• Planungsverfahren für Stützmauer läuft weiter

    Obwohl die Abstimmung für den Margarethenstich verloren wurde, wollen Behörden eine Baubewilligung.

    Teil des Margarethenstichs. Die Mauer beim Viadukt wird vor allem aus Beton sein, auf die zur Zierde Bruchsteinelement kommen. Visualisierung: Bau- und Verkehrsdepartement BS

    Teil des Margarethenstichs. Die Mauer beim Viadukt wird vor allem aus Beton sein, auf die zur Zierde Bruchsteinelement kommen.

    Visualisierung: Bau- und Verkehrsdepartement BS / Mischa Hauswirth

    Vor der Abstimmung zum Margarethenstich Ende September 2017 sprach kaum jemand von einer Mauer und von Bäumen, sondern nur von Schienen und deren Verlauf und Nutzen für die Stadt Basel. Geplant gewesen war eine Direktverbindung von der Tramroute Oberwil–Basel zum Bahnhof SBB, ohne über die Heuwaage und den Aeschenplatz kehren zu müssen. Das Baselbieter Volk erteilte an der Urne dem 21 Millionen Franken teuren Projekt mit einem Nein-Anteil von 57 Prozent eine deutliche Absage. Damit war das Vorhaben vom Tisch, da Basel-Stadt die Tramstrecke nicht alleine finanzieren wollte.

    Obwohl nun keine Schienen kommen, will das Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt (BVD) gewisse Teile des Planungsverfahrens dennoch umsetzen, wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Basler Zeitung vorliegen. Konkret geht es um die Tramhaltestellen Dorenbach und Margarethen sowie eine Stützmauer auf der Seite des Dorenbachviadukts und den Eingriff in den Margarethenhügel. Die Stützmauer soll als Betonmauer mit Natursteinbedeckung realisiert werden, wie es in einem Brief der BVB vom 8. Januar an das Bundesamt für Verkehr heisst. «Wir als Gesuchsteller (BVB und BLT) beantragen, das Verfahren im unveränderten Rahmen fortzuführen. Seitens Projektorganisation, die alle involvierten Bauherrren beinhaltet, besteht der Wille und die Absicht, für den Margarethenstich eine vollständige Genehmigung zu erhalten, um in den nächsten fünf Jahren mindestens mit dem Umbau der Haltestelle beginnen zu können», heisst es in einem BVB-Schreiben vom 16. Januar 2018.

    WWF über Vorgehen verwirrt

    Nach Ansicht der BVB ist kein neuerliches Planungsverfahren notwendig, sondern die Bewilligungen für Tramhaltestellen, Stützmauer, Eingriff in den Margarethenhügel und die damit verbundene Fällung von 24 Bäumen können noch im bestehenden Verfahren gegeben werden.

    Jost Müller, Geschäftsführer beim WWF beider Basel, stellt die Vorgehensweise von BVB und Baudepartement infrage. «Wir haben den Margarethenstich unterstützt und stehen immer noch hinter dem Tramanschluss, auch wenn der Finanzbeitrag aus dem Baselbiet abgelehnt wurde», so Müller. Deshalb sei der Eingriff in den landschaftlich und stadtbildnerisch wertvollen Margarethenhügel «auch zähneknirschend und nach langer interner Diskussion» akzeptiert worden.

    Da mit dem Nein die Finanzierung des Margarethenstichs nicht gesichert ist, fragt sich Müller, was hinter dem Vorhaben steckt, das Plangenehmigungsverfahren weiterlaufen zu lassen. «Wird die Baubewilligung erteilt, kann ein Eingriff in den Hügel vorgenommen werden, ohne dass aber Sicherheit besteht, dass das Hauptprojekt, die Tramverbindung, auch realisiert wird. Und nur in Güterabwägung mit dem Hauptprojekt haben wir dem Eingriff in den Hügel zugestimmt.» Eine Baubewilligung sei fünf Jahre gültig und könne drei Jahre verlängert werden, sagt Müller.

    Ein Missverständnis

    Seiner Ansicht nach müsste das Vorhaben entweder zurückgezogen werden, da ja der Hauptbestandteil nicht finanziell gesichert ist, oder es müsste für eine Bewilligung eine Finanzierung oder eine verbindliche Finanzzusage der Tramverbindung in irgendeiner Form vorliegen.

