938 verkehrten in Lörrach moderne Tramzüge, die ausschliesslich aus Luftbremswagen gebildet wurden.

    Das ist richtig, die Aussage mit dem "ältesten Rollmaterial", bezieht sich auf die Epoche 1947 bis 1967, welche aber trotzdem von der Auslastung her die beste Zeit für den Abschnitt in Lörrach darstellte. Als man 1967 die Abschaffung des Trämli in Lörrach beschloss, wurde dieses Argument genannt, vor allem von auswärtigen Autoren. (z. B. Dieter Waltking in "Straßenbahnen in Deutschland".)

  • ok, wie die alte Fasnacht, aber ich hab den Artikel sonst nirgends hier im Forum entdeckt:


    Tram 8 – grenzenlos» in Brüssel
    Das Projekt «Tram 8 – grenzenlos» ist am 30. März bei der EU in Brüssel vorgestellt worden: Bei der Präsentation der trinationalen Metropolregion Oberrhein stiess die Delegation aus Weil am Rhein mit einem Modellbautram auf grosses Aufsehen.


    Aus dem Bericht der Badischen Zeitung online vom 1. April 2009:


    Zitat

    Eine Region mit Modellcharakter Weil am Rhein/Brüssel (BZ). Am Montag präsentierte sich in Brüssel die Trinationale Metropolregion Oberrhein. Erstmals kam es zu einem Dialog zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft von beiden Seiten des Oberrheins und Europaabgeordneten sowie hohen Vertretern der Europäischen Kommission. Oberrheinkonferenz und der Oberrheinrat erhoffen sich dadurch entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung des gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraumes, der sich vom Aargau über Basel, Freiburg, Straßburg und Karlsruhe bis nach Neustadt an der Weinstraße erstreckt. Bei der Präsentation modellhafter Projekte war die Stadt Weil am Rhein auf Wunsch der Landesregierung mit der Dreiländerbrücke als realisiertem grenzüberschreitenden Projekt und mit der Verlängerung der Tramlinie 8 von Basel als in der Planung befindliches Vorhaben vertreten. Oberbürgermeister Dietz nutzte die Gelegenheit, sich bei den in Brüssel präsenten jeweiligen Kofinanzierern für ihre Unterstützung zu bedanken. Dazu zählen neben der Europäischen Union vor allem das Land Baden-Württemberg, das bei der Dreiländerbrücke knapp drei Millionen Euro bereitgestellt und bei der geplanten Verlängerung der Tramlinie einen Betrag von rund 10 Millionen Euro zugesagt hat. An den Gesprächen haben sich Ministerpräsident Günther Oettinger und EU-Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen, der Regionalpräsident des Elsass Adrien Zeller, der Basler Regierungspräsident Dr. Guy Morin und der Verleger Professor Dr. Hubert Burda beteiligt. OB Dietz, der von Bürgermeister Eberhardt begleitet wurde, freute sich über das große Interesse am Stand der Stadt Weil am Rhein und an den vorgestellten grenzüberschreitenden Projekten. Das Veranstaltungskonzept der Oberrheinkonferenz basiert auf einer Veranstaltung, die Dietz in seiner Zeit als Leiter der Landesvertretung schon einmal organisiert hatte. Deshalb hat er nun im Vorfeld die Präsentation auch mit vorbereitet.

    http://www.tram8.info/meldungen-2009…e2161f68428a21f

    Einmal editiert, zuletzt von 750 mm (18. April 2009 um 22:56)

  • Kritik an Planung der 8er-Tramverlängerung
    Weil am Rhein. Anlieger an der Hauptstrasse in Weil Friedlingen kritisieren die Planungen zur 8er-Tramverlängerung, berichtet die «Badische Zeitung». Ein Dutzend Anlieger, darunter der Betreiber einer Drogerie, in der sich die Poststelle befindet, hätten einen Brief an die Stadt Weil geschrieben, in dem sie ihrer Sorge um den Verlust von Parkplätzen Ausdruck verleihen. Ein Problem sei vor allem das separate Trassee, das Autos nicht überqueren können. Die Stadt will von diesen Planungen nicht abrücken, da das Trassee die Bedingung für hohe Zuschüsse ist.
    © Basler Zeitung 31.08.09

  • Welches Trassee können denn die Autos nicht überqueren? Im Bereich der genannten Drogerie (gemeint ist wohl jene an der Friedlinger Hauptstraße) muss das Tram doch sowieso im Strassenbereich verlegt werden und sich die Fahrspur mit den Autos teilen.
    "Lediglich" vom Zoll bis zur Abzweigung Hauptstraße soll es einen eigenen Trassenbereich geben, ebenso ab der Kurve zur Friedensbrücke bis zum Bahnhof Weil. Wo aber da keine Autos queren können, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar...

  • Richtig. Weitere konkrete Planungen zur Verlängerung bestehen noch nicht. Allerdings wird auf Weiler Seite eine Weiterführung des 8ers eher in Richtung Haltingen favorisiert. Gründe dafür:

    - Die allermeisten SWEG-Fahrgäste von Weil in Richtung Riehen fahren heute bis Lörrach weiter, diese Verbindung würde dann gebrochen. Dass die Linie 8 dann auch noch bis Lörrach verlängert würde, halte ich bis auf Weiteres für ausgeschlossen, da hier die S-Bahn mit ihrer dichten Haltepolitik eigentlich schon Tramaufgaben wahrnimmt.
    - In Altweil (Weil Ost) müsste das Tram irgendwie die S5 überqueren können. Dies ist aber wegen der Bahn-Oberleitung nur mittels teurer Unter- oder Überführung möglich.
    - Würde das Tram in Richtung Haltingen weitergeführt, könnten die beiden bedeutensten Weiler Ortsteile deutlich besser miteinander verknüpft werden, was letztlich auch eine positive psychologische Wirkung und Einstellung der Weiler zum Tram hervorrufen dürfte. ;) Die Vitra-Erschliessung ist ein weiterer wichtiger Effekt.

    Für mich steht aber ausser Frage - egal wohin das Tram verlängert wird - dass dieses mindestens durch das Stadtzentrum bis Läublinpark fahren muss.

  • Zitat:

    - In Altweil (Weil Ost) müsste das Tram irgendwie die S5 überqueren können. Dies ist aber wegen der Bahn-Oberleitung nur mittels teurer Unter- oder Überführung möglich.

    In anderen Städten hat es ebenerdige Kreuzungen Bahnoberleitung/ Tramoberleitung. z. B. in Dortmund und Leipzig, auch in polnischen Städten meine ich solche gesehen zu haben. Darf man so etwas heutzutage nicht mehr bauen?