• Wer von Euch kennt auch folgendes Problem?

    Viele meiner digitalen Tram und Bus-Fotos lasse ich von einem Fotogeschäft auf Fotopapier printen. So zum Beispiel von Fotolabo Club, Belcolor oder Fotocolor Kreuzlingen. - Etwa seit einem halben Jahr wird nun jede Art von gelber Farbe viel zu dunkel so richtig senfgelb geprintet. - Alle anderen Farben sind unverändert gut und natürlich.

    Ich verstehe nicht, wieso alle Fotogeschäfte die Farbe gelb nicht mehr richtig hinbekommen. Nicht einmal im erfahrenen Fotogeschäft konnte man mir weiterhelfen. - Obwohl, wenn ich die Fotos auf dem Drucker ausdrucke, die richtige Farbe heraus kommt.

    Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen! Danke im Voraus.

  • Die erwähnten Labors - Fotolabor Club, Belcolor und Fotocolor Kreuzlingen - haben eines gemeinsam: sie sind Billiglabors! In so einem Grosslabor werden täglich zigtausende Prints hergestellt, und das funktioniert vollautomatisch und extrem schnell. Ein Negativ wird vor dem Printvorgang auf gegen 500 Punkten eingemessen, will heissen, der Computer checkt das Negativ bzw. dessen Farbdichte, die Helligkeit und Kontrast, "entscheidet" dann welche Filterung zu wählen ist und belichtet dann das Fotopapier. Wohlgemerkt: dies alles passiert innert einigen wenigen hundertstel Sekunden. Kein Mensch sieht das Ergebnis und könnte korrigierend eingreifen. Ein Beispiel aus der Praxis: Wir fotografieren Tante Emma vor einem roten Vorhang. Das Gesicht von Tante Emma nimmt ca. 30% vom gesamten Bild ein, also sind etwa 70% des Bildes rot, wegen dem Vorhang. Nun kommt also Kollege Computer und registriert einen grossen Rotanteil im Negativ und schmeisst deshalb die Komplementärfarbe von rot - also grün - mittels Filter rein. Das Ergebnis: Tante Emma sitzt mit grünlichen Gesicht, als ob die Gute bereits sämtliche Stürme der Weltmeere ertragen hätte, vor besagtem Vorhang. Aber immerhin ist der Vorhang schön rot!

    Dies erklärt übringens auch, weshalb all die schönen Sonnenuntergänge der letzten Ferien auf den Fotos so fad daherkommen: das kitschige rot wird einfach weggefiltert! Deshalb: um Farbentreue zu erhalten, ohne dass einem irgendwelche dämlichen Computer alles wegfiltern, bleibt nur eines: verwendet Diafilme!

  • Guten Morgen Pascal

    Ganz unrecht hat Stevecam zwar nicht, aber weder ist es gar so schlimm, was die automatischen Korrekturen angeht, noch lasse ich sein Fazit gelten. Gerade der Diafilm bringt schliesslich noch zusätzliche Probleme mit sich, was den Dynamikumfang und die Notwendigkeit zur exakteren Belichtung angeht.

    Die Billiglabors bzw. das Billiglabor (Fotolabo Club hat sein eigenes Labor vor einiger Zeit aufgegeben und lässt jetzt bei Photocolor Kreuzlingen arbeiten, Belcolor weiss ich nicht) arbeiten tatsächlich mit automatischen Korrekturen während dem Verarbeitungsprozess, die die Bilder nicht nur verbessern, das stimmt. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass dasselbe Problem auch bei den hochpreisigen Laboren von Fachhändlern auftritt, die typischerweise Kleingeräte mit ähnlichen Funktionen wie die grossen Laborstrassen verwenden. Oft ist das Problem da aber ein personelles, denn kein Labor stellt für das Operating einen hochqualifizierten Mitarbeiter an, das rechnet sich einfach nicht. Oder der Kunde wäre nicht bereit, die dadurch entstehenden Kosten zu tragen.

    Eine sinifikante Veränderung in der Verarbeitungsqualität in der letzten Zeit kann ich nicht feststellen, es gab ihn allenfalls mal bei der Umstellung auf Digitaltechnik, aber das sind jetzt auch schon viele, viele Jahre seither. Nur zum Verständnis: Auch Filme werden schon lange gescannt und dann digital ausbelichtet, von dem her macht es sowieso keinen Unterschied mehr, ob man chemisch oder gleich digital arbeitet.