    «Sonst könnte die Situation entstehen, dass man in den Margarethenhügel eingegriffen hat, aber die Tramschienen gar nicht kommen oder nach den acht Jahren neue Verkehrskonzepte vorliegen, die die Verbindung ganz anders oder unnötig werden lassen», sagt Müller.

    Bereits kurz nach der Abstimmung wurden erste Stimmen laut, die ein Festhalten an der Planung Margarethenstich forderten und verlangten, nun müssten neue Finanzierungsvarianten ausgelotet werden, wenn das Baselbiet keinen Beitrag leisten wolle. Damals hielt sich BLT-Direktor Andreas Büt- tiker aus der politischen Diskussion heraus, weil er den Abstimmungsentscheid des Baselbieter Volkes respektiere, wie er zur BaZ gesagt hatte. Gleichzeitig hatte er bekannt gegeben, dass die BLT am Baubewilligungsverfahren für den Margarethenstich festhält. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

    In einem Schreiben vom 31. Mai 2018 stützt das Bundesamt für Verkehr die Vorgehensweise des BVD und hält fest, dass es nicht zwingend ein neues Planauflagenverfahren brauche und der Projektänderungsantrag den Bundesbehörden unterbreitet worden sei.

    Grossratsbeschluss für Gesamtpaket

    Der WWF beider Basel kann zur Projektänderung Stellung nehmen. Das ursprüngliche Projekt habe, sagt Müller, eine wesentliche Änderung erfahren, wenn nun nur noch zwei Tramhaltestellen, die Stützmauer und die Eingriffe am Hügel realisiert werden sollen und dies ohne Garantie des Schienenbaus. «Meiner Meinung nach müsste das neu publiziert werden», sagt Müller. Auch der Grossratsbeschluss mit der Finanzierung müsste nochmals überdacht werden, dieser gelte für das Tramprojekt als Gesamtpaket und nicht nur für die Teilstücke.

    Für Daniel Hofer, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt (BVD), beruhen die Bedenken des WWF auf einem Missverständnis. Der Projektänderungsantrag sei ein integraler Teil des erwähnten, noch laufenden Plangenehmigungsverfahrens und beziehe sich auf die Vereinfachung der Stützmauer, wie sie bereits im Vorfeld der Abstimmung im Nachbarkanton kommuniziert wurde, aber erst später Eingang in das Verfahren fand, sagt Hofer. «Die vereinfachte Stützmauer ist an sich nicht neu», sagt er.

    Quelle: bazonline.ch

  • Hmmm ... manchmal würde es sich für die Medien lohnen, in unserem Forum nachzuschauen und zu recherchieren ... die bz berichtet heute über etwas, was die Schwiegermutter-Zeitung (Schwiegermütter sind ja bekanntlich "wenig beliebt"!!) schon vor drei Monaten berichtete! :/

    Quelle: bz (AZ) vom 18.09.2018

  • Baugesuch (das ohnehin schon lief, nicht zu einem Bau verpflichtet und dessen Stornierung finanziell nichts genutzt hätte) wird nicht storniert:

    BaZ: "Skandal!!! Behörden ignorieren Volk und ziehen Bewilligungsgesuch nicht zurück!!!"

    Es wäre storniert worden:

    BaZ: "Skandal!!! Behörden geben viel Geld aus um das Gesuch, das nichts schadet, zurückzuziehen!!!"

  • Dieses Zitat ist der Hammer:

    «Es gehört zum Standard Repertoire von Verlierern, dass sie ihre Forderungen immer wieder aufs Neue hervorbringen und hoffen, das Stimmvolk so weichklopfen zu können», sagt der Baselbieter Landrat Hanspeter Weibel (SVP).

    Und das aus dem Munde eines SVP-Politikers ... sorry, ..., Herrn Weibel konnte ich noch nie ernst nehmen!

  • Ich finde das über den Margarethenstich der zu früh diskutiert worden ist und wieder alte Wunden aufreisst. Man hätte 3 bis 5 Jahre warten sollen bevor man wieder darüber redet. Wenn der Kanton Basel-Stadt das Projekt alleine durchboxt würde mich nicht wundern wenn die Baselbieter sich darüber freuen würden, wenn sie ohne einen Rappen zu zahlen eine schnellere Verbindung zum Bahnhof hätten. Wenn der Margarethenstich nicht gebaut wird, dann wird es immer schwieriger, beim Bund nach Geld zu fragen.

