Tram und Trolleybus oder eher doch Tram oder Trolleybus?

  • Zitat

    Zitat aus der Medienmitteilung von Pro Trolleybus vom 12.1.2007:

    „Erinnern will das Komitee Pro Trolleybus auch daran, dass – ausser Basel – sämtliche vergleichbaren Städte im In- und Ausland voll auf den Trolleybus als umweltschonendes, altersfreundliches und ökologisch optimiertes Verkehrsmittel setzen“

    Ich wollte nun wissen ob das stimmt.....

    Hier das Resultat meiner Recherche:
    45 Trolleybusbetriebe in der „alten“ EU (15), Norwegen und Schweiz:
    Neben Basel gibt es in "Westeuropa" nur 11 Agglomerationen die sowohl städtische Tramlinien als auch Trolleybusse betreiben (davon sind nur 6 mit Basel vergleichbar: Zürich, Bern, Genf, St. Etienne, Linz, Gent)

    +/- 200, meist erneuerungsbedürftige Trolleybusbetriebe in Mittel-/Osteuropa (neue EU-Länder: ca. 55) und der ehemaligen Sowjetunion (ca. 140 bis 150)

    Revival des Trolleybuses in Städten, die in der Regel über kein Tramnetz verfügen (z.B. Salzburg, Bologna)

    Mit Basel vergleichbare Städte setzen auf das Tram als Hauptverkehrsmittel und den Verbrennungsbus:
    Mulhouse, Strasbourg, Montpellier, Lille, Grenoble, Freiburg i Br., Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, Darmstadt, Mainz, Augsburg, Nürnberg, Erfurt, Chemnitz, Jena, Dresden, Frankfurt/Oder, Innsbruck, Graz, Antwerpen, Den Haag, Göteborg, Oslo etc. etc.

    Einmal editiert, zuletzt von kurduvadi (8. Februar 2007 um 17:31)

  • @Renntrabi

    Wahrscheinlich, dass es vernünftiger ist Fahrzeuge zu kaufen, welche die Umwelt mehrfach belasten und weniger bequem sind als Fahrzeuge zu kaufen, die 25 Jahre halten und die Umwelt viel weniger belasten.
    Spass bei Seite: In deutschen Städten fahren die Trams sogar in der Stosszeit nur alle 10 oder 20 Minuten, die Busse auch, so dass Trolleybusse unter diesen Umständen nicht wirtschaftlich sind. Zürich führt auf bestimmten Trolleybuslinien den 5 Minuten-Takt ein. Da ist der Trolley sicher wirtschaftlich.

    In der Debatte tauchen ausgesprochen dumme Argumente auf:

    Es wird nicht die Abschaffung des Verbrennungsbusses verlangt; es bleibt also das flexibelste Verkehrsmittel durchaus bestehen.

    Es verlangt niemand die Einführung eines Trolleybusses ins Ausland

    Das dümmste Argument: Die Kosten. Die BVB hatten während 32 Jahren drei Trolleybuslinien. 13 Millionen Mehrkosten wären doch aufgefallen!

    Auch beim Trolleybus ergeben sich Synergien: Die Infrastruktur kann mit dem Tram geteilt werden, und die hohen Herren könnten wie es jeder wirtschaftlich geführte Betrieb tut, Druck aufsetzten und vom IWB einen Mengenrabatt für den Strom verlangen, anstatt viel Geld für ein Experiment auszugeben. (Woher kommt das Biogas? Wie entwickeln sich die Gaspreise?)

  • @ kurduvadi:
    Interessant ist, dass von den sog. vergleichbaren Städten ohne Trolleybusse keiner in der Schweiz liegt, hingegen von den vergleichbaren Städten mit Trolleybusbetrieben, deren 3 in der Schweiz liegen.
    Von den Kostenstrukturen (Löhne, Strom- bzw. Gaspreise, Anschaffungspreise, Fahrpreise) sind sicher Städte in der Schweiz eher mit Basel vergleichbar als andere.
    Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

  • Macht es Sinn in Basel 3 Systeme zu betreiben, wovon ein System und zwar der Trolleybus nicht einmal nach Baselland fahren kann?

    Ist es da nicht besser, wie so viele vergleichbare Städte in unseren Nachbarländern, die Kräfte konzentriet auf den Ausbau des Trams zu verwenden und das ergänzende Busnetz einheitlich mit ökologischen Erdgas/Bigoasbussen zu betreiben? Basel sit DIE Tramstadt in der Schweiz, keine andere Agglomeration verfügt über ein so dichtes Tramnetz wie wir!

    Macht es Sinn aus ideologischen und nostalgischen Gründen an einem System festzuhalten, wenn wir beim Trolleybus nicht einmal über ein Netz, sondern nur über zwei zusammen nur 9.4 km lange Linien verfügen, die erst noch aufwändig mit Dienstfahrleitungen miteinander verbunden werden müssen?Zürich und Genf verfügen im Gegensatz zu Basel über ein echtes Trolleybusnetz.

    Ich glaube viele Schreibende haben noch nicht verstanden, dass Biogas ebenso klimaneutral ist wie Wasserkraft. Biogas wird nämlich aus kompstierbaren Abfällen und Klärschlamm hergestellt.

    Und zuletzt ncoh ein Wort zu den Energiepreisen: Auch der Strompreis dürfte steigen, denn der Strom wird in der Schweiz schon bald knapp werden.