    Farbe und deren Empfindung ist sowieso eine hochgradig individuelle Sache. Manches "farbechte" Bild möchte man sich lieber gar nicht ansehen, denn die sehen gelegentlich echt schlimm aus, um jetzt das passende Fäkalwort nicht zu gebrauchen.

    Im Gegensatz zum chemischen Film, welcher eine Farbtemperatur vorgegeben hat und meistens auch über einen typischen herstellerspezifischen "Farbstich" verfügte (Kodak=blau, Fuji=grün, Agfa=rot ...), hat uns die Digitaltechnik den sog. Weissabgleich gebracht, der üblicherweise der Kameraautomatik überlassen bleibt. Selbst sehr gute und recht teure Kameras haben damit so ihre Probleme, wie man auch meinen Bildern gut entnehmen kann (gerade unter kritischen Lichtbedingungen). Richtiger wäre deshalb, den Weissabgleich in jeder Situation manuell durchzuführen, um konsistente Ergebnisse zu erhalten.

    Ein weiterer Punkt ist natürlich die Belichtung, die oft gar nicht so trivial ist, wie man das meinen würde. Die Kameraautomatik belichtet je nach Einstellung mehr oder weniger ausgewogen auf einen - im optimalen Fall - 18% Grauanteil im Bild. Auf diesen Wert sind jedenfalls die Belichtungsmesser generell geeicht, wobei es auch da Unterschiede gibt. Fotografiere ich nun ein (dunkel-) grünes Tram im hellen Sonnenlicht, misst die Belichtungsautomatik einen völlig anderen Wert, als wenn das Tram gelb ist. Typischerweise werden so dunkle Gegenstände über- und helle Gegenstände unterbelichtet.

    Um einen gelben Tramwagen oder Bus korrekt zu fotografieren, müsste auch die Belichtung entsprechend korrigiert werden, dh. beispielsweise die Belichtungszeit um vielleicht 1/2 Blende verlängert werden. Die Ausbelichtung erfolgte dann mutmasslich auch in einem korrekteren Gelb.

    Natürlich kann das in engen Grenzen auch am Computer nachträglich noch verändert werden, wobei das nur ein Notbehelf ist.

    Vielleicht führst Du mal ein paar Tests mit der Belichtungskorrektur durch und siehst Dir die Ergebnisse an. Ich würde mal schätzen, dass sich dadurch einiges schon optimieren lässt.

    Gruss - Guido

  • Was Guido Studer schreibt, stimmt. Jedoch ist es doch so, dass Fotos, welche vollautomatisch auf fotochemischen Weg auf Papier gebannt werden, nie farbecht sein können , da die Referenz fehlt. Um sicher zu sein, müsste theoretisch eine Farb- und Graukarte mit auf dem Bild sein, um dem Operator die Referenz zu geben. Aber wie G. Studer richtig schreibt, kann so eine "Fachvergrösserung" keiner bezahlen.

    Der Weissabgleich bei den digitalen Fotokameras ist so eine Referenz. Aber auch sie kann - gewollt oder ungewollt - beeinflusst werden. Weissabgleiche beeinflusse ich in der Videoproduktion dahingehend, um "weichere" und/oder "wärmere" Farben zu erhalten: um den Gesamteindruck etwas wärmer zu gestalten, verwende ich anstelle eines weissen Blattes Papier ein solches mit hellen Blautönen. Um entsprechend eine kühlere Optik zu erreichen, verfahre ich umgekehrt mit einem rötlichen Blatt.

    Wie auch immer: Automatik ist nicht alles. Wenn möglich sollten keine automatischen Weissabgleiche, Focuseinstellungen oder Belichtungen eingesetzt werden, da sich diese Automatiken schnell vertun können. Wir in der profesionellen Videoproduktion verwenden ausschliesslich Kameras, welche keine Automatiken kennen (ausgenommen die Blendenautomatik, aber auch die wird meist auf Manuell umgestellt, um ein "Pumpen" der Blende bei rasch wechselnden Lichtverhältnissen zu eliminieren). Weissabgleich, Fokus und wie erwähnt Blende werden ausschliesslich manuell bedient.