  • Schön wie Regierungen den Volkswillen nach knapp 4 Jahren missachten um ihren Grind durchzusetzen. 😒

    Leider nicht verwunderlich.

    Kurz OT: Im Appenzellerland tobt in Teufen AR nun seit Jahrzehnten ein Kampf über die Frage, wie die Appenzeller Bahnen durchs Dorf fahren sollen, per Tunnel oder per Doppelspur. Drei negativ ausgefallene Initiativen über einen Tunnel gab es schon, die vierte ist Juristenfutter und vor Obergericht hängig, für die fünfte werden Unterschriften gesammelt...

    Back-to-Topic: Ich finde es auch nicht optimal und kann verstehen, wenn sich der Stimmbürger Fragen stellt.

    Auf der anderen Seite sei ebenfalls die Frage erlaubt, ob es wirklich so schlecht wäre, wenn der Margarethenstich nun doch kommen würde. Das Projekt für sich macht durchaus einen sinnvollen Eindruck.

  • Das scheitert an den z.Zt. fehlenden Weichenverbindungen Leimental <--> innere Magarethenstrasse und innere Magarethenstrasse <--> SBB

    Es braucht überall eine neue Weichenverbindung!

    Wäre da ein Heuwaage-Bogen via Steinentorberg - SBB nicht sinnvoller und schneller, anstatt Innere Margarethen-Markthalle?

  • Man hätte nun wirklich zuwarten sollen, bis das Projekt Neubau Margarethenbrücke mitsamt dem neuen Bahnhofszugang direkt auf die Perrons ausgearbeitet sein wird. Dann nämlich wäre er da, der Gamechanger, der eine Neuauflage des Margarethenstichs rechtfertigt. (Und eine Linienführung via Margarethenstich und -brücke auch sinnvoller macht als via Heuwaage-Bogen, nebenbei bemerkt.)

    Dann wäre ein Volks-Ja aufgrund der Vorteile durchaus auch denkbar. So startet die Neuauflage gleich mal mit Störgeräuschen und Unverständnis im (nicht über die Pläne informierten) Volk. Strategisch äusserst ungeschickt.

  • Bevor hier wieder einmal das grosse Lamento losgeht was besser oder nicht gewesen wäre und jeder seine Taktik erläutert, muss man diese Meldung erst einmal einordnen. Vielleicht hilft hierzu auch die offizielle Medienmitteilung:

    https://www.baselland.ch/politik-und-be…ngen-vereinbart

    Wie der geneigte Leser selbst daraus ernennen kann, handelt es sich um zwei Absichtserklärungen, welche von der beiden Regierungen vereinbart und unterzeichnet wurden. Sie legen die strategische Stossrichtung der nächsten 10-15 Jahre fest. Ob und wenn ja welche Projekte überhaupt realisiert werden, entscheidet primär einmal das jeweilige kantonale Parlament (evtl. als gemeinsames Geschäft) und schlussendlich unter Umständen auch die Stimmberechtigten bei einem allfälligen Finanzreferendum.

    Grundsätzlich ist es ja löblich, dass Verkehrsprojekte regional angegangen werden. Die Zeiten, als jeder in seinem Gärtlein Projekte ausgeheckt und ohne Absprache realisiert hat, sind definitiv vorbei. Ob die Wiederaufnahme des Margarethenstichs zum richtigen Zeitpunkt erfolgt kann man durchaus diskutieren. Richtig ist es aber meines Erachtens, dass ein solches bi-kantonales Projekt in jedem Falle in die Mittel- und Langzeitplanung einfliesst. Dass die beiden Kantone an der Wichtigkeit dieses Projektes festhalten, wurde ja schon kurz nach der Abstimmung kommuniziert und überrascht somit nicht wirklich. Dies zeigt sich ja auch in der (bekannten) Tatsache, dass die Eingabe beim Bund durch den Kanton BS nicht zurückgezogen wurde.

