Nur zwei Firmen bieten neue Trams an

  • Bombardier und Stadler Rail haben Offerten für die Beschaffung von 55 Tramwagen für BVB und BLT eingereicht. Siemens kämpft noch immer um eine Sanierung des Combino.

    Am 23. November wird ein erster Basler Combino huckepack nach Krefeld gekarrt. In den Werkstätten von Siemens wird er umgebaut und als sanierter Prototyp auf Basels Geleise zurückkehren.
    Ende Oktober hätten für die Sanierung alle technischen Nachweise erbracht sein sollen. Der Betriebsfestigkeitsnachweis ist allerdings nur «vorläufig». BVB-Sprecher Pius Marrer sagt: «Er wird durch die Experten geprüft und entsprechend den Ergebnissen gegebenenfalls nochmals durch Siemens überarbeitet.»
    An der Ausschreibung für 55 neue Gelenktramwagen für
    BLT und BVB beteiligt sich Siemens nicht mehr. Andreas Büttiker, Direktor der federführenden Baselland Transport (BLT), sagt: «Wir haben zwei technisch valable Offerten erhalten.» Es handelt sich um den Bombardier-Konzern und die Schweizer Firma Stadler aus dem thurgauischen Bussnang. Büttiker ist «enttäuscht», dass Siemens und die Firma Alsthom nicht mitbieten. Nach Brancheninformationen haben Alsthom die hohen Ansprüche des Stadtbasler Schienennetzes von einem eigenen Angebot abgehalten.

    wenig wettbewerb. Büttiker meint, für ein Auftragsvolumen von 250 Millionen Franken «hätten wir uns mehr Wettbewerb gewünscht». Auf dem europäischen Markt gebe es noch insgesamt fünf bis acht mögliche Anbieter.

    Die Trams der neuesten Generation werden auf bewährte Technologien zurückgreifen: Der Niederfluranteil muss nur noch mindestens 60 Prozent betragen. Dennoch liegen die Preise deutlich über jenen der Combinos, die vor fünf Jahren 3,5 Millionen Franken pro Stück kosteten. Büttiker will sich nicht zu den angebotenen Preisen äussern. Aus BVB-Kreisen ist jedoch zu vernehmen, dass der Preis rund 40Prozent über dem Combino-Preis liege.
    «Wir sind jetzt daran, die Angebote technisch und juristisch zu prüfen», sagt Büttiker. Bei einem Entscheid werden die Investitionskosten mit 30 Prozent, die Betriebs- und Unterhaltskosten mit 20 Prozent gewichtet, gefolgt von Technik, Kundenfreundlichkeit und Lieferantenbeurteilung (je rund 10%). Im ersten Quartal 2006 wird entschieden. Büttiker behält sich aber auch einen Nullentscheid vor.
    Im kommenden Jahr soll eine Vorserie von vier Fahrzeugen bestellt werden, um diese unter realen Bedingungen auf dem Netz zu erproben.

    eigene rechnung. An der Vorbestellung wollen sich die BVB mit 1,2 Millionen Franken beteiligen. Dafür erhalten sie aber keinen Investitionskredit des Kantons Basel-Stadt. Der Regierungsrat beantragte am vergangenen Dienstag dem Grossen Rat, einen entsprechenden, erst am 6. September gestellten Antrag wieder zurückzuziehen. Denn ab 2006 sind die BVB eine selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt. Dann zahlt der Kanton nur noch Investitionen für Infrastruktur und Gleisbau. Das neue BVB-Gesetz ist von den Stimmberechtigten am 27.Februar gutgeheissen worden; seit dann ist klar, dass die neue Regelung kommt.

    Für Investitionen wie Rollmaterial oder Maschinen können die BVB beim Kanton ein Kontokorrentdarlehen beantragen, wenn sie nicht genügend Eigenmittel haben. «Die 1,2 Mio. können wir vermutlich aus den Abschreibungsmitteln zahlen», erklärt Georg Vischer, BVB-Vizedirektor.
    An der gesamten Trambeschaffung wollen sich die BVB im Jahr 2011 mit einer Bestellung von 15 Fahrzeugen beteiligen. Damit sollen die ältesten BVB-Trams ersetzt werden, die dann 40 bis 45 Jahre im Betrieb stehen werden. Für die Investitionen von 60 bis 70 Millionen Franken müssten die BVB beim Kanton ein rückzahlbares Darlehen beantragen, erwartet Vischer. Darüber wird der Grosse Rat zu entscheiden haben. Damit, so der BVB-Vizedirektor Vischer, würden «die Volksrechte nicht eingeschränkt».

    Quelle: Bazonline vom 18,11,05