    Und noch eines: auch die besten Labors können nicht helfen, wenn beim Aufnahmevorgang Fehler durch Unter- oder Überbelichtung oder falsch gemessene, automatische Weissabgleiche passieren. Ebenso spielt die Güte der verwendeten Technik eine Rolle.Billigobjektive (Fachjargon "Bülagon" von wegen der Flaschenglasfabrik in Bülach) zeichnen Kontrast, Schärfe und Farbentreue nur sehr ungenau ab.

    Um korrekt belichtete Fotos zu erhalten, sollte auf eigene Erfahrung und manuelle Einstellung zurückgegriffen werden.

    PS: wegen dem Dia: Diese werden im Umkehrprozess entwickelt und es werden keine Einflüsse durch Filterungen etc. vorgenommen. ein perfekt belichtetes Bild bleibt auch als Dia perfekt!

    2 Mal editiert, zuletzt von stevecam (11. Januar 2007 um 12:10)

  • Guten Tag Stevecam

    Zitat

    Original von stevecam
    Jedoch ist es doch so, dass Fotos, welche vollautomatisch auf fotochemischen Weg auf Papier gebannt werden, nie farbecht sein können , da die Referenz fehlt.

    Wobei ich daran zweifle, ob die Bilder wirklich farbecht sein sollen ... ;->

    Zur Automatik: "Eine gute Automatik ist wie ein begabter Anfaenger. Sie macht nichts voellig falsch, aber auch nichts ganz richtig." (Alexander Borell)

    Zitat

    (...) Der Weissabgleich bei den digitalen Fotokameras ist so eine Referenz.

    Der ist gut, muss ich mir merken. Geläufig sind mir da eher beschreibende Begriffe wie "Flaschenböden" oder "Suppenzooms" (letzteres für Zooms mit besonders grossem Brennweitenbereich).

    [quote]PS: wegen dem Dia: Diese werden im Umkehrprozess entwickelt und es werden keine Einflüsse durch Filterungen etc. vorgenommen. ein perfekt belichtetes Bild bleibt auch als Dia perfekt!

    Im Prinzip, ja. Wobei das natürlich auch fürs Negativ gelten würde. Dass die Praxis auch da der Theorie wieder quer kommen kann weiss jeder, der einmal etwas zu alte Chemie, ein verschmutzter Entwicklungstank oder die falsche Temperatur bei der Entwicklung erwischt hat. Auch "überlagertes" (sprich abgelaufenes) Filmmaterial hat gelegentlich ganz schöne Farbstiche zur Folge ...

    Zum Schluss aber wieder zurück zum Amateur-Digitalfotografen: Erfahrung ist alles und noch nie war es so einfach, Erfahrungen zu sammeln, dank den minimalen Kosten pro Bild aus der Digitalkamera.

    Allzeit gut Licht!

    Gruss - Guido

  • Vielen Dank für die zahlreichen Informationen. Ich bin nicht vom Fotofach und verstehe auf Anhieb daher auch nur etwa die Hälfte.

    Grundsätzlich bin ich wie gesagt mit den Farben zufrieden. So pingelig genau nehme ich es nicht mit den Abweichungen. Aber das BLT-/AAGL-Gelb ist schrecklich abweichend vom Normalen. Das sieht sogar ein Nichtfotograf, dass da etwas nicht stimmen kann.

    Ich werde dem aber noch auf den Grund gehen, in dem ich an Belcolor ein früheres Foto zusammen mit einer Neuentwicklung des selben Bildes zurücksende. Die sollen mal Antwort stehen.

  • Guten Abend Pascal

    Zitat

    Original von Pascal Morat
    Ich werde dem aber noch auf den Grund gehen, in dem ich an Belcolor ein früheres Foto zusammen mit einer Neuentwicklung des selben Bildes zurücksende. Die sollen mal Antwort stehen.

    Ja, mach mal, und berichte nachher hier, was die dazu sagen. Zudem könntest Du das Bild verkleinert mal hier posten, vielleicht sieht man dann auch, ob es damit ein generelles Problem gibt.

    Gruss - Guido