    ÖV-Projekte haben es in unserer Region schon seit eh und je schwierig. Weshalb dies so ist, darüber gibt es sicherlich Expertenmeinungen. Wenn man aber die Entwicklungen in Zürich, Bern und Genf in Betracht zieht sieht man, dass es auch anders gehen kann. Ob die dortigen Entwicklungen für die Allgemeinheit gut oder schlecht sind, kann jeder selbst für sich entscheiden.

    Einmal editiert, zuletzt von 4106 (28. Januar 2021 um 09:16)

  • In Zürich hat man aber gar keine Zeit für eine ÖV-Referendum.

    Die sind bereits voll ausgelastet mit den fünf Stadion Referenda... ;)

    Und das ist eben genau das gleiche Beispiel, da wird abgestummen und nicht akzeptiert, auch wenn in Zürich eher ein Teil des Volkes die Abstimmung nicht akzeptiert. Dass das überhaupt geht ... ist dann wieder eine andere Geschichte.

    Aber hier beim Stich sollte sich jeder Politiker bewusst gewesen sein, dass so etwas eine Polemik an Tag rufen wird.

  • Schön wie Regierungen den Volkswillen nach knapp 4 Jahren missachten um ihren Grind durchzusetzen. 😒

    schj: Der Volkswille ist auf der Zeitachse gesehen nicht unabänderlich. Folgendes gäbe es nicht: AHV, Frauenstimmrecht(!!!), verkehrsfreie Innenstadt, das Basler Tram usw.

    Linie 21: Die Variante via Heuwaage-Markthalle wäre keine Verbesserung

  • Wenn ich mich noch richtig erinnere wurde die Finanzierung des Margaretenstiches in Basel Stadt vom Stimmvolk gar nicht abgelehnt, bin mir aber nicht sicher ob es in Basel Stadt tatsächlich eine Volksabstimmung drüber gegeben hatte. Allerdings könnte Basel Stadt diese Verbindung eigentlich alleine bauen, denn diese würde zum weitaus grössten Teil auf dem stätischem Boden liegen. – Ob man das wirklich will ist schlussendlich eine andere Diskussion. Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass die Akzeptanz für solche Verbindungen umso grösser wird, je eingeschränkter die Zufahrtsmöglichkeiten zur Stadt.

  • Gegen den Landratsbeschluss (BL) zum Margartehenstich wurde das Finanzreferendum ergriffen. Es ging damals um 14 Mio. Franken, wobei hiervon noch der Bundesanteil von 40% sowie ein Investitionsbeitrag der BLT in Abzug gezogen worden wäre. In den damaligen Kosten war auch der Umbau der Haltestelle "Dorenbach" gemäs BehiG enthalten. Dieser Umbau wurde bereits andersweitig realisiert und finanziert, sodass die Kosten entsprechend tiefer fallen werden. Gegen den Beschluss des Grossen Rates (BS) über 11.4 Mio. Franken gab es übrigens keinen Widerstand.

    Wie schon oben geschrieben: Das Gärtlein denken müssen wir aufgeben. Auch wenn der überwiegende Teil des Neubaus auf städtischem Boden zu liegen kommt, so ist der Nutzen dieser Verbindung primär für die Leimentaler (BL, SO) Bevölkerung. Der damalige Kostenschlüssel von 1/3 (BS) : 2/3 (BL) widerspiegelt diese Tatsache.

    Primär waren ja nicht einmal die Kosten das ausschlaggebende Argument für die Ergreifung des Referendums, sondern folgende "Drohkulisse":

    "Roger Molls Referendumskomitee rechnet mit erheblichen Verkehrsproblemen für Binningen. Die Gemeinde werde im Verkehr «ersticken». Staus bis weit über den Bottminger Kreisel, bis zur Heuwaage und Neuweilerplatz seien vorprogrammiert." Quelle: telebasel.ch

  • Variante Heuwaage technisch eh Blödsinn. Enge Kurve an der Heuwaage, und Linksabbieger aus der inneren Margrethenstr. Rtg. Bahnhof.

    Schon heute hat der 16er Muehe wieder anzufahren, wenn nicht ohne Halt über die Kreuzung gefahren werden kann.

    Das Ganze muesste mit Lichtsignal gesteuert werden, denn die Wgf. der L1, 2 & 8 wuerden das Herannahmen eines Kurses von

    der Heuwaage her nicht rechtzeitig sehen koennen.