    P.S. Wenn jemand den Verdacht hat, meine Statistik sei gefälscht, kann ich ihm die zugrundeliegenden Daten gerne im Detail zustellen, damit er selber nachzählen kann!

  • Tatsächlich macht es keinen Sinn, nur das bestehende Rest-Trolleybusnetz aufrecht zu erhalten. Dies ist wirtschaftlicher Unsinn. Wenn aber investiert würde und die Linien 30 und 36 auf Trolleybus umgestellt würden, hätte man einen gesunden Mix. Keine andere vergleichbare (schweizer) Stadt verzichtet ganz auf Verbrennungsmotorbetriebene Busse. Eine gemeinsame Trolleybusbeschaffung mit Zürich,Bern,Genf,Luzern,Winterthur,St.Gallen,Biel etc. ergäbe gewiss einen vernünftigen Kaufpreis. Der jetzige Tod des Basler Trolleybusses ist der Preis für die seinerzeitige Neoplanbeschaffung im Alleingang. Andere Städte haben besser eingekauft. Sie haben noch Trolleybusse.

  • Es hat niemand verlangt, dass alle Buslinien auf Trolleybus umgestellt werden müssen. Das Argument betr. Baselland und Ausland etc. fällt also schon mal weg. Auch die (meisten) Trolleybus-Freunde bleiben auf dem Boden der Realität und der Realpolitik...

    Auch die beste Tramstadt kommt nicht ohne Busse aus. Die Elektrotechnik und der Fahrleitungsbau beim Trolleybus liegen dem Tram aber sehr viel näher als ein Gasmotor - also sind Synergien hier viel naheliegender als beim Gasbus!

    Der Betrieb von Trolleybussen hat weder mit Ideologie noch mit Nostalgie zu tun. Hört doch auf, diesen abgewetzten Spruch herunterzubeten! Er wird durch die Wiederholung nicht wahrer. Innovationsfreudige Städte auf der ganzen Welt investieren in den Ausbau des Trolleybus-Netzes - nur Basel tickt mal wieder anders.

    Dass es nur noch zwei, zur Zeit nicht verbundene Linien sind, hängt damit zusammen, dass die ehemaligen Diesel- und heutigen Gas-Freaks das Trolleybus-Netz systematisch abgebaut haben, um die vollständige Zerschlagung voranzutreiben. Es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben, und für eine Umkehr ist es nicht zu spät.

    Und nun das Wichtigste: Auch der Biogas-Motor stösst wie jeder andere Verbrennungsmotor CO2 und andere umweltschädigenden Gase und verbrennungsbedingte Feinstäube aus. Bezüglich CO2 wird Biogas zwar als 'klimaneutral' bezeichnet, ist dadurch aber nicht weniger schädlich als anders erzeugtes Abgas. Nur keine Abgase sind nicht schädlich, und diese Möglichkeit haben wir mit dem Trolleybus. Der Staat sollte hier mit dem guten Beispiel vorangehen, und statt ein umweltfreundliches System zu zerstören, es weiter ausbauen.

    Zudem bietet uns der Vorschlag der Regierung keinen wirklichen Biogasbus, sondern nur einen halben: Die Busse werden maximal mit 50% Biogas betrieben. Und noch nicht einmal diese 50% Biogas werden zur Zeit der Einführung der Busse vorhanden sein, denn es fehlt an Biomasse und an Vergasungsanlagen. Also reine Augenwischerei, um dem Abgasbus ein grünes Mäntelchen umzuhängen!

    Zur angeblichen Stromknappheit möchte ich mich nicht weiter äussern, denn HIER kommt purste Ideologie ins Spiel. Bevor uns der selbst produzierte Strom ausgeht, wird uns das Erdgas fehlen - oder der Russe dreht uns den Hahn zu, weil China alles Gas aufkauft. Mit dem bisschen Biogas werden wir dann nicht mehr sehr weit kommen... Die Energiediskussion sollte nicht missbraucht werden als billiges Argument gegen den Trolleybus!

    Wer heute Biogas fordert, müsste - um glaubhaft zu sein - mindestens genauso intensiv auch die Solar- und Windenergie fordern: Beides macht - an der richtigen Stelle aufgebaut und nicht beim einzelnen Bus-Motörli - sehr viel Sinn. Nicht erst die UN-Studie zur Klimaerwärmung zeigt, dass hier der Spass längst aufgehört hat, und dass endlich nicht nur geschwatzt, sondern auch gehandelt werden muss! Und dies wohl nicht durch den Abbau von umweltfreundlichen Systemen, auch wenn sie - kurzfristig gedacht - etwas teurer sind.
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Drahtzieher (12. Februar 2007 um 11:06)

  • kurduvadi: Das mit dem Biogasbetrieb ist doch reiner Etiquettenschwindel. Es bringt absolut nichts, teueres Geld in irgendwelche Erdgas/Biogasbusse zu investieren. Wenn dieses Biogas anderweitig, zum Beispiel als Beimischung in das normale Haushaltsgas verwendet wird, kann ohne zusätzliche Investitionen der selbe CO2 Spareffekt erreicht werden. Nur ist ein Anteil von vielleicht 0,00001% im Ergas halt nicht so publikumswirksam wie reines Biogas beim Bus. Das hast du im Gegensatz zu anderen leider immer noch nicht kapiert.